Ein Hilferuf und mysteriöse Nachrichten hielten mich in Atem.
Ich war gerade auf dem Weg meine Ladung Bexalite zu dem korrupten Geschäftsmann in Lorville zu bringen, als ich eine Nachricht von Hermieoth erhielt. Er war im Aaron Halo Asteroidengürtel und brauchte dringend meine Hilfe, um den Scanner an seiner Terrapin zu optimieren. Er wollte mich für meine Hilfe bezahlen. Irritiert schaute ich die Nachricht an. Kam ja gar nicht in Frage, dass er mich bezahlte. Hermieoth hatte mir schon oft geholfen.
*
Es dauerte nicht lange, bis ich die Position von Hermieoths Signal erreichte. Mit einem lauten Knall verließ ich den Quantum-Tunnel. Ein Meer von Asteroiden umgab mich, aber kein Hermieoth, keine Terrapin. Auf dem Radar war gähnende Leere. Ein Ping von meiner White-Rabbit durchpflügte den Asteroidengürtel. Nichts. Dann ein Knacken im Funk. Es war Hermieoth.
“Schön, dass Du hier bist, Zero.”
Verwundert schaute ich aus dem Cockpitfenster. Auf dem Radar wurde immer noch kein Kontakt angezeigt.
“Wo bist Du? Ich sehe Dich nicht.”
“Direkt neben Dir. Du kannst leider nicht zu mir an Bord kommen. Mein Raumanzug ist defekt und ich kann deshalb die Tür zum Weltall nicht öffnen. Bekommst Du das so hin?”
“Kein Thema. Die Software kann ich remote aufspielen. Ich hab noch ein kleines Gerät aus Grim Hex mitgebracht, mit dem man versteckte Schiffe besser aufspüren kann. Das kann ich von außen an Deiner Scanner-Schüssel befestigen.”
Es war höchst mysteriös, was Hermieoth im Aaron Halo Asteroidengürtel trieb. Er wollte es allerdings nicht verraten. Und warum verhielt sich seine Terrapin wie ein Stealth Schiff? Na ja, es ging mich nichts an. Keine Fragen stellen, einfach den Auftrag erledigen.
Die Optimierungen am Scanner der Terrapin waren schnell durchgeführt. Hermieoth war zufrieden. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich wieder auf den Weg nach Hurston.
Doch meine Neugierde ließ mich nicht los. Ich durchforstete den Intercom. Vielleicht gab es eine Nachricht, die eine der Relaisstationen aufgezeichnet hatte und die Hinweise gab. Zu meiner Überraschung fand ich tatsächlich etwas. Einen etwas abgehackten Funkspruch, der einige Tage alt war. Die Stimme klang vertraut.
“Seid fast z… …..en sind wir jetzt hier und haben bish.. ….t. ……en. …..st du wirklich, dass wir die Daten richtig Lesen? Du weißt ich za… .r.. wenn ich gefunden habe w….. ..r suchen.
Wir sol….. ..elleicht eine neue Kalibrierung der Sca…. .. ..tra… .iehen. Ich muss am vierz….en zurück. Dann müssten wir im n……. .ahr noch einmal auf die Suche gehen.”
Am vierzehnten war ein Treffen von F.R.O.S. geplant, zu dem auch Hermieoth kommen wollte. Das war ein Indiz, dass es die Stimme von Hermieoth war, aber kein Beweis.
Eine unbekannte Stimme antwortete auf den Funkspruch. Die Nachricht war völlig verstümmelt. Es war die Rede von Betriebskosten, dass man schon was finden würde und dass man nochmal los fliegen müsse.
Schließlich fand ich eine weitere Nachricht, die erst einen Tag alt war.
“Ich habe einen Fr..nd er……. .önnen.
Er bringt mir, was i.. ..auche.”
War das tatsächlich Hermieoth? War ich der Freund, von dem die Stimme sprach? Immerhin hatte ich ihm etwas gebracht, was bei einer Suche half.
Es gab noch einige weitere abgehackte Nachrichten zwischen diesen beiden Personen, aus denen ich nicht schlau wurde.
Erschöpft ließ ich mich in die Rücken-Lehne des Stuhles fallen. Das brachte mich nicht weiter. Abwesend starrte ich auf den Bildschirm. Gerade als ich aufstehen wollte, fing meine Scanner-Schüssel eine Nachricht ab. In Echtzeit, sie war live. Es war wieder die vertraute Stimme. Gebannt hörte ich zu.
“..y Ecke,
Tut mir …. … bin hier tief ins scann.. ….unken und hab die Zeit ……….
Die neue Kalibrierung funkt……. ….aublich gut. … …ick dir das Einst……… .is auf 3 Mio. Km solltest du auch ……. …es erfassen.
Sieh dir … … an. Zwar noch keine …….or, abe. …. Reclaimer.”
Ha. Wusste ich’s doch. Das musste Hermieoth gewesen sein. Ich hatte den Scanner seiner Terrapin bis auf 3 Millionen Kilometer optimiert. Aber was suchte er da draußen? Es hörte sich so an, als ob er eine Prospector suchte und eine Reclaimer gefunden hatte.
Ich durchforstete weiter das Intercom, fand aber nichts mehr, was auf Hermieoth hindeutete. Doch ich fand andere, höchst mysteriöse Nachrichten.
“Ihr seid abscheulich und widerlich, mein Bruder hat als Techniker in einem dieser Bunker gearbeitet, Ihr habt ihn Blutrünstig ermordet, nur um an Daten zu kommen an diesem Sicherheitsposten von Hurston Dynamics. Leider hatte er, nach meinem Wissen, die Zugangsberechtigung nicht für das Dataterminal, anstelle Ihn gehen zu lassen, da Ihr sowieso euch hinter euren Masken versteckt, bringt Ihr in blutrünstig um.
Wenn Ihr jemanden von HD oder Ehemals von HD schnappen wollt! Kommt! Ich warte auf euch….bzw. ich habe euch im Visier und werde jeden einzelnen von euch zur Rechenschaft ziehen.
Dies richtet sich auch an Piraten und Mörder, die lieber Geld verdienen auf blutigen Pfade als vernünftig zu arbeiten.
Ich bin Archangel und werde euch jagen!
Merkt euch den Namen!
Free Stanton!”
Ach Gott. Da war jemand sehr aufgebracht und auf Rache aus. Als wenn es nicht schon genug Gewalt in Stanton gab. Wahrscheinlich hatte sie ihren Bruder in einem der Bunker auf Hurston gefunden. Das waren gefährliche Orte. Auch ich hatte das schon erleben müssen. Und auch ich hatte schon tote Techniker aus einem Bunker geborgen. Na ja, geborgen war vielleicht nicht so ganz der richtige Ausdruck. Ich wollte die Klamotten für meine Schmuggelaktion nach Lorville haben.
Auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, dass ich mir den Namen Archangel merken sollte.
Die nächste Nachricht, die ich fand, war von einer Lexa Anoya. Sie verfluchte die Nine Tails in der Nachricht und rief alle auf, sich der Civilian Defence Force anzuschließen, um gegen die Nine Tails zu kämpfen. Die gute Dame wusste wohl nicht, dass die Civilian Defence Force nur ein weiterer Ausdruck der Ausbeutung durch die Megakonzerne war. Anstatt die Sicherheitsprobleme in Stanton mit den eigenen Sicherheitskräften in den Griff zu bekommen, schickten die Megakonzerne Zivilisten in den Kampf. Nur um den eigenen Profit zu vergrößern.
Kurz nach dieser Nachricht wurde eine weitere gesendet. Eine weitere Werbung für die Civilian Defense Force. Diesmal unterzeichnet von Archangel. Es schien so, als ob Lexa Anoya Archangel war. Dann hatte also Lexa ihren Bruder verloren.
Tief atmete ich ein und aus. Den Schmerz konnte ich gut nachempfinden. Ich hatte einen Freund verloren. Kylo. Er war ein Opfer im Drogenkrieg von Stanton gewesen. Doch Rache brachte die Toten nicht zurück. Rache linderte auch den Schmerz nicht.
Und dann war da noch eine Nachricht.
“Einwohner Stantos, Schwestern und Brüder, ihr die ihr schon zu lange unter den ausbeuterischen Konzernen gelitten habt, glaubt nicht den Lügen über die Nine Tales! Eure Feinde sitzen in den Glaspalästen und fressen sich fett an dem, was sie euch abpressen. Und doch werden sie nicht satt. Sie schicken Söldner und Mörder, die keine Gnade zeigen und nur ihren eigenen Profit im Sinn haben, um sich noch den Rest zu holen.
Doch wir, die die ärmsten der Armen mit Nahrung und Medizin versorgen, lassen das nicht mehr zu. Und ich sage euch: Greifen wir zu den Waffen!!! Vergelten wir Gleiches mit Gleichem und holen zurück, was unseres ist!!!
Eine Warnung an diejenigen, die mit Steinen werfen und selbst im Glashaus sitzen und ein Aufruf an alle, die dem nicht mehr tatenlos zusehen wollen:
Wir bieten jedem eine Belohnung, der uns die Helme toter PMCs bringt, welche unsere Lager plündern und unsere Brüder ermorden!!!
Mit einer Ausnahme:
Archangel wollen wir lebend und in einem Stück… Noch!
Verrecken sollen jene, die die Väter unserer Kinder umbringen!
Wer Wind säht, wird Sturm ernten!!!”
Da schien irgendetwas zu eskalieren. Diese Archangel hatte wohl in ein Hornissennest gestochen. Doch wer war der Absender von dieser Nachricht? Es schien jemand zu sein, der ein Problem mit denen in den Glaspalästen hatte. Waren damit die Megakonzerne gemeint? Bestimmt. Und der Absender schien Unterdrückte zu unterstützen und zu versorgen. Das tat ich auch. Der Absender war mir sympathisch, bis auf die Sache mit den Waffen. Das gefiel mir nicht. Oder war der Absender von den Nine Tails? Es schien fast so. Aber die Nine Tails unterstützten doch keine Armen mit Nahrung und Medizin. Sie hatten Orison angegriffen und Raumstationen blockiert. Menschen wie ich mussten die Blockade durchbrechen und die Stationen mit medizinischen Gütern versorgen. Ich war verwirrt. Das war alles sehr seltsam und mysteriös.
Es gab noch eine Reihe weiterer Nachrichten, in denen Stimmung gegen die Nine Tails und andere Gangs gemacht wurde. Und dass Archangel das reinigende Feuer bringen würde.
Es schien mir alles doch etwas überzogen. Die Spirale der Gewalt drehte sich immer schneller. Wohin würde das noch führen? Für mich stand fest, ich musste weiter unter dem Radar bleiben. Still und leise den Menschen helfen, die Hilfe benötigten. Den Unterdrückten und den freien Völkern. Sollten die anderen sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. In den Rauchschwaden ihres Kampfes konnte ich unbemerkt mein Werk vollbringen.
Danke an Hermieoth und Lexa Anoya für die kreativen Nachrichten im Intercom des Roleplay Universe Discord.