Log #149- Lizenz zum Schmuggeln

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Ein Schmuggel nach Lorville stand auf Messers Schneide. Würde es mir gelingen eine neue Schmuggelroute auf zu machen?


Der Raumhafen Tesa Spaceport kam mir noch nie so hell und freundlich vor. Als ich aus dem Fahrstuhl vom Hangar trat strahlten mir freudig die Buchstaben “Lorville” entgegen. Sie wirkten wie ein herzliches Willkommen. Fasziniert blieb ich stehen und genoss den Moment. Geschäftig aussehende Menschen liefen an mir vorbei. Niemand rempelte mich an. Tief atmete ich ein und wieder aus.

Was für ein Augenblick. Die letzten Lieferaufträge hatten mir den höchsten Kurier Status eingebracht. Meine Reputation erlaubte es mir ohne Kontrolle durch den Zoll in Lorville zu gehen. Ich hatte die Lizenz zum schmuggeln. Endlich konnte ich den Arbeitern auf Hurston das bringen was sie so dringend benötigten.
“Scheiß auf die Hurston Familie. Scheiß auf die Repressalien”, sagte ich leise zu mir selbst. Der Augenblick war gekommen. Ich ging an den Schiffsterminals vorbei und die Treppe hinunter in Richtung der Metro. Gerade als ich die Sicherheitsschleuse durchqueren wollte durchschnitt eine laute eindringliche Durchsage die geschäftige Geräuschkulisse.

“Zero Sense beim Zoll melden. Zero Sense beim Zoll melden!”

Es traf mich wie ein Zahnschmerz. Wie der eisige Stich eines kalten Getränkes. Erst kalt dann heiß. Mit weichen Knien ging ich zum Schalter des Zolls.
Grimmig stand der Zollbeamte hinter einer Glasscheibe. Mit messerscharfen Augen schaute er mich an. Seine Stimme klang bestimmt, unnachgiebig.

“Zero Sense? Wir müssen Ihre Ladung kontrollieren.”

“Wieso? Ich bin ein Red Wind Kurier mit höchstem Status. Ich kann….”

Ohne laut zu werden durschnitt er messerscharf meine Worte. “Ihr Sonderstatus ist nicht allumfassend. Ihre Schiffsladung wird kontrolliert.”

Meine Zuversicht schwand. “Aber ich kann doch Eillieferungen zustellen ohne durch die Zollkontrolle Zeit zu verlieren.” Mir war klar, dass dies ein hoffnungsloser Versuch war noch bevor ich meinen Mund zugemacht hatte.

“Ihre Schiffsladung wird kontrolliert!” Die Worte waren unmissverständlichen. Sie ließen keinen Raum für Interpretationen. Mit Unbehagen dachte ich an die DMC Hosen in meinem Rucksack. Sie waren in Lorville verboten. Ich war aufgeschmissen, das war’s.

“Der Kurier Status legt fest, dass alles im Schiff kontrolliert wird”, fuhr der Zollbeamte ruhig fort. “Alles was Sie am Körper tragen wird nicht kontrolliert. Auch Taschen und Rucksäcke nicht.”

Nur mit Mühe konnte ich einen Jubelschrei unterdrücken.

*****

“Willst Du mich verarschen? Ein paar Hosen? Das ist alles?”

Der Typ vom Widerstand in Lorville saß mir in einer dunklen Ecke der M&V Bar gegenüber. Dumpf war das Wummern der Musik im unteren Stockwerk zu hören. Ich war froh, dass ich die Hosen in die Stadt schmuggeln konnte. Und jetzt kam mir dieser Typ blöd.

“Brauchst Du keine Hosen? Oder was willst Du mir sagen?”

“Sie sagten Du wärst ein Superschmugler. Und jetzt bringst Du nur ein paar Hosen? Ich hätte mehr erwartet. Wir brauchen mehr.”

“Hey die Zugänge in die Stadt werden schwer kontrolliert. Es war nicht ohne die Hosen rein zu schmuggeln. Ich kann auch andere Sachen bringen. Was immer ihr braucht. Solange es nicht viel Platz benötigt.”

“Hast Du eine Ahnung wie viele Menschen in Lorville unterdrückt werden? Wie viele Menschen Hilfe brauchen? Und Du kommst mit einem kleinen Rucksack? Und mit ganz großen Ausreden? Ist das Dein Ernst? Leg Dich mal ins Zeug. Geh Risiken ein Mann.”

Meinen aufkeimenden Ärger schluckte ich runter wie einen dicken Klos. Es war zum kotzen. Da reichte man diesen Typen den kleinen Finger und die wollten gleich die ganze Hand.
Mir war klar, dass meine Hilfe nur ein Tropfen auf dem heißen Stein war. Aber mehr war im Moment nicht möglich. Über die Route die mir Husky gezeigt hatte könnte ich ganze Kisten in die Stadt schmuggeln. Aber dazu benötigte ich ein sehr großes Schiff. Eines in dem ein kleines Platz hatte. Die Carrack von Brubacker wäre jetzt hilfreich gewesen. Aber der Schreiberling musste seine Clark ja gegen die Wand im Hangar crashen und seine Lizenz verlieren. Husky hatte ich angeschrieben ob er über seine Familie an ein großes Schiff kommen konnte. Er hatte aber bisher nicht geantwortet. Mir gingen die Ideen aus. Mit müden Augen schaute ich meinen Gegenüber an. Er war immer noch am Schimpfen. Ließ sich über die Mutlosigkeit der heutigen Schmuggler aus. In einem Zug schüttete ich mein Glas Whiskey-Cola runter, stand auf und ging.