Log #117 – Killersatellit – Eine Hoffnung

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Hoffnung auf eine weitere Spur zum Killersatelliten.


Der Ort war traumhaft schön. Wellen plätscherten sanft gegen das Ufer. Eine warme Brise strich über meine Wangen. Ich saß an einem kleinen See auf dem Planeten Hurston und genoss die Einsamkeit. Meine Gedanken kreisten um die Ereignisse der letzten Tage. Unsere Indizien deuteten darauf hin, dass Hurston Dynamics heimlich einen Killer-Satelliten bestückt mit einer Biowaffe entwickelte. Der Satellit war ausgerüstet mit waffenfähigen MTX-1 Chips von Microtech. Aber stimmten unsere Vermutungen? Wir benötigten Beweise. Die Spur aus der Höhle war kalt. Dort kamen wir nicht weiter. Um mich zu zerstreuen, schaltete ich Radio Infinity ein. Brubacker arbeitet neuerdings für einen Radiosender. Nicht zu fassen. Als wenn er nicht schon mit seiner bisherigen Redaktion überfordert wäre.

Ich nahm einen kleinen Stein und warf ihn ins Wasser. Die Wellen des Aufpralls breiteten sich in konzentrischen Kreisen aus. Hatte die Biowaffe mit Enos zu tun? Und breitete sich der E Erreger im Stanton System aus wie die Wellen im See? Und warum sollte Hurston Dynamics heimlich einen Killer-Satelliten bauen? Ein geheimer Militärauftrag? Illegale Geschäfte? Ich hörte meine eigene Stimme. Im Radio kam das Interview, das Brubacker mit mir geführt hatte. Wir hatten das Gespräch schon vor längerem aufgezeichnet. Ich war ganz schön am schimpfen – über das UEE und die Großkonzerne. Zu Recht, es zeichneten sich immer mehr dunkle Machenschaften ab.

Der Wind hatte inzwischen aufgefrischt. Erste Sandkörner prasselten in mein Gesicht. Die Luft wurde staubig und das Atmen fiel schwerer. Der Planet Hurston zeigte sein wahres Gesicht. Ich ging zurück in die Star Runner. An Bord stolperte ich über Teile meiner Rüstung. Ich hatte sie nach dem Einsatz in der Höhle einfach auf den Boden geworfen. Es war Zeit, ein wenig aufzuräumen. Als ich die Rüstung im Schrank verstaute, fand ich etwas in den Taschen. Es war das Mobiglas, das ich dem Miner in der Höhle abgenommen hatte. Neugierig öffnete ich die Anwendung und schaute mir die Einträge an. Mit dem was ich fand hatte ich nicht gerechnet. Erstaunt setzte ich mich aufs Bett. Ich scrollte weiter durch die Einträge. Ein Hoffnungsschimmer keimte in mir auf.

Einige Stunden später traf ich Sam auf der Orbitalstation ‘Everus Harbor’. Sam gehörte zum Aktivisten Netzwerk. Ich gab ihm das Mobiglas und erzählte von den Ereignissen beim Wrack und der Höhle. Während ich erzählte, schaute sich Sam die Einträge im Mobiglas an.
“Woher hast Du das Mobiglas”, fragte Sam sichtlich überrascht.
“Ich habe es einem Toten in der Höhle abgenommen. Sieht so aus als ob er zum Aktivisten Netzwerk gehört hatte.”
“Ja, wir vermissen ihn schon eine Weile. Er war einer Sache auf der Spur”, die Stimme von Sam klang traurig.
“Was für einer Sache”, hackte ich nach.
“Wir observieren eine Einrichtung von Hurston Dynamics in der vermutlich an geheimen Projekten gearbeitet wird. Bisher haben wir nichts handfestes. Er wollte die Lieferketten für die Einrichtung nachverfolgen.”

Ich dachte kurz nach und zeigte auf das Mobiglas.
“In einem der Einträge steht, dass ein Schiff spezielle Frachtbehälter aus der Höhle abtransportiert hatte. Genau diese Frachtbehälter suche ich. Ziel und Registriernummer des Schiffs stehen auch dort.”
Sam schaute sich den Eintrag an. Nachdenklich sagte er
“Der Zielort des Schiffes ist die Einrichtung, die wir observieren. Es kam aber kein Schiff mit der Registriernummer dort an. Wahrscheinlich ist es doch woanders hin geflogen….”
“….Oder abgestürzt”, unterbrach ich ihn. “Wäre nicht das erste Schiff.”
“Warte mal….” Sam überprüfte etwas in seinem Mobiglas.
Ich schaute aus dem großen Panoramafenster der Raumstation. Eine 890 Jump flog so dicht vorbei, dass ich den Namen des Schiffs erkennen konnte. ‘Renaissance’ stand seitlich auf der Luxusyacht.
“Hier ist es”, sagte Sam. “Unser Netzwerk hat einen Absturz registriert. Das liegt ungefähr auf der Strecke zwischen der Höhle und der Einrichtung die wir observieren. Vielleicht hast Du recht. Das solltest Du Dir mal anschauen.”
Ich machte mich auf den Weg zum Hangar und war erst zwei Schritte gelaufen als ich Sam rufen hörte.
“Zero.” Ich blieb stehen und schaut über die Schulter zurück zu Sam. “Nur auskundschaften. Gehe nicht alleine in das Wrack.”
Ich grinste und ging ohne ein weiteres Wort weiter. 

Die Absturzstelle befand sich in einer Ebene auf dem Mond Aberdeen. Es gab kaum Erhebungen und keine Deckung. Um unentdeckt zu bleiben näherte ich mich im Tiefflug. Die dichte gelbe Atmosphäre von Aberdeen hatte die Sichtweite einer Kartoffelsuppe. Bäume und Felsen tauchten plötzlich vor mir auf und flogen am Cockpit vorbei. Ich war nur noch wenige Kilometer vom Wrack entfernt als plötzlich ein lauter Knall zu hören war. Das ganze Schiff erzitterte. Die Beleuchtung der Star Runner wechselte von weiß auf rot. Alarmzustand. Ich prüfte die Instrumente. Die Anzeige für den Schiffs Zustand zeigte schwere Schäden am Rumpf. Ich hatte den dicken Bauch der Star Runner unterschätzt und war über mehrere Bäume und Felsen geschrammt.

Einen knappen Kilometer entfernt von der Absturzstelle fuhr ich das Fahrwerk aus und landete in einer Senke. Viel Deckung hatte ich nicht, aber besser als nichts. Ich wollte keine Überraschung erleben wie in der Höhle, also näherte ich mich zu Fuß dem Wrack. Die Temperaturen lagen bei über 200 Grad Celsius. Trotz Hitzeschutzanzug war der Marsch schweißtreibend. Nach langen Minuten erreichte ich einige Felsen, die mir Deckung und eine gute Übersicht auf das Wrack boten. Die Bruchstücke der zerbrochenen Constellation lagen verstreut in der Ebene. Durch das Zielfernrohr beobachtete ich die Absturzstelle und versuchte etwas zu erkennen. Der Mond Aberdeen legte einen gelben Schleier über die Szenerie. Ich hatte keine klare Sicht. Nur auskundschaften hatte Sam gesagt. Dazu musste ich näher ran. Ich verließ meine Deckung.

Im Laufschritt näherte ich mich dem Wrack. Mein Herz rannte schneller als meine Beine. Ich keuchte. Auch wenn mich keiner kommen sah, zu hören war ich bestimmt. Endlich erreichte ich das erste Trümmerstück und schlüpfte in den Schatten der abgebrochenen Mittelsektion. Kniend japste ich nach Luft. Dann bemerkte ich einen Körper neben mir. Einen leblosen Körper. Ich fand weitere Tote und das Logbuch. Enttäuschung machte sich in mir breit als ich das Logbuch las. Die Constellation war von Piraten angegriffen worden und hatte nichts mit dem Killer-Satelliten oder der Biowaffe zu tun. Die Hoffnung auf eine neue Spur zerplatzte wie eine Seifenblase.