Ich suchte immer noch eine Schmuggelroute nach Lorville. Ein neuer Plan entstand.
Eine dicke graue Schicht aus Staub und Dreck lag auf dem alten Landepad. Die Stahlarmierung war verrostet. Es war unverkennbar das es lange nicht benutzt worden war. Doch dann fingen einzelne Partikel der Staubschicht an zu vibrieren. Erst sanft, dann immer stärker bis sie schließlich in alle Richtungen auseinander flogen. Der Abgasstrahl eines landenden Raumschiffes fegte den Staub hinweg. Nachdem das kleine Raumschiff aufgesetzt hatte öffnete sich die Heckrampe. Ein Schwarm Gravlev Bikes strömte heraus und schoss über das Pad. Doch nach nur wenigen Metern wurden sie gestoppt von einer Wand Hurston Security Wachen. Undurchdringlich standen die Soldaten in schwarz-gelber Rüstung am Rande des Pads. Plötzlich war ein hämisches Lachen zu hören. Eine Gruppe Red Wind Kuriere in roter Uniform lief an den Gravlev Bikes vorbei. Lachend passierten sie die Soldaten und kamen ohne kontrolliert zu werden in die Stadt.
Schweißgebadet schreckte ich hoch. Fast hätte ich mir den Kopf am Dach des Bettes angeschlagen. Müde und zermürbt setzte ich mich auf die Bettkante und ließ den Kopf hängen. Meine nackten Füße berührten den kalten metallischen Fußbodens. Vorsichtig bewegte ich meine Zehen. Die Kälte des Bodens weckte meine Lebensgeister. Langsam fing ich an das Chaos in meinem Kopf zu sortieren. Die Idee von Husky, das alte Landepad beim Tease Spaceport zum Schmuggeln zu nutzen hatte mich bis in meine Träume verfolgt. Mein Unterbewußtsein zeigte aber auch dass der Plan keine Erfolgsgarantie hatte. Es gab noch zu viele unbekannte Variablen. Ich brauchte einen Plan B. Plötzlich hatte ich eine Idee.
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Einige Stunden später traf ich mich mit einem Hacker des Aktivisten Netzwerkes auf der Orbitalstation Everus Harbor. Wir saßen in der Smoothie Bar in einer kleinen Sitzgruppe. Neben uns raschelten einige grüne Blätter im sanften Wind der Lüftungsanlage. Mit den Fingern trommelte ich auf der Tischplatte. Ich brauchte den Status eines Kuriers um unkontrolliert in die Stadt zu kommen. Wenn Red Wind mich nicht einstellen wollte musste ich auf einem anderen Weg den Status bekommen. Unsere Köpfe rauchten, wir überlegten, sponnen Ideen und diskutierten.
“So funktioniert das nicht. Du kannst nicht einfach einen Eintrag in die Reputationsdatenbank schreiben. Der Status steht da nicht als Wert drin, der wird in Echtzeit berechnet. Je mehr positive Kundenrückmeldungen Du in Deiner Historie hast, desto besser Dein Status.” Der Hacker schüttelte energisch den Kopf.
So schnell wollte ich nicht aufgeben. “Dann simulieren wir positive Kundenrückmeldungen und füttern damit die Datenbank.”
“Funktioniert auch nicht. Die Kundenrückmeldung muss durch den Kunden mit dessen persönlicher Bio-Signatur bestätigt werden.”
“Wie kommen wir an die Bio-Signaturen?” Meine Frage kam wie aus der Pistole geschossen.
“Nur indem Du jemanden überredest oder mit vorgehaltener Waffe zwingst. Umbringen hilft auch nicht. Die Signatur ist mit einer Zwei-Faktor Authentifizierung gesichert. Bioscan und persönliches Passwort sind notwendig.”
Ich stöhnte. “Wir können nicht rumlaufen und Leute zwingen falsche Kundenrückmeldungen zu bestätigen. Das fällt auf.”
“Ohne signierte Kundenrückmeldung kannst Du keinen Status in der Reputationsdatenbank erzeugen”, sagte der Hacker etwas genervt.
Grübelnd kratzte ich mich am Kopf. Keiner sprach. Die Pause schien zeitlos zu sein. Der Duft eines frisch gemachten Smoothies zog an meiner Nase vorbei. Dann sagte ich leise. “Und wenn die Kunden nicht merken dass sie einen simulierten Auftrag positiv bewerten?”
“Niemand wird Dir einen Auftrag positiv bewerten wenn Du keine Paket geliefert hast”, erwiderte der Hacker.
“Dann müssen wir Pakete liefern. Wir müssen die Kunden dazu bringen mir einen Liefer-Auftrag zu erteilen und dabei zu glauben sie würden Red Wind beauftragen.”
Plötzlich nahmen unsere Ideen fahrt auf.
“Ich könnte ein falsches Red Wind Auftrags-Portal erstellen. Das sieht aus wie das echte, die Aufträge gehen aber an Dich, nicht an Red Wind. Merkt keiner der das Portal nutzt. Frage ist nur wie wir die potentiellen Kunden dazu bringen das falsche Portal zu nutzen und nicht das echte.”
“Wir verschicken Phishing Mails mit Sonderangeboten. In den Mails ist dann ein Link auf das falsche Auftrags-Portal. Sobald einer das Sonderangebot nutzen will geht er auf unser Portal und wir haben den Auftrag.”
“Und nachdem Du den Auftrag ausgeführt hast signieren die Kunden eine positive Kundenrückmeldung für den falschen Red Wind Auftrag. Die signierte Kundenrückmeldung steht dann in Deiner Historie in der Reputationsdatenbank. Irgendwann hast Du den Status eines Kuriers. Ist nur eine Frage der Zeit. Das könnte wirklich funktionieren.” Enthusiasmus schwang aus der Stimme des Hackers.
“Die Maskerade muss aber glaubwürdig sein. Nicht nur das falsche Auftrags-Portal muss nach Red Wind aussehen. Ich auch. Da sind noch ein paar optische Anpassungen notwendig. Ich hab da eine Idee.”
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Am nächsten Tag traf ich mich mit Hermieoth. Er führte an meiner alte Cutlass einen komplette Service durch und lackierte sie um. Meine Rüstung hatte ich auch angepasst und sie rot gefärbt. Ich war bereit mir als falscher Red Wind Bote den Status eines Kuriers zu verdienen. Es dauerte nicht lange bis die ersten Aufträge rein kamen.