Log #158 – Erschwerte Suche

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Die Suche nach den vermissten Computerplatinen gestaltete sich schwierig. Neue Probleme und Gefahren erschwerten die Mission.


Es war leise. Sehr leise. Nicht Mal die Lüftung war zu hören. Die Beleuchtung wechselte von grün auf weiss. Zeit aufzustehen. Langsam rollte ich mich aus dem Bett und streckte träge meine steifen Glieder in alle Richtungen. Durch den schmalen Streifen Glas direkt unter der Decke waren die Asteroiden des Aaron Halo Asteroidengürtels zu sehen. Es war ein tolles Gefühl direkt nach dem Aufstehen in die Sterne schauen zu können.

An die Annehmlichkeiten der 400i hatte ich mich schnell gewöhnt. Auch beim Frühstück schaute ich in die Sterne und fragte mich ob mein Bergungsauftrag irgendwann erfolgreich sein würde. Bisher hatte ich keine Computerplatinen gefunden. Die ganze Sache kam mir zunehmend merkwürdig vor. OK, ich hatte erst drei der 12 Wracks untersucht. Trotzdem war meine Motivation weiter zu machen nicht sehr groß. Eigentlich könnte ich auch einfach die Füße hochlegen und mir eine schöne Zeit machen. Stattdessen wartete der nächste Eisklumpen auf mich. Lyria, einer der Monde von ArcCorp. Es fiel mir wirklich schwer mich vom Ess-Tisch zu lösen und ins Cockpit zu gehen. Tausend Gründe vielen mir ein sitzen zu bleiben. Irgendwann gab ich mir einen Ruck und machte mich auf den Weg.

*

Beim zweiten Wrack auf Lyria das gleiche Bild wie beim ersten und alle bisherigen Wracks. Eine zerbrochene Caterpillar, keine Computerplatinen dafür jede Menge Verpflegung und einige Spielzeugpistolen.

Lustlos schob ich eine Metallplatte zur Seite und trat aus dem Wrack. Der Schnee knirschte unter meinen Füßen. Plötzlich fingen die Eiskristalle auf dem Boden an zu funkeln. Die Sonne schob sich gerade über den Horizont und verwandelte die kalte Eiswüste in eine wunderschöne Winterlandschaft. Der Anblick war fesselnd. Eine strahlend weisse Ebene darüber ein türkis blauer Himmel. Es wirkte so friedlich. Nur die zerstörte Caterpillar passte nicht so recht ins Bild. Ein frustriertes Seufzen ertönte in meinem Helm. Ich musste weiter. Auf dem zweiten Mond von ArcCorp warteten noch zwei Wracks. Vielleicht würde ich dort mehr Erfolg haben. 

Der Tumbril Cyclon stand nur wenige Meter entfernt. Ich kletterte hinter das Steuer und drückte auf den Knopf um den Motor zu starten. Stille. Mein Zeigefinger presste wieder und wieder auf den Knopf. Nichts. Das Bodenfahrzeug blieb stumm. Mit einem Stöhnen viel mein Kopf auf das Steuer. Das konnte doch nicht wahr sein. Wieviel Pech sollte ich noch haben. Jetzt verreckte mir auch noch die Karre und mein Raumschiff war einige Kilometer entfernt gelandet. Kopfschüttelnd kletterte ich wieder aus dem Bodenfahrzeug und stand frustriert im Schnee. Angestrahlt von der Sonne funkelte der Tumbril mit den Eiskristallen um die Wette. Meine Stimmung war auf einem Tiefpunkt. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste das Fahrzeug zurück lassen und zu Fuß zum Raumschiff gehen.

*

Ohne Bodenfahrzeug erreichte ich den Mond Wala. Wollte ich mir einen weiteren langen Fußmarsch sparen, musste ich direkt beim Wrack landen. Das war nicht ohne Risiko. Sollten Plünderer auftauchen stand das Schiff wie auf dem Präsentierteller. Aber wer sollte hier auftauchen. X hatte die Position der Wracks streng geheim gehalten. Also landete ich die 400i direkt neben dem Wrack. Es war Nacht. Die Scheinwerfer von meinem Raumschiff tauchten die Absturzstelle in ein helles Licht. Das sollte mir die Bergung etwas einfacher machen. In einiger Entfernung funkelnden Kristalle auf dem Boden. Es sah aus als ob Sterne auf die Mondoberfläche gefallen wären. 

Systematisch begann ich das Wrack zu durchsuchen. So hell es außerhalb des Wracks war, so dunkel war es im inneren. Vorsichtig folgte ich dem Lichtkegel meiner Helmlampe. Es war gespenstig. Eine düstere unheimliche Atmosphäre lag in den Gängen der zerstörten Caterpillar. Vereinzelt fand ich kleine Frachtkisten mit Verpflegung. Nachdem ich das Wrack komplett durchsucht hatte stolperte ich noch über eine rote Kiste in der Größe eines Werkzeugkastens. Ich griff hinein und fand….Spielzeugpistolen. Schon wieder. Konsterniert stand ich in der Dunkelheit in jeder Hand einer dieser bescheuerten Pistolen. Was zum Teufel ging hier vor? Genervt warf ich eine der Pistolen zurück in die Kiste und schloß den Deckel. Müde setzte ich mich auf die Kiste, stützte die Arme auf den Oberschenkeln ab und betrachtete die Pistole in meiner Hand. Gedankenversunken drehte ich das bunte Ding hin und her. Wo waren die Computerplatinen die ich bergen sollte. Niemand hatte etwas von Spielzeug gesagt. 

Plötzlich wurde die Stille die mich umgab von Explosionen zerrissen. Ein starker Adrenalinstoss ließ mich in die Höhe schnellen. Das laute Scheppern meiner Stiefel auf dem Metallboden hallte von den Wänden als ich aus dem Wrack stürmte. Als ich ins Freie trat blendete mich erst das Licht der Scheinwerfer der 400i, dann der Blitz einer weiteren Explosion. Eine Cutlass schwebte über dem Wrack und feuerte Raketen auf mein Raumschiff. Die Schilde flackterten in einem blauen Schimmer. Doch sie schienen zu halten. Nach einigen Sekunden löste ich mich aus meiner Schockstarre und rannte zur 400i. Weitere Raketen flogen über meinen Kopf und brachten die Schilde erneut zum leuchten. Meine einzige Hoffnung waren die starken Schilde der 400i. 

“Die Hoffnung stirbt zuletzt”, dachte ich mir. 

Und mit ihr würde mein Körper sterben. Für einen kurzen Augenblick überlegt ich wo mein Imprint gespeichert war, wo ich in einem neuen Körper aufwachen würde. Meine Gedanken wurden durch eine weitere Explosion hinweggefegt als ich mit dem Fahrstuhl zum Oberdeck der 400i fuhr. Endlich saß ich im Pilotenstuhl. Überrascht stellte ich fest, dass die Schilde noch bei fast 100% waren. Es hatte sich bewährt nach der Landung alle Energie auf die Schilde zu legen. Doch jetzt brauchte ich Energie für den Antrieb um möglichst schnell hier weg zu kommen. Kaum gestartet nahm ich die Nase meines Schiffs nach oben und gab vollen Boost. Die Beschleunigung presste mich in meinen Sitz. Das Donnern der Triebwerke übertönte meine Pressatmung. Die Explosionen der Raketen die mir mein Angreifer hinterher schickte nahm ich kaum war. 

Schnell leerte sich der Kapazitator des Boost. In Windeseile wurde der Balken auf dem Display kleiner. Ich musste mich entscheiden. Wenn ich weiter boosten wollte musste ich Energie von den Schilden auf den Antrieb transferieren. Maximalen Schutz oder maximalen Boost? Meine Gedanken rasten. Sie waren zu schnell für eine Entscheidung. Dann ein Beep. Der Quantum Antrieb war aufgeladen und kalibriert. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Beschleunigungskräfte, bewegte meinen Finger über den Knopf und drückte. Die Sterne zogen sich in die Länge und mich in den Quantum Tunnel. Der Planet ArcCorp kam schnell näher. Ohne es bewusst zu merken hatte ich die Orbitalstation Baijini Point angepeilt. Was würde mein Angreifer machen? Beim Wrack bleiben oder darauf spekulieren dass ich nach Baijini Point fliege? Mit einem Rums fiel ich aus dem Quantum Tunnel. 

Ruhig schwebte die 400i zwischen dem Planeten ArcCorp und dem Mond Wala. Von der aktuellen Position des Raumschiffes aus erschienen beide Himmelskörper gleich groß. Meine nächsten Schritte wollte ich gut überlegen. Überstürztes Handeln war selten erfolgreich. Also beendete ich den Quantum Flug und rettete mich in die Sicherheit des unendlichen Weltalls. Die Frage war: Warum wurde ich angegriffen, wer hatte mich angegriffen und was würde der Angreifer als nächstes tun? Ratlos stand ich vor dem Tisch im Aufenthaltsbereich der 400i. Vor mir auf dem Tisch lagen die Spielzeugpistolen die ich bisher in den Wracks geborgen hatte.

Waren die Dinger mehr als nur Spielzeug? Oder war der Angriff ein dummer Zufall und hatte nichts mit mir und meinem Auftrag zu tun? Ich nahm eine der Pistolen und untersuchte sie. Es war ein ganz gewöhnliches Spielzeug. Mein Blick fiel durch das Fenster auf den Mond Wala. Friedlich lag die graue Kugel zwischen den Sternen. Ein Wrack wartete dort noch auf mich. Galt der Angriff tatsächlich mir und meiner Mission, dann könnte es gut sein, dass ein Angreifer dort auf mich wartete. Ich betrachtete erneut die Spielzeugpistolen. Nein das konnte ich mir nicht vorstellen. Wieso jemanden wegen Spielzeug angreifen? Mein Entschluss stand fest. Zurück nach Wala zum zweiten Wrack. Diese Mission war mysteriös und sie hatte meine Neugierde geweckt. 

*

Beim Wrack war alles ruhig. Kein Angreifer wartete auf mich, niemand lag auf der Lauer. Computerplatinen konnte ich im Wrack allerdings keine finden. Stattdessen fand ich Beschädigungen an der Außenhülle der 400i. Der Angriff ging doch nicht ganz spurlos am Schiff vorbei. Ich hatte keine Ahnung wie schwerwiegend die Schäden waren. Doch ich wusste, dass die nächsten Wracks in den Gluthöllen von Stanton auf mich warteten. Auf den Hurston Monden Arial und Aberdeen. Einen weiteren Angriff konnte ich auch nicht gänzlich ausschließen. Für den weiteren Verlauf der Mission brauchte ich ein 100% einsatzfähiges Schiff. Es blieb mir nichts anderes übrig als die nächstgelegene Raumstation anzufliegen und das Schiff reparieren zu lassen. Ich musste nach Baijini Point.