Log #106 – In den Fängen von Söldnern

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Ich geriet unfreiwillig in eine Situation in der ich von Söldnern umringt war.



Kurz nach meiner Ankunft in Grim Hex, ging ich in die old 38 Bar. Der Barkeeper beugte sich über den Tresen und sagte mir, dass Wallace einen Job für mich hätte. Es war nichts außergewöhnliches, ein Paket mit Drogen nach Microtech schmuggeln. Leicht verdientes Geld, dachte ich mir. Wenn ich gewußt hätte wie falsch ich lag. 

Einen Tag später befand ich mich im Orbit vom Planeten Microtech. Ich hatte so gut wie keinen Treibstoff mehr. Zum Tanken flog ich Port Tressler an. Ich war nicht mehr weit von der Orbital-Station entfernt, als es im Funk knackte. “Star Runner. Hier ist die Microtech Protection Force. Stoppen Sie Ihr Schiff. Wir kommen an Bord für eine Inspektion.” Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter. Eine Kontrolle und ich hatte Drogen an Bord. Mir ging der Arsch auf Grundeis. Mit meinem leeren Tank hatte ich aber keine andere Wahl. Ich musste stoppen. 

Nachdem die Geschwindigkeit auf null gedrosselt war, ging ich in den Frachtraum und öffnete die Heckrampe. Grelle Scheinwerfer blendeten mich. Das grelle weiß wurde untermalt vom Blinken roter und blauer Lichter. Eine Cutlass Blue im Polizei Outfit hatte hinter meinem Schiff Position bezogen. Zwei Typen schwebten im EVA zu mir rüber. Durch das helle Gegenlicht konnte ich sie nur schwer erkennen. Dann sah ich es. Verflucht, die Rüstungen, sie sahen aus wie Piraten. Waren die wirklich von der Security? Eine üble Vorahnung stieg in mir hoch. Zur Sicherheit ging ich hinter den Frachtcontainern in Deckung.

Geübt und ohne zu stürzen schwebten die beiden Typen in den Frachtraum der Star Runner. Einer nahm seinen Helm ab und stellte sich als Kommandant Kjeld Stormarnson vor. Er würde im Auftrag der Microtech Protection Force eine Routine Kontrolle durchführen. Zuerst fragte er nach meiner Fracht und wohin ich wollte. Dann schaute er mich durchdringend an. “Haben Sie irgendwelche illegale Substanzen an Bord?” “Nein, nur Distilled Spirits für Wallace’s Bar.” antwortete ich und versuchte dabei überzeugend zu klingen. “Dann haben Sie sicher nichts dagegen, das wir uns im Schiff umsehen.” Ohne eine Antwort abzuwarten, schickte er seinen zweiten Mann los die Star Runner zu durchsuchen. Oh je, hoffentlich suchte er nicht im……

Ich blieb mit dem Kommandanten im Frachtraum. “Eure Rüstung sieht nicht nach Security aus. Dieses Outfit habe ich schon in Grim Hex gesehen.” “Ja das kann gut sein. Wir sind von TYR, einer privaten Sicherheitsfirma. Unser Standort ist in Grim Hex. Dort sind wir auch als Türsteher bei der ‘old 38 Bar’ tätig. Sind Sie öfter in Grim Hex?” Ich war mir nicht sicher, ob das eine Fangfrage war. “Ja ich komme öfter dort vorbei.” Locker lehnte ich mich an die Frachtcontainer und versuchte entspannt zu wirken. Kjeld trat freundlich aber bestimmt auf. Wir unterhielten uns über Grim Hex und stellten fest, dass wir beide Wallace Klim kannten.

Dann knackte es im Funk von Kjeld. “Kommandant, ich habe eine illegale Substanz im Wohnraum gefunden.” Plötzlich hatte ich einen dicken Klos im Hals. “Lassen Sie uns in den Wohnraum gehen. Gehen Sie bitte vor.” Der Ton von Kjeld ließ keinen Zweifel daran, dass ich keine Wahl hatte. Mit weichen Knien ging ich vor. Der zweite Mann stand vor der geöffneten Tür zum Waschraum. Darin war das Paket von Wallace zu sehen. “Hey, ich hab Dir nicht erlaubt mein Klo zu benutzen.” Meine gespielte Empörung beeindruckte ihn nicht. “Gehört das Ihnen?” Erfolglos versuchte ich mich raus zu reden. Schließlich sagte ich “Hey, das Paket ist von Wallace. Ich soll es nach Microtech bringen. So unter Grim Hex Brüdern. Da lässt sich doch bestimmt etwas machen.” 

Zu meiner Überraschung schien Kjeld darauf einzugehen. “Sie scheinen besondere Fähigkeiten zu haben. Sonst hätten Sie es nicht unbemerkt bis hierher geschafft. Möglicherweise hätte ich Verwendung für jemanden der unter dem Radar bleiben kann.” “Da bin ich genau der Richtige. Kommt mit in die Küche. Ich geb einen Drink aus.” sagte ich erleichtert. “Für mich nur Wasser.” antwortete Kjeld knochentrocken. “Ich brauche jemanden, der mir helfen kann einen Menschen zu schmuggeln.” “Ich bin kein Sklavenhändler.” erwiderte ich empört. “Kein Sklave. Eine Person die in Gefahr ist und heimlich von Microtech nach Grim Hex gebracht werden muss.”

Kjeld bot mir an mich nicht zu melden, wenn ich ihm helfen würde. Die Sache klang irgendwie komisch. Andererseits, mit Schmuggel kannte ich mich aus. Es war eine Gelegenheit ohne Strafe davon zu kommen. Außerdem war die Sicherheitsfirma von Kjeld aus Grim Hex. Niemand der 100% treu zur UEE oder den Großkonzernen stand, hatte seinen Standort in Grim Hex. Vielleicht war Kjeld gar kein so schlechter Typ. Ich schlug ein.

Am nächsten Tag trafen wir uns auf Port Tressler. Kjeld war nicht alleine. Jede Menge Söldner von TYR waren anwesend. Und noch jemand war da von dem ich schon gehört hatte. Thane McMarshall, der Sicherheitschef von Microtech. Was wollte der hier? Ich begann zu zweifeln ob hier alles mit rechten Dingen zu ging. Sollte der Menschenschmuggel wirklich eine Rettung sein? Oder eher eine Entführung? Hatte es etwas mit dem illegalen Verkauf der waffenfähigen Chips bei Microtech zu tun? War Chhris in Gefahr? Er versuchte den Skandal bei Microtech aufzudecken und konnte dadurch zur Zielscheibe werden. Und Brubacker war erst entführt worden. Meine Gedanken kreisten.

Kjeld unterhielt sich mit einem düster aussehenden Kerl. Er sah aus wie ein Elitesoldat oder Söldner. Es stellte sich heraus, dass es der Kommandant von den Helldivern war. Eine Söldnertruppe die bei der anstehenden Geheimoperation Rückendeckung geben sollte. Die Helldiver brachten uns, in einer Valkyrie, nach Microtech zu einem sicheren Haus. Dort sollte ein Briefing für die anstehende Operation stattfinden. An Bord fühlte ich mich nicht wohl. Wir saßen wie die Hühner in zwei Reihen, festgeschnallt in Schalensitze. Ich konnte während des Flugs den Weltraum nicht sehen. Ein scheiß Gefühl. Außerdem sahen die Helldiver noch bedrohlicher aus als die Typen von TYR. Ich fragte mich wo ich gerade Stand. Auf der guten oder der bösen Seite der Geschichte?

Das Briefing stand unmittelbar bevor. Alles lief militärisch korrekt ab. Die Söldner stellten sich in dem Gebäude geordnet auf. Zwei standen Wache an der Luftschleuse. Eine Situation die ich viel zu steif fand. “Hey Ihr Zinnsoldaten. Ihr wirkt alle so verkrampft. Wie wäre es mit einer kleinen Auflockerung? Ich hab Whiskey-Cola dabei. Wollt Ihr auch eine?” Mein Spruch kam nicht gut an. Also trank ich alleine. 

So richtig wohl war mir bei der Sachen nicht. Ich fühlte mich ausgeliefert und fremdbestimmt. In den Fängen von zwei Söldner Truppen. Der Kommandant der Helldiver wies uns in verschiedene Situationen ein. Wie ein Oberlehrer in der Schule stellte er immer wieder Fragen, die wir beantworten sollten. Das Briefing war langatmig. Etwas gelangweilt setzte ich mich hin. Das hätten die Anderen besser auch gemacht. Jemand kippte um. Kreislaufkollaps. Zu lange gestanden. Ich lachte in mich hinein. Schon doof wenn man stramm stehen musste.

Das Briefing zog sich ewig hin. Die Söldner schienen ihr Handwerk zu verstehen. Ein gut abgestimmtes Ballet wurde vorbereitet. Zahnräder griffen ineinander. Aber letztlich war jeder von ihnen nur ein Zahnrad das im Takt der Maschine lief. Ich ging zum Fenster und schaute in die Sterne. In dem Augenblick wurde mir bewusst wie wertvoll meine Unabhängigkeit war. Tun und lassen zu können was ich wollte. Das durfte ich mir nicht nehmen lassen. Ich musste weiter für die Freiheit und gegen die Unterdrückung der Großkonzerne und des UEE kämpfen. Doch jetzt musste ich erstmal die anstehende Geheimoperation überleben und dann aus dem Einflussbereich der Söldner entkommen.

Die Perspektive von Kjeld könnt Ihr auf seinem Youtube Kanal sehen:
https://youtu.be/N-QOWd3FseY
https://youtu.be/jHq3DaCk84U