Log #94 – Nervenaufreibende Untersuchung eines Wracks

with Keine Kommentare

Ich untersuchte für Marsden Analytics ein Wrack. Mehr als eine Überraschung wartete dort auf mich.



Es herrschte geschäftige Stille in der Business Lounge. Es war nicht totenstill, aber auch nicht laut. Irgendwie waren alle Geräusche dumpf. Eine seltsame Atmosphäre. Einer der Gründer von Marsden Analytics saß mir gegenüber. Auch seine Stimme war nur dumpf zu hören, wie ein Flüstern. Er meinte, dass er mein Engagement für die freien Völker und meinen Auftritt bei verse24 toll fand. Die Machenschaften in Stanton müssten aufgeklärt werden und er würde mir mit seiner Analysetechnik helfen. Ich müsse nur Informationen beschaffen. “Xeno Threat ist immer noch aktiv im Stanton System. Die planen was.” sagte er. “Die Durchsagen die vor einiger Zeit in den Landezonen zu hören waren, waren nur der Anfang. Ich befürchte da kommt noch was auf uns zu. Ich weiß aber nicht was oder wer dahinter steckt. Ich brauche noch mehr Informationen.”

Einen Tag später befand ich mich auf dem Planeten Hurston im Landeanflug auf ein Schiffswrack. Es war eine Starfarer, sie war in mehrere Teile zerbrochen. Die Koordinaten hatte ich von Marsden Analytics bekommen. Ich sollte alles an Informationen sammeln, was ich finden konnte. Das zerbrochene Schiff lag an der Küste, die Wellen erreichten teilweise das Wrack. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Schatten waren kurz.

Es war nicht mein erstes Wrack das ich untersuchte. Eine Begegnung mit Xeno Threat hatte ich auch schon bei einem Wrack. Es war damals auch eine Starfarer gewesen. Ich war gewarnt und nahm an Waffen mit was ich tragen konnte. Vorsichtig ging ich mit gezogener Waffe die heruntergebrochene Rampe zum mittleren Deck der Starfarer hoch. Die Wellen klatschten sanft gegen das Metall des Schiffs und übertönten meine Schritte.

Ich erreichte den Zugang zum Schiff als ich plötzlich in diese grimmigen Augen blickte. Ich wäre fast mit dem Piraten zusammengestoßen. Verdutzt schaute er mich an. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Beide standen wir bewegungslos da, als ob wir gefangen wären in Raum und Zeit. Dann drückte ich den Abzug. Das halbe Magazin ergoss sich über mein Gegenüber.
Zum Glück hatte ich einen Schalldämpfer und niemand bemerkte meinen Angriff. Geduckt ging ich zur Gallery um nach unten in den Frachtraum zu schauen. Von meiner erhöhten Position konnte ich mehrere Piraten unter mir sehen. Ich nahm den Granatwerfer. Ich legte an und drückte ab. Es machte Klick. Sonst passierte nichts. Verdammt, Ladehemmung. Ich haute gegen den Granatwerfer als ich auf der Gallery gegenüber einen Piraten sah. Er schrie, alarmierte die anderen und rannte zum Durchgang zu meiner Position. Ein weiterer rannte die Treppe zu mir hoch. 

Ich hielt den Granatwerfer in den Durchgang durch den die Angreifer kamen. Klick, Klick, Klick. Keine Granaten, keine Explosionen. Fluchend warf ich die Waffe weg und nahm das Maschinengewehr. Das halbleere Magazin war in einer Sekunde leer geschossen. Dann machte es mehrere male Ping. Kugeln schlugen neben mir in das Schott ein. Verflucht, das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich wechselte das Magazin und erwiderte das Feuer. Das nächste Magazin war rasend schnell leer. Die Feuergeschwindigkeit des Gemini C54 war irre hoch. In kürzester Zeit hatte ich auch mein letztes Magazin leer geschossen. 

Als ich um die Ecke schaute, sah ich meine Angreifer am Boden liegen. Ich selbst lag in einem Bett aus leeren Patronenhülsen. Munition hatte ich keine mehr. Ich schnappte mir eine Shotgun von einem der toten Piraten und ging runter zum Frachtraum. Zwei weitere Piraten versteckten sich hinter einem Frachtcontainer. Ich war überrascht, wie effektiv die Shotgun war. Zwei Schuss und beide lagen vor mir.

Nachdem Ich das restliche Schiff durchsucht und niemanden mehr gefunden hatte, setzte ich mich auf den Boden. Meine Hände zitterten, meine Knie waren weich wie Butter. Ich war nicht für den Kampf gemacht. Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder gesammelt hatte. Schließlich rappelte ich mich auf und fing an die vielen Frachtboxen einzusammeln die überall im Wrack verteilt waren. Es dauerte eine Ewigkeit alles in mein Schiff zu bringen. Inzwischen war es längst dunkel geworden.


Als ich endlich alle Boxen in meiner Cutlass verstaut hatte, schaute ich auf eine ordentliche Beute. Die Kisten stapelten sich in mehreren Reihen. Das war für mich und würde mich wenigstens ein wenig entlohnen. Aber ich brauchte noch Daten für Marsden Analytics.

Ich ging zurück ins Wrack und machte Bilder. Zum Schluß durchsuchte ich das Cockpit der abgestürzten Starfarer und baute den Speicher des Logbuchs aus. Als ich alles hatte, schaute ich aus dem zerbrochenen Cockpitfenster. Der Morgen dämmerte bereits. Der Horizont färbte sich blutrot. Es war Zeit zu verschwinden.