Log #173 – Showdown in Grim Hex

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Ein Treffen von FROS eskalierte. Als bewaffnete Söldner auftauchten drohte meine Welt zusammen zu brechen.


Es war richtig was los in der old38. Die Bar  war brechend voll. Die Leute standen schon vor der Eingangstür herum. Vorsichtig drückte ich mich an einigen Gästen vorbei und betrat den Laden. Im Eingangsbereich stand Kjeld. Er und seine Söldner von TYR versuchten als Türsteher für etwas Ordnung zu sorgen. Ein schwieriges Unterfangen in der aufgeheizten Piratenstation Grim Hex. Für den Moment schienen sie jedoch keine Schwierigkeiten zu haben. Die Stimmung war gut. Noch. 

Direkt am Tresen traf ich die Mitglieder von FROS, den Free Riders of Stanton. Brubacker, Hermieoth, Gabriel, Val und Ray. Sie waren alle gekommen. Nur Dorek fehlte. Wir hatten uns getroffen, um die Unstimmigkeiten in der Gruppe zu klären. Nach dem letzten chaotischen Ausflug war einiges hoch gekocht. 

Als wenn ich nicht schon genug Probleme am Hals hatte. Der Geschäftsmann in Lorville wollte eine weitere Drogenlieferung. Die M&V Bar brauchte Nachschub. Die Arbeiter auf Hurston erwarteten den nächsten Spezialtransport. Viel Zeit konnte ich daher nicht auf Grim Hex verbringen. Mir drohte das alles über den Kopf zu wachsen.. 

Doch zuerst brauchte ich etwas zum Trinken. Und zum Essen. Ich hatte tierischen Hunger. Lunaria stand hinter der Bar und half dem völlig überforderten Barkeeper.

Etwas verzweifelt versuchte ich, gegen die laute Geräuschkulisse anzukämpfen. “Hey Lunaria. Hast Du etwas zum Essen?” 

“Ne nur Bier.”

“Und ne Whiskey-Cola?”

“Die bekommst Du mit viel Glück bei meinem Kollegen hier.” 

Skeptisch schaute ich den planlosen Barkeeper an. “OK. Dann ein Bier von Dir.”

Mit der Flasche in der Hand stellte ich mich zu den anderen von FROS. Ray stand etwas abseits. Er schien immer noch irgendein Problem zu haben. Ich fragte was los sei und bereute die Frage sofort. Ray fing an, mich mit Vorwürfen zu überschütten. Die Bikes wären beim Ausflug explodiert, weil ich sie manipuliert hätte. Was für ein Schwachsinn. Wie zum Teufel kam der Typ auf die Idee? Und damit nicht genug. Er wärmte auch noch die Aktion auf der Renaissance auf, bei der er am Ende auf einer Cutlass Red zurückgelassen wurde. Mir platzte fast der Kragen. Es kostete mich viel Mühe, ruhig zu bleiben.

Gabriel versuchte die Sache zu beruhigen und schlug vor, ins Hinterzimmer zu gehen. Er wollte die neuen Bewerber, die auch in der Bar waren, nicht gleich mit diesem Streit erschrecken.

Im Hinterzimmer hatten wir mehr Ruhe. Der Krach aus der Bar war etwas gedämpft. Nicht gedämpft war Ray. Er wiederholte seine haltlosen Vorwürfe. Irgendwie war er nicht zu bremsen. Er behauptete, nur ich hätte die Bikes manipulieren können, da sie alle vor den Explosionen in meiner White-Rabbit waren. Brubacker und Val nahmen mich in Schutz. Brubacker verbürgte sich sogar für mich. Es tat gut, einen Freund zu haben, auf den ich mich verlassen konnte. Mein inzwischen doch sehr hoher Blutdruck senkte sich etwas.

Gabriel und Hermieoth berichteten von den Manipulationen, die sie an den Bikes gefunden hatten. Meines war auch davon betroffen. Doch das interessierte Ray nicht. Er blieb bei seinem Vorwurf. Dann fiel mir ein, dass Hurston Dynamics FROS schon einmal zerschlagen hatte. Hurston Dynamics  hatte ein Interesse, die Gruppe zu schädigen oder sie auszulöschen. Alle fanden den Gedanken richtig und nickten zustimmend. Nur einer nicht. Ray. Er beklagte sich stattdessen über das Kopfgeld, das auf ihn ausgesetzt war. Himmelarsch. Das war nun wahrlich lösbar. Mein Vorschlag, das Problem aus der Welt zu hacken, lehnte Ray ab. Verdutzt schaute ich ihn an. Der Typ war ein sturer Bock. Zerfressen von negativen Gefühlen, unfähig sich in einer Gemeinschaft einzubringen und sich helfen zu lassen. Was trieb ihn um? War sein Verhalten vielleicht Teil eines Plans? War er ein Agent von Hurston Dynamics und wollte Zwietracht säen. Es war nicht das erste mal, dass ich diesen Gedanken hatte..

Ein grummelndes Geräusch aus meinem Magen erinnerte mich an meinen Hunger. Es war höchste Zeit, etwas zum Essen zu organisieren. Außerdem hatte ich von diesem Theater mit Ray die Schnauze voll. Gerade als ich durch den Lieferanteneingang das Hinterzimmer verließ, kamen zur vorderen Tür schwer gepanzerte und bewaffnete Typen rein. Sie fragten nach mir. Wer waren die Typen? Ein Killerkommando der radikalen Nine Tails Fraktion? Das Herz rutschte mir in die Hose. Ich musste weg. In einem Anflug von Panik irrte ich durch die Station. Meine Schritte wurden immer schneller. Schließlich erreichte ich die Schiffs-Terminals. Jemand wartete dort auf mich. Mein Vorwärtsdrang erstarrte. Doch dann wich die Anspannung der Erleichterung. Es war Hermieoth. 

Gemeinsam verließen wir in meiner White-Rabbit die Station und flogen hinaus in den  Asteroidengürtel. Hermieoth saß am Steuer, während ich wie in Trance die vorbeifliegenden Asteroiden anstarrte. Eine völlige Leere war in mir. Nur die inhaltslose Hülle meines Körpers saß auf dem Co-Pilotensitz. Mein Geist war abwesend. Irgendwann holte mich ein Piepsen in die Gegenwart zurück. Es war eine Nachricht von Brubacker.

Zero, wo bist Du? Da ist ein gewisser Citko hinter Dir her… Da waren irgendwelche gepanzerten Typen in der Bar…

Citko? Den Namen hatte ich schon mal gehört. Meine Gedanken gingen in die Vergangenheit, durchsuchten das Archiv in meinem Gehirn. Dann ein Treffer. Citko war der Anführer von Yellowhand Security. Einer privaten Söldnertruppe vom Planeten Hurston. Was wollte er von mir? Noch bevor mein Kopf eine Antwort formen konnte, wurde er von einer Erkenntnis überrannt. Hermieoth war auch ein Söldner von Yellowhand Security. Hermieoth saß am Steuer, er hatte die Kontrolle. Ich war ausgeliefert. 

Plötzlich war Stille in meinem Kopf. Es war wie ein Vakuum. Mein Schädel drohte zu implodieren. Nein, nein, nein. Das konnte nicht sein. Hermieoth hatte mir schon oft geholfen. Knecht und andere von Yellowhand Security hatten uns bei der Aufklärung des Killersatelliten Skandals unterstützt. Wie passte das alles zusammen? Dunkelheit. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Dunkelheit umgab mich. Es gab nur einen Weg, Licht ins Dunkel zu bringen. Ich bat Hermieoth, Kontakt zu Citko aufzunehmen und herauszufinden, warum er mich suchte.

Hermieoth funkte Citko an. Er war ganz schön kaltschnäuzig, der gute Hermi. Saß neben mir und sagte zu seinem Chef, er wüsste nicht wo ich sei. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Doch es verflog schnell, als ich hörte, was los war. Citko hatte einen Haftbefehl gegen mich. Doch er wollte mich nicht verhaften. Sondern mich warnen und mit mir reden. Die Dunkelheit kehrte zurück. Wie ein schwarzes Tuch legte sich die Ungewissheit, was ich glauben sollte, über jeden klaren Gedanken. Konnte ich Citko vertrauen? Bei den ENOS Aktionen waren wir auf der gleichen Seite. Aber nur weil wir keine Gegner waren, hieß das nicht automatisch, dass ich ihm vertrauen konnte. Warum sollte Citko jemandem wie mir helfen? Er stand auf der Seite des Gesetzes, auf der Seite des UEE und damit der Megakonzerne.

Doch Hermieoth vertraute Citko und schlug vor, dass wir uns an einem neutralen Ort treffen könnten. Es pfiff laut als ich die Luft zwischen meinen Zähnen einsaugte. Reichte Hermieoths Vertrauen zu Citko aus, damit auch ich Citko trauen konnte? Meine Skepsis blieb. Es gab nur einen Ort, an dem ich relativ sicher war vor den Söldnern von Yellowhand Security. Grim Hex. Vor allem jetzt, wo meine Freunde von FROS und TYR dort waren. Also gut. Dann sollte es so sein. Ein Treffen mit meinen Jägern auf Grim Hex.

Als wir Grim Hex erreichten, waren wir nicht alleine. Eine Origin 300 positionierte sich direkt vor der Nase der White-Rabbit. Während wir langsam in den Hangar hinein tauchten, wich uns das andere Raumschiff nicht von der Seite. Auge in Auge glitten wir synchron hinab in den Landebereich und setzten gleichzeitig auf. Es war Gabriel.

“Zero was ist denn los. Wo warst Du?”

“Komm mit. Da sind Typen, die einen Haftbefehl gegen mich haben. Anscheinend wollen die nur mit mir reden. Ich könnte Rückendeckung brauchen.”

Kurz darauf stand ich Citko gegenüber. Er hatte eine schwere Kampfrüstung an. Der rote Schein der Beleuchtung in Grim Hex spiegelte sich auf seinem Brustpanzer. Zwei Gewehre hingen an seinem Rucksack. Wie ein Henker stand er vor mir. Düster und bedrohlich. Doch ich war nicht alleine. Mehrere zwielichtige Gestalten standen um uns. Im Moment war das meine Rückversicherung.. Der Helm von Citko war geschlossen. Kein Glas erlaubte einen Blick auf sein Gesicht. Ich wollte Citko in die Augen sehen und forderte ihn auf den Helm abzunehmen. Doch Citko weigerte sich. Die dünne Schicht aus Vertrauensvorschuss bekam einen Riss. 

Dann zeigte mir Citko den Haftbefehl. Ausgestellt von Hurston Dynamics. Wegen Schmuggel und anderen Sachen. Die Idioten. Wer hatte mich verraten? Der Geschäftsmann? Der Barkeeper? Jemand von den Aktivisten in Lorville? Fassungslos stand ich da, verlor fast den Halt unter den Füßen. Ein Vulkan brodelte in mir, drohte auszubrechen. Im Getöse des kochenden Vulkans klangen die Worte von Citko verzerrt, unreal. 

“Ich will Dich nicht verhaften. Ich will dich warnen. Die Tipps, die ich bekommen habe, haben mich direkt nach Grim Hex geführt. Andere Kopfgeldjäger sind auch auf der Suche nach Dir.  Du solltest besser untertauchen. Und ich kann Dir helfen, das Problem zu beseitigen. Es gibt da einen Computer, an dem wir den Haftbefehl löschen können. Wir helfen Dir dabei. Wir können gleich los, wenn Du willst.”

Das Rauschen in meinen Ohren verschwand. Meine Gedanken waren plötzlich ganz klar. Erinnerungen an die Aktion auf der Renaissance prasselten durch meinen Kopf wie ein erfrischender Sommerregen. War das eine Falle? Wollte mich Citko von Grim Hex weglocken? Genau so wie wir damals Eris unter falschem Vorwand von der Renaissance weggelockt hatten? 

Ich lehnte ab. Doch eines war klar. Ich musste untertauchen. Mal wieder unter dem Radar verschwinden.


Die Sicht von Brubacker.

Die Sicht von Kjeld

Die Sicht von Citko.