Transportbehälter für gefährliche Güter bringen neue Erkenntnisse und Fragen.
Meine Abhöreinrichtung im Comm Array hatte zwei interessante Nachrichten aufgezeichnet.
Die erste Nachricht war von den Sicherheitsbehörden von Hurston.
“Beendigung der höchsten Alarmstufe. Maulwurf und Unterstützer in kritischen Abteilungen aufgedeckt. Mitarbeiter werden entlassen und bekommen keine Unterstützung mehr von Hurston Dynamics. Normaler Betrieb kann wieder aufgenommen werden.”
Sah so aus, als ob sie den Hacker erwischt hatten, der Loreville in Alarmzustand versetzt hatte. Die zweite Nachricht war von einem unbekannten Absender, Empfänger war das Hauptquartier von Hurston Dynamics. Die Nachricht war mit dem gleichen Algorithmus verschlüsselt wie die letzte Nachricht mit Informationen über den Killersatelliten, die ich abgehört hatte.
“Information bezüglich Satelliten Prototyp E.Projektstatus gelb. Maulwurf gefasst. Sicherheitslücke, die zum Vorfall in der Höhle geführt hatte geschlossen.Transportbehälter für Waffenkomponente E undicht. Neue Hochsicherheits-Lösung notwendig.”
Ich öffnete mir eine Whiskey-Cola und ließ mich auf das rote Sofa in der Küche der Star Runner fallen. Das waren gute Nachrichten, ein Grund zum Feiern. Nach einem kräftigen Schluck rutschte ich tiefer in die weichen Sitzpolster und entspannte. Der Absender glaubte, dass der Maulwurf der Grund für die Sicherheitslücke war. Er hatte keine Ahnung, dass ich die Kommunikation abhörte und die Verschlüsselung geknackt hatte. Ich hob die Dose in die Luft und stieß mit einem imaginären Gast an. “Gut gemacht Zero.” sagte ich grinsend zu mir selbst. Der Vorteil lag auf meiner Seite, jetzt brauchte ich nur noch eine neue Spur.
Beunruhigend war allerdings, dass die Transportbehälter für die Waffenkomponente undicht waren. Ich musste an das abgestürzte Schiff denken, das den Kampfstoff transportiert hatte. Ein Crewmitglied war an einer seltsamen Krankheit erkrankt. Die arme Sau hatte direkten Kontakt mit den Transportbehältern. Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Wir hatten es mit einer wirklich gefährlichen Waffe zu tun. Die Risiken waren nicht zu unterschätzen. Das wusste auch Hurston Dynamics. Deshalb brauchten sie neue Hochsicherheits-Lösungen für den Transport der Waffenkomponente. Plötzlich hatte ich eine Idee. Ich öffnete mein Mobiglass.
*********
Einige Tage später stand ich im Lagerraum eines Außenpostens von Hurston Dynamics. Der Transportbehälter den ich aus dem Regal holte sah bedrohlich aus. Eine Kugel, die aus mehreren Platten verschraubt war. Sie war aufgehängt in einer Transportvorrichtung die wie ein Käfig aussah. Die Kugel schwebte fast frei und leuchtete an mehreren Stellen gelb.
In der Kugel befand sich ein hochsensibler Stoff, der im Quantumflug explodierte. Ein Warnschild wies deutlich darauf hin. Die physikalischen Zusammenhänge verstand ich nicht, aber ich verstand, dass ich das Zeug vorsichtig transportieren musste. Auch Hurston Dynamics musste vorsichtig sein beim Transport des Kampfstoffes für die Biowaffe. Sie brauchten eine spezielle Lösung, vielleicht einen Spezialisten. Das war die Schwachstelle, an der ich ansetzen wollte. Ich hatte bei einer Firma angeheuert, die sich auf den Transport von gefährlichen Gütern spezialisiert hatte. Sollte Hurston Dynamics diese Art der Dienstleistung in Anspruch nehmen, würde ich zur Stelle sein.
*********
Ich hatte schon einige Aufträge für die Firma durchgeführt, als er kam, der Auftrag auf den ich gewartet hatte. Er klang mysteriös und gefährlich. Im Auftrag stand etwas von toxischen Abfällen. Sie sollten von einem Außenposten auf dem Mond Aberdeen abgeholt werden. Details gab es keine, der Auftraggeber war eine Scheinfirma. Die letzte Spur die wir zur Biowaffe hatten, führte nach Aberdeen. Das konnte kein Zufall sein, hoffte ich zumindest.
Ich hatte den Außenposten fast erreicht, als eine Warnung auf meinen Instrumenten angezeigt wurde.
“Privatbesitz. Gebiet umgehend verlassen.”
Was sollte der Blödsinn. Ich hatte einen Auftrag und wurde hierher beordert. Ich ignorierte die Nachricht und landete direkt neben dem Gebäude. Bevor ich ausstieg überprüfte ich zur Sicherheit meine Koordinaten. Ich war am richtigen Ort. Dann sah ich eine Markierung auf der Karte, nur wenige Kilometer entfernt. Das Klescher Hochsicherheits-Gefängnis. Irgendwie fand ich das gruselig.
Als ich vor der Luftschleuse stand kam mir die Sache immer merkwürdiger vor. Der Außenposten war ein Emergency Shelter. Wieso stand ein Emergency Shelter auf einem Privatgrundstück das man nicht betreten durfte. Das war sinnlos. Ich zuckte mit den Schultern und ging in die Luftschleuse. Zischend öffnete sich das innere Schot. Mit einem langen Schritt betrat ich den Raum. Mein Blick schweifte umher. Links stand eine medizinische Liege. Weiter hinten im Raum waren Regale. Gleich rechts im Eingangsbereich standen unter einem Fenster zwei Pakete. Auf beiden stand “Biogefahr”. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Das war meine Fracht. Ich wollte gar nicht wissen, welche Operationen hier durchgeführt wurden und was in den Paketen war. Mit dem ersten Paket wollte ich gerade in die Luftschleuse, als mir ganz unten in den Regalen etwas auffiel.
Ich stellte das Paket wieder auf den Boden und näherte mich dem Regal. Ich traute meinen Augen nicht, als ich sah was dort gelagert war. Es war das gleiche Dekontaminierungs-Set, das wir auch in der Höhle gesehen hatten. Meine Gedanken rasten. In meinem Kopf formte sich langsam ein Bild. Das Bild nahm Form an wie eine Vase auf einer Töpferscheibe. Ein Emergency Shelter in einem Sperrgebiet, in der Nähe ein Gefängnis. Konnte das möglich sein? Mein Blick fiel auf die Pakete mit den Bioabfällen, dann auf das Dekontaminierungs-Set. War der Kampfstoff hier in neue Transportbehälter umgeladen worden? Wurde er im Gefängnis gelagert? Oder hatte das hier gar nichts mit dem Killersatelliten zu tun?
Ein Hochsicherheits-Gefängnis wäre ein sicheres Versteck. Niemand kam unkontrolliert rein oder raus. Klescher lag tief unter der Erde. An der Oberfläche war nur der Eingang und einige Lüftungsschächte zu sehen. Bei meinem Abflug vom Emergency Shelter flog ich über das Gefängnis. Ich blickte seitlich aus dem Cockpitfenster auf das massive Gebäude. Nein, das war kein Ort in den ich einfach rein spazieren und rumschnüffeln konnte. Ich musste die Aktivisten informieren. Vielleicht würde eine Observierung etwas ergeben. Sollten wir eine Spur oder sogar den Kampfstoff finden, war ich bereit. Ich hatte inzwischen die Lizenz zum Transport für gefährliche Güter und Erfahrung durch meine Tätigkeiten für die Spezialfirma.