Log #132 – Evakuierung

with Keine Kommentare

Mein Spitzel bei Shubin drohte aufzufliegen. Nur eine Evakuierungsmission konnte ihm helfen.


Ich hatte eine beunruhigende Nachricht von meinem Spitzel bei Shubin erhalten. Er hätte erschreckende Informationen über die Pläne von Shubin. Allerdings drohte er aufzufliegen, die Schlinge würde sich immer enger zu ziehen. Er könne das Shubin Hauptquartier nicht über den Haupteingang verlassen. Es gab nur einen Weg. Wir mussten ihn über das Dach evakuieren. Ich fühlte mich verpflichtet ihm zu helfen. Fühlte mich aber mit der Situation überfordert. Zum Glück wollten mir Brubacker und Kjeld helfen.

Ich traf Brubacker auf der Orbitalstation Port Tressler. Auch er hatte beunruhigende Nachrichten. Unter einem falschen Vorwand wurde er nach Microtech eingeladen. Es stellte sich heraus, dass ihn das MBOC in eine Falle gelockt hatte. Brubacker wurde verhört. Die Agenten wollten wissen, was er über ENOS und Xedan wusste. In letzter Sekunde wurde Brubacker von Thane befreit. Wir schienen dem Komplott im Stanton System dicht auf den Versen zu sein. Die Mächte hinter ENOS wurden nervös. Das brachte allerdings auch uns immer mehr ins Fadenkreuz.

Auch Kjeld war zur Zielperson geworden. Er war vorsichtig und wählte einen gut versteckten Treffpunkt. Ausgerechnet das Drogenlabor auf dem Microtech Mond Calliope. Was für eine Ironie des Schicksals. Noch vor einigen Monaten hatte mich Kjeld bei einer Sicherheitskontrolle mit Drogen erwischt. Jetzt suchte er Schutz in einem Drogenlabor. Dort sollte ich ihn und einige seiner Leute abholen. Ich musste lachen. Treffen mit der Sicherheitsfirma TYR in einem Drogenlabor. 

Als Brubacker und ich vor dem Drogenlabor gelandet waren flog eine 600i über uns hinweg. Ich dachte noch was für ein Luxus für die Luftraumüberwachung. War aber überrascht, dass TYR so ein Schiff in Besitz hatte. Nachdem sich das innere Schot der Luftschleuse geöffnet hatte schaute ich in mehrere Gewehrläufe. Erstarrt blieb ich stehen und hob die Hände. Rot leuchtende Augen schauten mich an. Mehrere Gestalten in grauer Piratenrüstung umringten mich. Ich kannte die Rüstungen. Sie waren aus Grim Hex.

“Wer sind Sie?” brüllte einer.
“Sachte Jungs. Ich bin’s.” erwiderte ich mit zaghafter Stimme und nahm meinen Helm ab.
“Zero bist Du das?” 
“Ja wer sonst. Nehmt die Waffen runter bevor sich noch jemand verletzt.”
“Man kann ja nie Wissen wer in ein Drogenlabor rein spaziert.” antwortete Root lachend.
“Da hast Du recht. Diese Orte sind gefährlich. Gehört die 600i draussen zu Euch?” 
“Nein. Das ist niemand von uns.” Kjeld klang besorgt.
“Dann lasst uns schnellsten verschwinden bevor noch unerwarteter Besuch kommt. Ich informiere Euch auf dem Flug nach New Babbage.” 

Unser Plan war einfach. Wir wollten mit dem White-Rabbit auf dem Dach vom Shubin Hauptquartier landen. Kjeld und Daos bildeten das Außenteam. Sie würden rausgehen, die Zielperson aufnehmen und in die Star Runner bringen. Root besetzte den Scanner. Von dort konnte er Kontakt mit dem Spitzel aufnehmen und den Funkverkehr überwachen. Brubacker und ich blieben im Cockpit und flogen das Raumschiff. So weit so gut. Was sollte da schon schief gehen dachte ich mir als das Gebäude von Shubin vor uns auftauchte. Es war Nacht, die Lichter von New Babbage funkelten heller als die Sterne. Doch ich hatte keinen Blick für die Schönheit der nächtlichen Stadt. Meine Konzentration war voll und ganz auf den Anflug gerichtet.

Bei der Landung auf dem Dach musste ich sehr präzise sein. Das Landepad war links und rechts von einer Wand flankiert. Sie sah aus wie ein gigantisches Treppengeländer. Es war nicht viel Platz für die White-Rabbit. Ich landete mit dem Heck in Richtung Gebäudeeingang. So hatte das Außenteam einen kurzen Weg. Das mächtige Fahrgestell der Star Runner setzte auf, die Federung fing das Schiff sanft ab. Ich gab das Kommando für den Einsatz und ließ die Triebwerke laufen. Die Heckrampe öffnete sich und das Außenteam verließ die White-Rabbit.

Mein Blick und mein Zeigefinger lagen noch auf dem Schalter für die Heckrampe als Brubacker rief. “Da ist gerade ein Raumschiff an uns vorbei geflogen.”
“Wo?” erschrocken schaute ich aus dem Cockpitfenster. “Ich sehe nichts.”“Ja da. Gerade an uns vorbei.”
Suchend schaute ich in den Nachthimmel, konnte aber kein Raumschiff sehen. Und dann passierte es. Ein Alarm ertönte, ein rotes Licht leuchtete im Cockpit auf. “Radarlock”! Jemand hatte uns mit seinem Waffen-Zielcomputer aufgeschaltet.

“Verdammt.” mit der Faust haute ich auf das Steuerhorn. Wer war das? Und wo blieb das Außenteam?
Dann kam die Meldung von Kjeld. “Auf dem Dach ist niemand. Auch im Eingangsbereich nicht. Wir kommen zurück an Bord.”
Das konnte doch nicht wahr sein. Was war hier los? 
“Root, irgendwas im Funk? Hast Du eine Nachricht von der Zielperson?” ich wusste nicht was lauter war. Mein Herz oder meine Stimme.
“Auf dem Kanal zum Spitzel ist nichts.” kam prompt die Antwort von Root. 
“Und sonst im Funk?”
“Warte. Da ist ein Funkspruch im Kanal des MBOC.”

Terroristische Aktivitäten beim Hauptquartier von Shubin Interstellar. Möglicher Bezug zum inhaftierten Maulwurf bei Shubin.Entsenden die MSF zur Klärung der Situation.

“Wer ist die MSF?” ich war verwirrt, aufgeregt und überfordert.
“Ist doch völlig egal. Wir müssen weg. Der Funkspruch kam vom MBOC. Ich will nicht wieder in die Hände der Folterknechte fallen.” Angst war in der Stimme von Brubacker zu hören.
“Du hast recht. Ist das Außenteam an Bord?”“Außenteam an Bord.” meldete Root.
Die White-Rabbit erhob sich und glitt über die Kante vom Dach des Hochhauses. Dann ließ ich sie nach unten fallen. Wir fielen, kurz vor dem Boden fing ich sie ab und donnerte zwischen den Hochhäusern der Stadt hindurch. Die Warnleuchte “Radarlock” leuchtete noch immer. Ich musste das andere Schiff abschütteln. Wer auch immer es war.

Nach einem waghalsigen Tiefflug und mehreren zick zack Quantumsprüngen im Orbit landete ich in der Einsamkeit der Tundra von Microtech, weit weg von irgendwelchen Außenposten. Ich musste durchatmen und mich beruhigen. 

“Sind wir hier sicher?” Kjeld hatte Sorgenfalten auf der Stirn.
“Hier findet uns so schnell niemand.”
“Und jetzt?”
Wir standen im Aufenthaltsraum der Star Runner und blicken uns ratlos an. Irgendjemand war uns zuvor gekommen und hatte den Spitzel geschnappt. Meine Informationsquelle war versiegt. Wir selbst waren gerade noch davongekommen.

“Wir müssen auf die Renaissance. Zur Thiago Party. Ich wette da laufen alle Fäden zusammen.” platzte es plötzlich aus Brubacker hervor.
Ich schaute ihn entgeistert an. “Wie sollen wir da rauf kommen ohne Einladung?”
Dann meldete sich Kjeld zu Wort. “Wir mischen uns unter das Personal und durchsuchen heimlich das Schiff. Wir brauchen nur noch eine schnelle Fluchtmöglichkeit.”
Alle nickten zustimmend.
“Bleibt nur noch die Frage wo wir unsere geheimen Informationen sichern können.” fuhr Kjeld fort. “ArcCorp wäre ein guter Ort. Dort können wir in der Masse der Menschen und Signale untertauchen. Wie wäre es bei Dir in der Redaktion Bru? ”
“Da kannst Du sie gleich der Thiago und dem MBOC geben. Die Tür bekommst Du mit einem Zahnstocher auf.” 
“Ich könnte Twitch fragen.” überlegte ich laut. “Sie kontrolliert die Unterwelt auf ArcCorp. Über sie hatte ich auch den Kontakt zu dem Spitzel bekommen. Könnte sein, dass sie uns hilft.”
Ich fragte mich welche erschreckenden Informationen der Spitzel hatte. Wir waren der Aufklärung so nahe. Jetzt standen wir mit leeren Händen da. 

Die Sicht von Brubacker….