Log #146 – Angriff der Nine Tails

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Ein Angriff auf eine Raumstation führte zu einer Notlage. Ich verstand den Irrsinn nicht und versuchte zu helfen.


Mit trüben Blick schaute ich in das Whisky Glas. Rauchig riechende Dämpfe stiegen von der gold braunen Flüssigkeit in meine Nase. Ich konnte es nicht glauben und stützte mich schwerfällig auf den Tresen. Vor wenigen Minuten hatte ich die Eilmeldung auf dem Mobiglas gesehen. Die Nine Tails hatten die Raffinerie-Station Ambitious Dream angegriffen. Raumkämpfe tobten im Asteroidenfeld das die Station umgab. Die Menschen in der Station waren von der Versorgung abgeschnitten. Wut kochte in mir hoch. Warum!? Warum gab es immer wieder Verrückte die wahnsinnige Großmacht-Ansprüche hatten. Warum mussten diese Irren über Leichen gehen. Warum mussten sie anderen Menschen Leid zufügen. Ich dachte die Zeiten der A.M.C.Y., der Asteroid Mining Corporation of Yela wären vorbei. Die Zeiten in denen die Mining Corporation mit der Hilfe der Nine Tails die Gegend von Grim Hex und dem Mond Yela terrorisierte. Doch bei den Nine Tails gab es jemanden der die alte Ordnung mit Gewalt wieder herstellen wollte. Ich kannte die Nine Tails, viele hatte ich auf Grim Hex getroffen. Ich war mir sicher, dass nicht alle mit dem Angriff einverstanden waren. Allerdings war es nur schwer vorstellbar das die Mehrheit der Nine Tails offen dagegen Position bezog. Die Konsequenzen wären hart. Auch ich hatte das schon erfahren müssen. Es hatte vor einiger Zeit einen Anschlag auf mein HAB in Grim Hex gegeben. Nur weil ich zu viele Fragen gestellt hatte.

Ich schaute auf und sah mich selbst im Spiegel hinter der Bar. Glasige Augen und Entschlossenheit waren in meinem Gesicht zu sehen. Es gab einen dumpfen Knall als ich mit Wucht das Whisky Glas auf den Tresen stellte. Die wenigen Gäste in der dunklen Bar schauten mich verstohlen an. Es war mir egal. Sollten sie denken was sie wollten. Auf der Ambitious Dream Station wurden dringend medizinische Güter benötigt. Meine White-Rabbit war ein sehr schnelles Raumschiff. Sie war ein Blockade-Brecher. Ich konnte helfen. Ich wollte helfen.

*****

Einige Stunden später war ich im Anflug auf den Rayari Anvik Research Außenposten auf dem Mond Calliope. Einer von vier Posten im Stanton System bei dem medizinische Güter gekauft werden konnten. Die Sicht auf Calliope war wie immer beschissen. Ich konnte kaum erkennen was auf der anderen Seite der Cockpit Scheibe war. Es waren noch 20 km bis zum Außenposten als ein Signal auf dem Radar auftauchte. Dann ein zweites. Die Signale waren direkt voraus, beim Außenposten. Meine Hände wurden feucht und zitterten leicht. Hatten die Nine Tails eine Blockade um den Außenposten eingerichtet? Angestrengt schaute ich aus dem Cockpit. Doch ich konnte nichts erkennen. Noch 10 km. Ich musste eine Entscheidung treffen. Beherzt gab ich vollen Schub. Die Triebwerke brüllten auf, katapultieren die Star Runner nach vorne und mich in den Sitz.

Mit maximaler Geschwindigkeit donnerte ich im Tiefflug über den Außenposten. Eine Cutlass Black und eine Hercules Starlifter standen auf den Landepads. Es waren keine Nine Tails sondern Helfer die medizinische Güter für die Ambitious Dream Station besorgten. Mir war klar dass die mächtige Starlifter mehr Frachtraum hatte als der Außenposten Lagerfläche. Meine Chancen hier medizinische Güter zu bekommen waren gering. Ich beschloß auf den nahegelegenen Mond Clio zu fliegen. Dort gab es einen weiteren Rayari Research Außenposten. Zu meiner Überraschung hatte er genug medizinische Güter um meinen Frachtraum komplett voll zu laden.

Während des Quantum Flugs zur Ambitious Dream Station konnte ich mich etwas entspannen. Tief sank ich in den Pilotensitz und schloß die Augen. Bilder von Explosionen und Raumschiff-Wracks drängten in meinen Kopf, ließen mich nicht los. Ängste kamen in mir hoch. Ängste aus vergangenen Zeiten die ich glaubte hinter mir gelassen zu haben. Die Bilder vor meinem geistigen Auge färbten sich rot. Rotes Licht brannte sich durch meine geschlossenen Augenlider. In der Ferne glaubte ich Sirenen zu hören. Plötzlich schreckte ich hoch und riß die Augen auf. Ein schriller Alarm hallte durch das Cockpit begleitet durch ein pulsierendes rotes Licht. Dann ein Knall. Schlagartig bewegte die White-Rabbit sich nicht mehr, schwebte still im All. Die Nine Tails hatten ein Anti Quantum Feld aufgebaut. Der schnelle Quantum Flug war hier beendet. Ich war noch fast 200 km von der Station entfernt. Das letzte Stück musste ich mit dem konventionellen Antrieb fliegen. 200 km Ungewissheit.

Gerade als ich mich gesammelt hatte tauchte urplötzlich und ohne Vorwarnung ein Schiff neben mir auf. Mehr aus Reflex als Bewußt gab ich volle Energie auf die Schilde. Alle meine Muskeln waren angespannt. Meine ganzer Körper verspannte, war unfähig sich zu bewegen. Sekunden verstrichen wie Stunden. Dann wagte ich vorsichtig einen Blick aus dem Cockpit-Fenster. Rechts neben mir schwebte eine Constellation. Friedlich lag sie im Meer der Sterne. Ein weiteres Hilfsschiff das wie ich aus dem Quantum Tunnel gefallen war. Die Hilfsbereitschaft war gigantisch. So viele halfen, brachten die dringend benötigten Waren ins Krisengebiet zur Ambitious Dream Station. Gemeinsam mit der Constellation machte ich mich auf den Weg zu unserem Ziel.

Erst auf der Raumstation fiel meine Anspannung langsam von mir ab. Ich stand auf dem Aussichtsdeck und schaute hinaus durch die gigantische Panoramascheibe. Der Ausblick auf den Nebel und die Asteroiden war traumhaft. Das Weltall war so schön, konnte so friedlich sein. Wenn nur diese Typen nicht wären die nach Macht und Einfluss gierten. Warum hinterließ die Menschheit immer noch eine Spur von Krieg und Zerstörung? Wir waren so fortschrittlich. Hatten uns im Weltall ausgebreitet, viele Planeten besiedelt. Und es gab noch so viel Unbekanntes zu entdecken. Trotzdem hatten einige nichts besseres zu tun als über andere her zu fallen. Ich unterdrückte gerade eine Träne als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ein Pfleger aus dem Krankenhaus stand neben mir. Er musste nichts sagen. Seine Dankbarkeit für die gelieferten medizinischen Güter war deutlich zu sehen.

Gemeinsam schauten wir hinaus in die Weiten des Alls und lauschten der Musik aus dem Mobiglas. Auf allen Radiosendern kam der gleiche Song. “Give Peace A Chance”. Ich hoffte der Irrsinn würde bald zu Ende sein.