Log #122 – Projekt Enos – Auf den Spuren des White Rabbit

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Wir folgten den Spuren des ‚White Rabbit‘ und stießen auf überraschendes.


Kjeld hatte Informationen, dass meine konfiszierte Star Runner für eine Inspektion nach Port Tressler gebracht werden sollte. Auf dem Weg von New Babbage zur Orbitalstation verschwand mein Schiff. Die letzte bekannte Position war im Orbit des Microtech Mondes Clio. Kjeld holte mich auf Port Tressler mit einer Herald ab, gemeinsam machten wir uns auf die Suche.

Es war eng im Schiff, spartanisch. Typisch für Drake Schiffe. Ich saß am Scanningplatz. Kjeld stand hinter mir und schaute mir über die Schultern.
“Siehst Du etwas auf den Scannern”, fragte er.
“Im Orbit gibt es keine Signale. Aber auf der Oberfläche von Clio sehe ich etwas. Es sieht aus wie eine Anomalie, ganz schwach. Kaum zu erkennen. Es wird überlagert von der Energiesignatur des Außenpostens”, antwortete ich nachdenklich.
“Rayari verbraucht unheimlich viel Energie auf Clio. Mehr als sie für die beiden Außenposten müssten. Wer weiß was für Forschungen die dort betreiben.”
Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. “Hatte Professor Mobi sein Labor nicht auch auf Clio?”
“Ja das stimmt”, antwortete Kjeld. “Ich fliege auf die Oberfläche. Wir schauen uns das schwache Signal aus der Nähe an.”

Kjeld ging ins Cockpit und flog die Herald zur Oberfläche. Der Gedanke ließ mich nicht los. 
“Warum wurde meine Star Runner nicht auf direktem Weg nach Port Tressler gebracht? Warum der Umweg über Clio? Und warum wurde mein ‘White Rabbit’ überhaupt konfisziert? Ich sag Dir was los ist. Da stecken die Mächte vom Projekt Enos dahinter. Deshalb auch Clio. Dort begann alles mit Enos, im Labor von Mobi.”
“Meinst Du nicht, dass das etwas weit hergeholt ist”, zweifelte Kjeld.
“Die wollen mich aus dem Spiel nehmen. Erst der Anschlag auf mein Hab in Grim Hex. Jetzt nehmen sie mir mein Schiff weg.” erwiderte ich. Das Signal wurde stärker. Da war etwas, nur 7 km entfernt vom Außenposten. Hoffnung keimte in mir auf. Hoffnung mein Schiff zu finden.

Inzwischen waren wir in die Atmosphäre eingetaucht und flogen über die Oberfläche. Je näher wir dem Signal kamen, desto größer wurde meine Anspannung. 
“Ich habe etwas auf dem Radar. Ein Schiff”, rief Kjeld.
Es hielt mich nicht mehr auf meinem Stuhl. Ich stand auf und stellte mich hinter den Pilotensitz. Neugierig schaute ich durch die Cockpitscheibe. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, was dort draußen war.
“Es ist eine Star Runner”, sagte Kjeld.
“Flieg näher, welcher Name steht auf der Seite”, rief ich aufgeregt.

Kjeld flog die Herald dicht an die Star Runner. Wegen der Flugmanöver musste ich mich gut festhalten um nicht umzufallen. An der Seite stand ‘White-Rabbit’.
“Da ist sie”, die Erleichterung platzte aus mir heraus wie das Wasser aus einem geborstenen Damm. Ich stürmte zur Tür und wollte sie öffnen.
“Warte. Ich will checken ob Lebenszeichen in der Nähe sind. Und lass mich erst landen”, rief Kjeld. 
Doch zu spät. Die Tür der Herald war offen noch bevor wir Bodenkontakt hatten. Ich sprang raus auf die Oberfläche des Mondes Clio. 

Es hatte -56 Grad Celsius. Doch das war mir egal. Ich rannte zur Heckrampe des ‘White Rabbit’. Würde sich die Rampe öffnen lassen? Ich drückte auf den Knopf. Es passierte nichts. Ein Funke des Ärgers drohte sich in mir zu entzünden. Doch dann bewegte sich die Rampe und gab den Zugang zum Frachtraum frei. Das Licht im Schiff war eingeschaltet. Inzwischen war auch Kjeld bei der Rampe angekommen. 
“Hast Du eine Waffe dabei”, fragte er.
Ich hatte nicht daran gedacht meine Waffe zu ziehen. Ich wäre einfach an Bord gestürmt. Direkt ins Verderben, sollte jemand an Bord sein. 

Mit den Waffen im Anschlag betraten wir den Frachtraum der Star Runner. Kjeld ging nach links in den Maschinenraum. Ich nach rechts in die Schmuggler Gänge. Ich wollte von unten direkt in den Wohnbereich. Sollte jemand an Bord sein, wollte ich ihm in den Rücken fallen. Über Funk hörte ich Kjeld. “Maschinenraum frei. Ich gehe in den Serverraum.”
Ich stand inzwischen unter der Bodenklappe zum Wohnbereich. Angetrieben von Freude mein Schiff wieder gefunden zu haben und Wut über die Entführung, öffnete ich ohne zu zögern die Klappe und kletterte hoch. Ich kannte keine Zurückhaltung, keine Vorsicht. Wie aus dem Nichts stand ich plötzlich mit gezogener Waffe neben den Betten. Die Betten waren leer. Es war niemand im Wohnbereich. Ich öffnete die Schranktür.“Das ist wirklich mein Schiff. Meine Sachen sind im Schrank. Scheint alles noch da zu sein.” sagte ich erleichtert.“Scannerraum, Serverraum und Geschütztürme sind auch frei.” antwortete Kjeld. 
Gemeinsam durchsuchten wir noch die Küche und das Cockpit. Es war niemand an Bord.

Während ich die Systeme im Cockpit überprüfte schaute sich Kjeld im Schiff um. 
“Was hast Du mit der Thiago  Lobby zu tun”, hörte ich Kjeld über Funk.
“Nichts wieso?”
“Da steht eine Tasse von der Thiago  auf Deinem Schreibtisch.”
Verwirrt ging ich in den Wohnbereich. Und tatsächlich, auf dem Schreibtisch vor dem Computerbildschirm stand eine Metalltasse der Thiago.
“Was macht die hier”, fragte ich verwirrt. “Da saß doch jemand an meinem Schreibtisch.”
Ich setzte mich auf den Stuhl und überprüfte die Computer. Hatte jemand meine Computer durchsucht?
“Ich kann hier nichts erkennen. Ich muss in den Serverraum”, sagte ich im aufstehen. Kjeld folgte mir.

Ich stand direkt am Server und griff auf ein geheimes Programm zu das ich installiert hatte.
“Ich habe ein verstecktes Programm das Zugriffe unbemerkt protokolliert. Schau an, da ist was. Da hat jemand tatsächlich meine Computer durchsucht.”
Kjed stand neben mir “Da wollte wohl jemand wissen was Du weisst.”
“Stimmt”, erwiderte ich. “Aber alles im Geheimen. Wer auch immer das war. Es war ein Profi. Er hat alle Spuren verwischt. Ohne mein Programm würde ich nicht erkennen, dass jemand meine Computer durchsucht hatte.”
“Wenn er alle Spuren sorgfältig verwischt hat, warum hat er dann die Tasse stehen lassen”, meinte Kjeld. Wir schauten uns fragend an. Nach einigen Sekunden fuhr Kjeld fort. “Er ist mit seiner Arbeit noch nicht fertig. Er kommt wieder.”
Meine Ruhe und Entspannung war auf einen Schlag weg. 
“Scheiße”, platze es aus mir heraus. “Wir müssen weg. Schnell.”

Hektik brach aus. Kjeld rannte zurück zur Herald, ich ins Cockpit der Star Runner. 
Im Eilverfahren fuhr ich die Systeme hoch. Ich wollte gerade die Triebwerke starten, als ich Kjeld im Funk hörte. “Warte mit den Triebwerken. Ich stehe noch direkt hinter dem ‘White Rabbit’. Nicht das Du mich weg pustest. Und mach die Rampe zu.”
Ich wartete ungeduldig. Würden wir schnell genug weg kommen? Endlich kam das Signal von Kjeld. “Ich bin gestartet. Folge mir. Wir bringen die Herald zum Außenposten.”
Ich startete und gab vollen Schub. Nervös schaute ich auf das Radar. Außer der Herald konnte ich keine Kontakte erkennen. 

Nachdem wir die Herald am Außenposten abgestellt hatten flogen wir gemeinsam mit der Star Runner nach Grim Hex. Der Piratenstation im Asteroidengürtel des Crusader Mondes Yela, der Basis von Kjelds Sicherheitsorganisation TYR.
Kjeld hatte einen Plan. “Vielleicht sind Peilsender an Bord installiert worden. Wir müssen den ‘White Rabbit’ erst mal verstecken. Grim Hex ist der beste Platz dafür. Ich kenne dort jemanden der das Schiff gründlich durchsuchen kann.”

“Einverstanden”, ich nickte zustimmend. “Ich glaube da steckt mehr dahinter als wir im Moment sehen”, fuhr ich fort. “Mit falschen Anschuldigungen wurde die Star Runner konfisziert. Dann wurde sie nach Clio gebracht um in aller Ruhe und ungestört die Computer zu durchsuchen. Irgendjemand will wissen, wieviel ich bisher rausbekommen habe. Mit irgendwas haben wir ins Schwarze getroffen. Jemand wird nervös. Nur was hat die Thiago  damit zu tun?”
“Wir wissen nicht, dass es die Thiago  war. Es war nur eine Tasse von denen”, erwiderte Kjeld. 
“Hattest Du nicht gesagt, dass die Thiago eine Lobby mit unheimlich viel Geld ist? Und dass die Bergbauunternehmen unterstützen würden?” 
“Ja das stimmt.”
“Hatte Enos und die Forschung von Mobi nicht auch etwas mit Bergbau zu tun und mit Höhlen? Zumindest vordergründig? Ich sag Dir, da gibt es einen Zusammenhang.”

Nachdem wir in Grim Hex angekommen waren beauftragte Kjeld seinen Kontaktmann den ‘White Rabbit’ zu durchsuchen. Anschließend gingen wir in den VIP Bereich der Rennstrecke und tranken ein Bier. Ein Gefühlscocktail kochte in mir. Auf der einen Seite war ich froh meinen ‘White Rabbit’ wieder  zu haben. Auf der anderen Seite machte ich mir Sorgen, wer mein Schiff durchsucht hatte. Irgendjemand war mir auf den Fersen. Kjeld streckte mir seine Bierflasche entgegen. “Prost Zero.”
Ich stieß mit meiner Flasche an und schaute aus dem Panoramafenster auf die Asteroiden. Der Zentralstern von Stanton blitzte hinter einem der Asteroiden hervor und hüllte ihn in eine gleißende Aurora. 

“Hey Zero, Du kennst Dich doch mit Drogen aus. Kannst Du mir sagen, was das für Tabletten sind.” Kjeld stand an dem niedrigen Tisch vor dem Sofa. Darauf stand eine Packung mit Tablette. Daneben lag ein Zettel auf dem Stand.“Mehr davon gibt es auf der THIAGO Party. Wir sehen uns auf der Renaissance.”
‘Renaissance’, bei dem Namen klingelte etwas bei mir. Irgendwo hatte ich den schon gesehen. Ich wusste nur nicht mehr wo.