Log #119 – Project Enos – Geisterschiff

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Ein Schiff in dem unerklärliche Dinge vor gingen und ein Puzzleteil im Rätsel von Enos war.


Nebel waberte durch den Raum. Die Beleuchtung war sehr schwach. Die Wände und Böden waren ölig. Es war rutschig und roch ranzig. Die Stimmung an Bord war unheimlich, geradezu gespenstig. Erinnerungen kamen in mir hoch, an die Zeit, als ich auf einer Reclaimer gearbeitet hatte. Nur in diesem Schiff war kein Lärm, kein Leben. Es war totenstill. Ich bewegte mich nicht und hörte in die Stille. Plötzlich war hinter mir ein Knarzen und Knirschen zu hören. Metall das über Metall schleifte. Ich schaute über die Schulter zur Quelle des Lärms. Eine Tür öffnete sich mit einem langezogenen quieeeck. Kjeld kam herein.

“Willkommen auf der Hydra Talis. Ich glaube es ist die Zwölf.”
“Wie Zwölf”, fragte ich verwirrt “Gibt es mehrere Hydra Talis? So wie die Hydra mehrere Köpfe hatte?”
“Möglicherweise”, antwortete Kjeld. “Wir hatten Xedan auf diesem Schiff gefunden. Nachdem niemand sonst da war, hatten wir es mitgenommen nach Grim Hex. Dummerweise gibt es seitdem vermehrt Cyberangriffe auf mich. Meine persönliche KI ist inzwischen offline. Wir hatten das ganze Schiff durchsucht aber nichts gefunden. Vielleicht fällt Dir noch etwas auf. Komm, ich zeige Dir alles.”

Kjeld führte mich durch die Reclaimer. Er erzählte, dass die Hydra Talis ein Sklavenschiff war. Sie hatten mehrere Namen im Bordcomputer gefunden, auch Xedan’s Name war dabei. Was mit den Sklaven an Bord vermutlich gemacht wurde überstieg meine Vorstellungskraft. Ich hatte den Eindruck, dass das Wehklagen der Sklaven immer noch von den Wänden hallte. Je tiefer wir in die Eingeweide des Schiffs vordrangen desto gruseliger fand ich es. 

Als wir die Leiter aus dem Maschinenraum hoch kamen hörte ich ein Piepsen. An der Wand war ein blinkendes Licht zu sehen.
“Was Blinkt da? Ein Zeitzünder”, fragte ich scherzhaft.
“Keine Ahnung. Das hatte ich bisher nicht gesehen. Als wir das Schiff durchsucht hatten, hat da nichts geblinkt. Ich lasse es genauer untersuchen.”
“An Bord scheint mehr Elektronik aktiv zu sein als Dir bekannt ist. Sicher, dass die Cyberangriffe nicht von diesem Schiff ausgehen”, frotzelte ich.

Schließlich kamen wir in den Frachtraum.
“Hier hatten wir Xedan gefunden”, erzählte Kjeld.
“Wie geht es ihm”, fragte ich.
“Er wurde an Bord verhört und gefoltert. Jetzt ist er in einer Art Koma. Ich frage mich, warum er zurückgelassen wurde. Die Entführer hätten eine Menge Lösegeld für ihn bekommen können. Es scheint fast so, als sollte er gefunden werden.”
Ich runzelte die Stirn und schaute Kjeld fragend an. “Was mich zu der Frage führt, ob Xedan Opfer oder Täter ist.”
Kjeld nickte. “Da bin ich mir auch nicht mehr sicher.”
Plötzlich war ein lautes Rums zu hören. Der Lastenaufzug bewegte sich. 

“Hast Du den Aufzug gerufen”, fragte Kjeld.
“Nein ich hab nicht auf den Knopf gedrückt.”
Kjeld funkte seinen Mann an, der mit an Bord gekommen war. “Kjeld für Root. Bist Du beim Lastenaufzug?”
“Nein ich bin im Cockpit”, sagte Roots Stimme aus dem Funk.
Kjeld und ich schauten uns an, dann schauten wir zum Fahrstuhl und zogen beide unsere Waffen. Entweder war noch jemand an Bord, oder es spuckte in diesem Schiff. Erneut war ein Rums zu hören. Diesmal etwas leiser. Der Fahrstuhl blieb auf einem anderen Deck stehen.

“Kjeld für Root. Prüfe die internen Scanner ob noch jemand an Bord ist.”
Wir fingen an das Schiff zu durchsuchen. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir vom Cargo zum Salvaging Deck. Die schwache Beleuchtung machte die Sache nicht einfacher. Ich fing an Schatten zu sehen, wo keine waren. Dann sah ich etwas rotes an der Wand.
“Was ist das? Blut? Rost?”
Kjeld kam näher und schaute sich die Wand an. “Keine Ahnung, das war noch nicht da, als wir das Schiff durchsucht hatten.”
“Bist Du sicher dass Ihr das Schiff wirklich durchsucht habt? Blinkende Lichter und rote Flecken kommen doch nicht einfach ……”
Den Satz konnte ich nicht zu Ende sprechen. Wie aus dem Nichts öffnete sich die Fahrstuhltür. Wir fuhren herum, richteten die Waffen auf den Fahrstuhl, bereit alles unter Beschuss zu nehmen, was da raus kommen sollte. 

“Locker Leute, ich bin’s. Die Scanner haben nur unsere drei Lebenszeichen an Bord angezeigt.” Es war Root. Ich presste die angestaute Luft zwischen meine Zähne durch und ließ mich gegen die Wand fallen. Mein Gott, dieses Geisterschiff strapazierte meine Nerven. Root schaute sich den roten Fleck an und konnte sich auch keinen Reim darauf machen.
“Ich hole einen Scanner. Wir haben zwar nur einen einfachen, aber vielleicht zeigt er etwas interessantes an”, sagte Kjeld und verschwand.
Root und ich schauten uns weiter um. Auf dem Balkon des Salvaging Raums fanden wir weitere rote Flecken. 
“Erzähl mal, woher kommst Du und was machst Du so”, fragte Root interessiert.
Ich erzählte meine Geschichte und Root erzählte von sich. Er schien ein ganz netter Kerl zu sein, obwohl er Offizier bei der UEE Navy war. Von der Navy zu einer Sicherheitsfirma auf Grim Hex. Was für ein Werdegang. Ich grinste in mich hinein.

Schließlich kam Kjeld mit dem Scanner. Der brachte uns aber nicht wirklich weiter. Kjeld glaubte irgendwelche Kristalle zu erkennen. 
Wir durchsuchten das restliche Schiff und fanden überall diese roten Flecken. Ich konnte kaum glauben, dass die Flecken noch nicht da waren, als Kjeld und sein Team das Schiff durchsucht hatten. Vielleicht war es ein Mikroorganismus der das Schiff befallen hatte. Auf jeden Fall war ich froh, dass ich meinen Raumanzug und meinen Helm an hatte und gefilterte Luft atmete.

Nachdem wir von Bord gegangen waren ging ich noch ein Bier trinken. Ich schaute durch das Panoramafenster der Rennstrecke von Grim Hex auf die Asteroiden und die Sterne. Die Hydra Talis, Project Enos, die Biowaffe, der Killersatellit. Wie hing das alles zusammen? Und wie tief steckten die Nine Tails mit drin? Kjeld hatte mir erzählt, dass der Anschlag auf mein Hub ein Werk von Externen war. Die Nine Tails wollten zwar nicht, dass wir rum schnüffelten, hatten sich aber von dem Anschlag distanziert. Aber die Nine Tails waren keine Einheit mehr. Es gab Splittergruppen. Einer besonders radikalen Splittergruppe gehörte die Hydra Talis.