Weitere herbe Rückschläge ereilten uns auf unserer Expedition.
Unsere Expedition war auf keinem guten Weg. Wir hatten noch nichts gefunden, was bei der Regen-Krise helfen könnte, den ROC verloren und uns fast umgebracht. Zudem machte sich Friedrich Sorgen wegen Piraten. Wir versuchten zwar unentdeckt zu bleiben, aber Xine kannte unsere Position und jemand namens Trüffelschwein suchte nach Informationen über unser Vorhaben.
Wir beschlossen, den Mond Fairo zu verlassen und zum Mond Ignis zu fliegen. Ein neues geheimes Basislager und eine neue Chance, die benötigten Mineralien zu finden. Friedrich, Brubacker und Hermieoth flogen vor, ich machte mich auf den Weg zur Gaslight Station, um nach einem neuen ROC zu suchen.
Nach Tagen in einem Raumschiff und auf einer Mondoberfläche war es ein befremdliches Gefühl, eine Raumstation zu betreten und von fremden Menschen umgeben zu sein. Die Station war heruntergekommen, verwahrlost und überall lagen Berge von Müll. Auch die Gerüche und Geräusche waren anders. Das Getuschel heimlicher Gespräche lag in der Luft und der feurig strenge Geruch gegrillter Ratten stieg mir in die Nase, als ich die Lobby betrat.
Gaslight hatte keinen Shop, in dem Fahrzeuge verkauft wurden. Also versuchte ich mein Glück als erstes in der Bar. Als ich die Bar betrat, sprangen die Gäste auf, rannten raus oder versteckten sich in einer Ecke. Die Barkeeperin zog eine Waffe und richtete sie auf mich. Erschrocken hob ich die Hände und rief.
“Stop! Halt! Ich habe nichts getan und will nur ein Rust. Äh … und einen ROC suche ich.”
“Was für einen Tumult verursachst Du hier”, hörte ich eine Stimme aus einer dunklen Ecke.
“Meinst Du etwa, die sind wegen mir so aufgebracht?“
“Bis Du hereingekommen bist, war hier alles ganz entspannt. Los, lass uns rausgehen, bevor noch etwas Schlimmeres passiert.”
Zusammen mit dem Fremden verließ ich die Bar.
“Du suchst also einen ROC”, fragte er mich in einer dunklen Ecke.

“Ja. Hast Du etwa einen?”
“Er ist etwas heruntergekommen, ich habe lange gebraucht um ihn mit den wenigen Ersatzteilen hier auf der Station flott zu kriegen, aber ja, ich habe einen ROC:”
Es stellte sich heraus, dass der Fremde Pike hieß, vom Planeten Hurston war und er sich einer Expedition angeschlossen hatte, um dem einfachen, trostlosen Leben als Arbeiter zu entfliehen. Allerdings wurde er von den anderen auf Gaslight zurückgelassen. Er hatte kein eigenes Raumschiff und saß seit sechs Monaten auf der Station fest.
Ein Flüchtling von Hurston, der kein Freund des Megakonzerns Hurston Dynamics und kein Citizen war, das machte ihn sympathisch. Er brauchte Hilfe und hatte etwas, das ich brauchte. Ich bot ihm an, sich mit seinem ROC unserer Expedition anzuschließen. Unter der Voraussetzung, dass wir ihn später in das Stanton-System bringen würden, sagte er zu.
Wenig später landeten wir mit der Starlancer Max auf dem Mond Ignis. Brubacker, Hermieoth und Friedrich kamen an Bord und waren nicht gerade begeistert.
“Wen hast Du jetzt schon wieder mitgebracht?”, fragte Friedrich erzürnt.
“Ich habe einen ROC aufgetrieben. Und einen Fahrer mit dazu. Das ist Pike.”
“Und Pike kommt jetzt woher?”, fragte Brubacker stöhnend.
In dem Augenblick betrat noch eine Person die Messe der Starlancer. Sie hatte einen Helm auf. Irritiert schaute ich auf den Fremden und fragte.
“Und wen habt ihr mitgebracht?”
“Alaska”, antwortete Brubacker. “Du kennst ihn doch von der Untersuchung der Siedlungen der ersten Siedler von Stanton. Wir haben ihn zufällig beim Bergbau getroffen.”
Alaska nahm seinen Helm ab und wir begrüßten uns freudig. Dann erzählte Pike seine Geschichte, die er mir schon erzählt hatte.
“Und wirst Du auch bei uns bleiben und uns helfen, oder haust Du gleich wieder ab?”, fragte Brubacker.
“Ich bin pleite, habe kein Raumschiff, also wohin soll ich”, antwortete Pike flapsig.
Friedrich unterbrach das Gespräch und erläuterte den Plan für das weitere Vorgehen. Bevor wir aufbrachen, um nach Mineralien zu suchen, nahm mich Hermieoth zur Seite. Er erzählte mir von einer Vision, die er im Sprung-Tunnel nach Pyro hatte. Er empfand Feuer und Verbrennen. Es schien ihm so real, dass er schrie, bis er wieder im Normalraum war.
So richtig konnte ich damit nichts anfangen, aber ich machte mir Sorgen. Wir hatten ein Unglück nach dem anderen erlebt und jetzt hatte eines der Expeditionsmitglieder eine Horror-Vision. Die Parallelen zur Legende vom Propheten von Pyro waren nicht von der Hand zu weisen. Die Bergbauarbeiter damals hatten zwar Stimmen gehört, aber es waren Prophezeiungen vom Untergang der Bergbauunternehmen. Drohte uns ähnliches?
Als wir die Stelle erreichten, die Friedrich ausgekundschaftet hatte, fanden wir ziemlich bald das erste Cluster mit Mineralien. Wir machten uns an die Arbeit. Pike baute mit dem ROC ab, Brubacker versuchte sich mit einem ATLS GEO. Ich bestieg den zweiten GEO.

Ich hatte gerade einen Stein erreicht und den Laser aktiviert, als es einen lauten Knall gab. Erst war es blendend hell, dann alles schwarz. Mein ganzer Körper schmerzte, im Funk hörte ich das Stöhnen von Brubacker und die aufgeregten Stimmen der anderen. Langsam öffnete ich die Augen. Irgendetwas stimmte nicht. Ich sah den GEO von unten. Mein Kopf lag zwischen den stählernen grünen Beinen des Mechs.
Irgendjemand verabreichte mir einen Medpen. Mein Blick klarte auf. Langsam rappelte ich mich mühsam auf. Die Explosion hatte mich aus dem GEO geschleudert. Brubacker hatte es ähnlich erwischt. Hermieoth schimpfte, dass wir vorsichtiger sein mussten. Er hatte recht. Zum Glück funktionierten die GEOs noch.
Ich war mir ziemlich sicher, dass Bru die Explosion ausgelöst hatte. Nachdem ich meinen GEO wieder bestiegen hatte, stapfte ich so weit es ging von Brubacker weg. Ich wollte gerade den Laser aktivieren, als es wieder einen lauten Knall gab. Diesmal deutlich heftiger als der erste. Die Druckwelle riss mich aus dem Sitz und schleuderte mich hart auf den Boden. Dann verlor ich das Bewusstsein.
Als ich wieder zu mir kam, fühlte sich mein Körper an, als wenn eine Herde Quasi Grazer über mich getrampelt wäre. Mein Arm war gebrochen. Um mich herum lagen Trümmerteile verstreut, es herrschte Chaos.

“Die Verkleidung vom ROC ist abgerissen”, sagte Pike.
“Die Knox und der Cyclone sind auch Schrott”, stellte Friedrich fest.
“Brubacker hat es einige Dutzend Meter weit weggeschleudert. Ich geh ihm helfen”, rief Hermieoth.
“Wie geht es Dir?”, hörte ich die Stimme von Alaska, der neben mir stand.
Ich schaute zu ihm und sagte leise. “Mein Arm ist gebrochen.”
“An Bord meiner C2 ist eine Medical Piscis. Komm mit, wir behandeln das.”
Nach der Behandlung trafen wir die anderen an Bord der Starlancer. Brubacker war auch wieder auf den Beinen. Eine hitzige Diskussion entbrannte.
“Dieser Mond ist verflucht. Die ganze Expedition ist verflucht. Das sind die Prophezeiungen des Propheten”, sagte ich.
“Welcher Prophet?”, fragte Alaska irritiert.
“Das sind keine Prophezeiungen”, schimpfte Hermieoth. “Das ist Inkompetenz!”
“Die Starlancer hat auch was abbekommen. Es gibt Funkenflug an den Triebwerken. Und beide GEOs sind Schrott“, stellte Pike fest.
“So geht es jedenfalls nicht weiter”, sagte Friedrich halb sauer, halb fordernd. ”Wir können die Expedition hier abbrechen. Ich wäre auch keinem böse wenn er das für sich entscheidet. Ich für meinen Teil möchte weitermachen. Wir müssen unsere Aktionen aber besser koordinieren.”
“Genau”, bestätigte Hermieoth. “Und uns mit der Kunst des Bergbaus beschäftigen. Wir können nicht einfach nur dilettantisch einen Laser auf einen Stein feuern. Man muss schon wissen, was man tut. Zero, Du hast doch Erfahrung im Bergbau. Am besten erklärst Du, wie das funktioniert und koordinierst alles.”
Irritiert schaute ich Hermioth an. Er hatte recht, ich hatte Erfahrung im Bergbau. Aber als Ausbilder und Koordinator auftreten? Das war mir fremd. Außerdem, was konnte ich schon gegen eine Prophezeiung ausrichten?
“Friedrich ist der Expeditionsleiter”, sagte ich lakonisch.
“Wir machen erstmal eine Pause und lassen alles sacken”, schlug Friedrich vor.
“Vielleicht kann ich in der Zwischenzeit aus den beiden defekten GEOs einen halbwegs funktionierenden machen”, sagte Hermieoth abschließend.

Dann zogen sich alle auf ihre Raumschiffe zurück.
Ich setzte mich an die Bar der Starlancer und trank noch einige Dosen Rust. Konnte es so weitergehen? Wollte ich diesen Weg weiter beschreiten? Die Rückschläge, die Vision von Hermieoth, all das ließ mich mehr und mehr an die Legenden des Propheten von Pyro glauben. Pyro wollte nicht, dass wir Bergbau betrieben. Dabei war ich eigentlich kein Abergläubischer Mensch.
Ich musste mir eingestehen, dass ich aus der Balance war. Sehnsucht nach Einsamkeit in der Wüste machte sich in mir breit. Ich überlegte ernsthaft, die Expedition zu verlassen und mich nach Monox zurückzuziehen. Dort könnte ich in der Wüste wieder meine Balance und meinen Frieden finden.