Jemand bestellte spezielle Waffen bei mir. Eine gefährliche Suche begann.
Meine Star Runner war immer noch konfisziert. Die Behörden in New Babbage gaben sie nicht frei. Root hatte sich gemeldet und mir angeboten mich nach ‘Everus Harbor’ zu fliegen. Dort war meine Cutlass eingelagert. Im Hangar des New Babbage Interstellar Spaceports holte Root mich ab. Während dem langen Flug zum Planeten Hurston führten wir eine interessante Unterhaltung.
“Du kannst doch alle möglichen Sachen besorgen, die man nicht so ohne weiteres bekommt”, eröffnete Root das Gespräch.
“Ja ich kann durchaus Sachen liefern, die vom UEE oder den Konzernen nicht so gerne gesehen werden”, antwortete ich.
“Auch Waffen?”
“Also mit Waffen hatte ich bisher nichts zu tun. Ich bin kein Waffenhändler. Eher Stimulantien, Daten oder seltenen Erden. Aber ich kann mich mal umhören. Da lässt sich bestimmt etwas machen.”
“Ich bräuchte zwei Size 9 Torpedos der seeker Klasse.”
Stille. Ich schaute Root irritiert an und dachte erst ich hätte mich verhört. Nach einigen Sekunden sagte ich.
“Torpedos? Ich dachte Du redest von Handfeuerwaffen.”
“Nein, die könnte ich selber besorgen. Kommst Du an so große Dinger ran?”.
Nach wie vor irritiert antwortete ich mehr automatisch als bewußt “Ich höre mich mal um und geb Dir bescheid.”
Nachdem Root mich auf der Orbitalstation ‘Everus Harbor’ abgesetzt hatte, machte ich mich mit meiner Cutlass auf den Weg. Mein Ziel war die Piratenstation ‘Grim Hex’ im Asteroidengürtel des Crusader Mondes Yela. Während des Fluges plagte mich ein schlechtes Gewissen. Size 9 Torpedos. Das war mal etwas ganz anderes als ich bisher geschmuggelt oder besorgt hatte. Normalerweise stelle ich keine Fragen bei meinen Auftraggebern. Aber in diesem Fall hätte ich besser fragen sollen, was Root damit vor hatte. Ich fühlte mich nicht wohl bei dem Gedanken eine so tödliche Waffe zu besorgen. Wenn sich jemand selbst mit Drogen wegschießt ist das eine Sache. Aber andere Menschen mit einem großen Torpedo weg zu schießen ist etwas ganz anderes. Ich hätte gleich nein sagen sollen. Aber gutmütig wie ich bin hatte ich mein Wort gegeben mich umzuhören. Und ich wollte zu meinem Wort stehen. Außerdem bedeutete umhören ja nicht gleich liefern.
Auf ‘Grim Hex’ angekommen ging ich auf direktem Weg in den Waffenladen. Ohne umschweife fragte ich den Verkäufer. “Sag mal, hast Du auch Size 9 Torpedos im Angebot?”
Seine Antwort kam direkt und unmissverständlich “Willst Du mich verarschen? Mit Militär Equipment macht man keine Scherze. Kauf Dir eine Railgun und werde damit glücklich.”
Das war kein guter Start. Es wurde aber nicht besser. Egal wen ich ansprach, keiner wollte sich auf ein Gespräch über Militärwaffen einlassen. War die Sache eine Nummer zu groß? Oder ging ich das Ganze zu naiv an? Dann fiel mir ein, das Auftragskiller gerne Torpedos nutzten um ihr Ziel aus großer Entfernung mit einem einzigen Schuss auszuschalten. Kurze Zeit später hatte ich die richtige Person ausfindig gemacht und ein Treffen vereinbart.
Wir saßen im Gang bei den Habs. Der Korridor lag vor uns wie ein langer Tunnel. Wir hatten alles im Blick. Niemand konnte uns belauschen oder überraschen. Der Auftragskiller hatte sich mit einem Umhang umhüllt. Sein Kopf war verdeckt, sein Gesicht nicht zu erkennen, seine Stimme war gedämpft.
“Du bist also auf der Suche nach Size 9 Torpedos. Das sind mächtige Waffen, kein Spielzeug.”
“Ja. Die sind aber nicht für mich. Ich soll sie für jemanden besorgen der…..”
“Hör auf zu plappern. Zu viele Informationen können tödlich sein”, unterbrach er mich und fuhr fort “Besorgen kann ich die Dinger nicht. Aber ich weiß wer es kann. Das kostet Dich aber was.”
“Wieviel”, fragte ich.
“Nicht wieviel, sondern was. Ich hab ein Lager mit speziellen Mitteln die mir bei meinen Aufträgen helfen. Das Lager ist aber kompromittiert. Hole mein Zeug und bringe es an einen sicheren Ort. Dann bekommst Du die Informationen.”
Eine Stunde später befand ich mich im Anflug auf den Mond Daymar. Das sollte ein Spaziergang werden, dachte ich mir. Ein Paket abholen und woanders hinbringen. Darin hatte ich Übung. Beim Anflug auf die Koordinaten schwand meine Zuversicht wie der sichere Stand auf Treibsand. Und das lag nicht an dem Sandsturm der gerade tobte. Das Lager war in einem Wrack einer Starfarer. Der Killer meinte das Lager wäre kompromittiert. Was würde mich dort erwarten? Es wäre nicht mein erster Feindkontakt in einem Wrack. Die Starfarer war groß und verwinkelt. Es gab viele Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Ich hatte keine Rückendeckung. Nicht wie beim letzten Wrack, als die Yellowhands dabei waren.
ch bereitete mich auf das schlimmste vor. Schnell rein und raus, möglichst unbemerkt. Das war mein Plan. Zum Cargo Deck gab es von Außen keinen Zugang. Ich musste über das abgebrochene Tank-Gerüst auf die Mittelebene klettern und dort über die Luftschleuse in das Wrack. Im Wrack angekommen, schaute ich vorsichtig vom Gang des Mitteldecks nach unten in den Frachtraum. Der Frachtraum war schwach beleuchtet. Überall lag Fracht verstreut. Mitten im Raum stand ein großer Container der aufgebrochen war. Darin musste das Paket liegen. Ich hatte keine Chance das Paket mit dem Traktorstrahl hoch zu holen. Ich musste runter in den Frachtraum. Das schmeckte mir gar nicht. Dort unten war ich ein leichtes Ziel. Ich musste erst sicherstellen, dass niemand auf der mittleren Ebene war, der mich plötzlich überraschen konnte. Meine Anspannung wuchs mit jedem Schritt. Vorsichtig durchsuchte ich das mittlere Deck. Ich versuchte jedes Geräusch zu verhindern, was mit den Stiefeln auf dem Metallboden nicht einfach war.
Auf dem mittleren Deck konnte ich niemanden finden. Falls jemand auf dem oberen Deck war hoffte ich, dass er oben blieb. Ich schlich direkt in den Frachtraum und fand im Container das Paket. Es waren Aufputschmittel und Schmerzmittel. Jetzt musste ich nur noch unbemerkt raus aus dem Wrack und zu meiner Cutlass. Da war nur ein Problem. Ich konnte aus dem Container nicht sehen, ob jemand oben auf dem Mittelgang war. Meine Waffe konnte ich auch nicht in der Hand halten. Waffe oder Paket, beides ging nicht. Ich hatte keine Wahl, ich musste volles Risiko gehen. Raus aus dem Container, die Treppe hoch, durch den Gang, aus der Luftschleuse raus und das Gerüst runter. Es war ein langer Weg auf dem ich ohne Verteidigung war. Ich holte tief Luft und rannte los.
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Nachdem ich das Paket am Zielort abgeliefert hatte war ich zurück auf ‘Grim Hex’. Ich wartete im Korridor bei den Habs. Der Auftragskiller kam die Treppe herunter und lief langsam und desinteressiert auf mich zu. Es wirkte so, als ob er nicht zu mir wollte und rein zufällig hier entlang lief. Im vorbeigehen steckte er mir einen Zettel zu und verschwand lautlos durch die Tür. Ich schaute auf den Zettel und grinste. Da hätte ich auch drauf kommen können. Den Namen kannte ich und ich wusste, dass er Attentate beauftragte. Ich selbst hatte für ihn schon nach einem Anschlag aufgeräumt, einen Tötungsauftrag aber abgelehnt.
Kurz danach stand ich im Hinterzimmer vom alten Elektroladen. Das schummrig blaue Licht des Hologramms beleuchtete mein Gesicht. Ruto wurde vom Holoprojektor übergroß dargestellt. Seine Stimme klang blechern.
“Zero, ich habe lange nichts von Dir gehört. Dein Anliegen ist ungewöhnlich. Willst Du jetzt doch ein Killer werden? Überraschend nachdem Du meinen letzten Auftrag abgelehnt hattest.”
“Hi Ruto. Nein, ich brauche die Torpedos nicht für mich. Ich habe einem Freund versprochen mich umzuhören”, antwortete ich knapp.
“Wer weiss noch von der Sache”, bohrte Ruto nach.
“Nur der Auftragskiller der mich an Dich vermittelt hat. Er weiss aber nichts von meinem Freund.”
“Das ist gut so und soll auch so bleiben. Je weniger involviert sind desto besser. Du kennst mich, wer zuviel weiß wird zum Schweigen gebracht…..”
“Und ich darf dann hinterher wieder aufräumen”, viel ich Ruto ins Wort.
“Ja Du hast damals einen guten Job gemacht. Deshalb will ich Dir helfen. Die Sache ist heiß aber nicht unmöglich. Ich kenne jemanden der Helfen kann. Komme morgen zur gleichen Zeit wieder hier her. Aber denke daran. Kein Wort, zu niemandem.”
Das blaue Licht verschwand und mit ihm die Projektion von Ruto. Ich stand alleine im dunklen Hinterzimmer. Es war totenstill. Ich nahm die Brille ab und rieb mir die Augen. Wo hatte ich mich nur wieder hinein manövriert.
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Am nächsten Tag ging ich zur gleichen Zeit zum Elektroladen. Die Tür zum Laden öffnete sich. Der Blick wurde frei auf das Chaos im Laden. Alte Kisten, Elektroschrott, flackernde Monitore. Und mittendrin stand vor dem Tresen ein Typ in einer Lederjacke. Er hatte mir den Rücken zugewandt. Ohne sich umzudrehen sagte er “Komm rein und mach die Tür zu.”
Ich ging in den Laden und stellte mich neben den Typ. Er tippte etwas in sein Mobiglas. Sein Gesicht sah aus wie die Kraterlandschaft von einem Mond. Es war zerfurcht und warf Schatten im fahlen Licht des Mobiglas.
Ohne den Blick vom Mobiglas abzuwenden sagte er “Das was Du haben willst, bekommst Du nur aus Militärbeständen. Keine einfache Sache. Aber ich habe die richtigen Verbindungen. Ich kann Dir alles besorgen. Es ist nur eine Frage des Preises. Es gibt genug Personal im Militär das beim richtigen Preis kooperativ ist.”
“Ein Waffenhändler”, schoss es mir durch den Kopf. Skrupellos, gnadenlos, jemand mit dem man nichts zu tun haben möchte.
“Ok, was ist der Preis”, fragte ich direkt.
“Ich habe gehört, Du bist nur der Verbindungsmann”, sagte er ohne auf meine Frage einzugehen.
“Ja, ich selber will nicht kaufen. Ich will nur den Kontakt herstellen”, antwortete ich.
“Gut. Sag dem Käufer er soll sich bereithalten. Wenn ich Zugang zur Ware habe muss es schnell gehen. Dein Käufer muss dann sofort entscheiden ob er kaufen will. Ich werde Dich kontaktieren, wenn es soweit ist.”
Ich nickte nur. Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte ich mich um und ging zur Tür.
“Eine Sache noch”, sagte der Typ unvermittelt. Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht um. “Bei Lieferung werdet Ihr potentielle Gefahren und Risiken aus dem Weg räumen müssen. Size 9 Torpedos bekommt man nicht ohne sich die Hände schmutzig zu machen.”
Ich schickte Root eine Nachricht und informierte ihn dass ich einen Kontakt hatte der ihm die Torpedos liefern würde. Jetzt konnten wir nur noch warten, bis der Waffenhändler sich meldete. Und warten mussten wir. Root antwortete, dass er als Reservist der Navy eingezogen wurde und mehrere Wochen weg sei. Erst nach seiner Rückkehr könne er den Kauf abwickeln. So ein Mist, hoffentlich bekam ich das Signal von dem Waffenhändler nicht vorher. Sonst hätte ich den Kauf am Hals oder müsste alles abblasen.