Log #128 – Eine neue Identität für die White-Rabbit

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Ich hatte einen verwegenen Plan um meiner Star Runner eine neue Identität zu geben.


Die Lage war verzwickt. Egal wie ich es machte, ich lief Gefahr aufgespürt zu werden.Auf der einen Seite konnte ich meine Star Runner nicht benutzen. Sie war bei irgendwelchen Mächten auf der Fahndungsliste. Auf der anderen Seite war es zu riskant die Informationen aus dem Comm Array und von meinem Informanten ohne die Star Runner zu beschaffen. Ich brauchte die Scanning Station von meinem ‘White-Rabbit’. Irgendwie musste ich aus dieser Zwickmühle raus. Ich hatte eine Idee wie ich das anstellen könnte. Es war mal wieder ein verwegener Plan. Ich war gerade auf dem Flug zum Planetensystem Crusader als ich eine Nachricht von Kjeld bekam. Wie ein nasser Sack fiel ich vor Erleichterung auf das Bett in meiner Cutlass. Ich fühlte mich plötzlich so leicht wie auf einem Mond mit nur 0,1g. Kjeld lebte noch. Nach dem er nicht zu unserem Treffen erschienen war, hatte ich befürchtet, dass ihn jemand ausgeschalten hatte. 

Kjeld wollte mich auf dem Schrottplatz auf dem Crusader Mond Daymar treffen. Nach meiner Landung bot sich mir ein verwirrendes Bild. Eine Prospector stand zwischen den ganzen Schrott Teilen. Daneben stand Kjeld in einem armseligen Raumanzug der aus Fetzen bestand und nur durch mehrere Lagen Tape zusammengehalten wurde.Mein Erstaunen war meiner Stimme deutlich anzuhören. “Kjeld was ist das denn? Hast Du den Raumanzug aus einem Second Hand Laden?”
“Kannst Du mich in Deiner Cutlass mitnehmen? Ich will diese Prospector los werden. Ich erzähle Dir alles auf dem Flug. Los, lass uns verschwinden.”

Ohne Zeit zu verlieren gingen wir an Bord der Cutlass und donnerten über die sandige Landschaft von Daymar. Kjeld fing an komische Dinge zu erzählen. Von einem Buch das eine Kugel war. Und von einer Sekte und dass er plötzlich in dem Anzug aufgewacht war. Ich verstand kein Wort von dem was er sagte. Ich war mir nicht sicher ob er nicht Drogen genommen hatte. Seine Erzählungen klangen nach einem heftigen Trip.
Wir verließen die Atmosphäre von Daymar und steuerten auf den Gasriesen Crusader zu. Dabei berichtete ich Kjeld von meinem Dilemma mit meiner ‘White-Rabbit’ und dass er mir helfen könnte auf Orison meiner Star Runner eine neue Identität zu geben.

Jetzt war Kjeld verwirrt. “Was genau hast Du vor? Und wie sieht Dein Plan aus?”
“Wenn ein Schiff gescannt oder bei einer Landung registriert wird,” fing ich an zu erklären  “wird das Schiff über die Seriennummer identifiziert. Meine Star Runner brauch also eine neue Seriennummer. Dann weiss keiner das es die ‘White-Rabbit’ ist und ich kann mit ihr ohne Bedenken rum fliegen.”
Kjeld schaute mich irritiert an. “Eine neue Seriennummer? Ah ha. Und wie willst Du das anstellen?”“Ich muss in der Werft auf Orison ein Computerterminal finden das etwas abseits liegt und schlecht gesichert ist. Dort versuche ich mich in die Datenbank von Crusader Industries zu hacken. In der Datenbank kann ich meiner Star Runner eine neue Seriennummer geben. Eigentlich ganz einfach. Theoretisch.” Ich zuckte mit den Schultern und klang dabei völlig zuversichtlich.
“Und wie kann ich Dir dabei helfen? Ich kenne mich weder mit Hacken noch auf Orison aus.”
Ich schluckte. “Oh. Ich dachte Du kennst Dich in Orison aus und kannst mir den Weg in die Werft zeigen. Na ja, wir werden uns schon zurecht finden.”

Meine Zuversicht schwand beim Anflug auf Orison. Es war Nacht. Die schwebenden Plattformen tauchten aus den Wolken auf. Je tiefer wir kamen desto deutlicher waren sie zu sehen. Es war mein erster Flug nach Orison, der Anblick faszinierte mich. Das Problem war, ich hatte keine Ahnung wo ich hin musste. Ich hatte keine Ahnung welche Plattform der Spaceport war. Auch Kjeld wusste es nicht. Wir flogen von Plattform zu Plattform. Über Werften, Docks, Gastanks und Wohngebäude. Die Treibstoffanzeige war bereits auf unter 75% gesunken und wir waren immer noch nicht fündig. Der Weg zurück in den Orbit war lang und würde viel Treibstoff verbrauchen. Wenn uns der Gasriese nicht verschlingen sollte, musste ich rechtzeitig den Rückweg antreten. 
Und dann endlich bekam ich die Meldung, dass ich ATC kontaktieren solle. Wir hatten den Spaceport gefunden. 

Nach der Landung zog ich mich um und erklärte Kjeld den weiteren Plan.
“Wir geben uns als Werft- oder Lagerarbeiter aus. Ich habe extra passende Klamotten dabei.”
“Und was mache ich? Mit meinem Second Hand Anzug bin ich ziemlich auffällig.”
Etwas perplex schaute ich Kjeld an. “Äh stimmt. So kannst Du nicht rumlaufen. Schau mal im Spinnt. Da sind noch Sachen drin. Die könnten Dir passen.”
Ich zog gerade ein Kopftuch an und rückte meine Schutzbrille zurecht als Kjeld mit ausgebreiteten Armen vor mir stand. “Passt wie angegossen. Sieht glaubwürdig aus, oder?”
Ich lachte. “Ja das passt. Ich würde sagen, wir sehen aus wie die Deppen vom Dienst die verwirrt rum laufen.”

Wenn ich gewusst hätte wie recht ich haben sollte. Kurze Zeit später standen wir auf der Plattform des Skyway Shuttle Service von Orison. Wir hatten keine Ahnung wo wir hin mussten. Etwas verloren schauten wir uns um und fanden schließlich eine Übersichts-Karte der Wolkenstadt. Eine Haltestelle des Skyway Shuttle klang vielversprechend. Die Providence Industrial Platform. Ein Shuttle brachte uns zu unserem Ziel.

Die Providence Plattform war genau der Ort den wir gesucht hatten. Die Plattform war ein Teil der Werft der für Besucher zugänglich war. Jetzt mussten wir nur noch ein abgelegenes Computer Terminal finden, an dem ich mich in die Datenbank von Crusader Industries hacken konnte. Wieder liefen wir planlos umher bis mir ein Schild auf fiel – “Network Data Hub”. Ich grinste, Volltreffer, der Zugang zum Daten-Netzwerk von Crusader Industries. Gut dass Orison so viele Hinweisschilder hatte. 

Eine lange Leiter ging nach unten und verlor sich im Nichts. Dort unten musste das Terminal sein. Ich begann den Abstieg. Kjeld blieb oben und stand Wache. Die Leiter wollte kein Ende nehmen. Sie ging tiefer und tiefer. Ich hatte das Gefühl ich kletterte hinab in die Wolken. Unten angekommen stand ich auf einer winzigen Plattform die frei in den Wolken zu schweben schien. Um mich herum war nichts. Egal in welche Richtung ich blickte, nur schwarze Leere. Ein Schwindelgefühl kam in mir auf. Ich hielt mich am Geländer fest und tastete mich vorsichtig zum Terminal. Der Hack war einfach, fast zu einfach. Im Handumdrehen hatte ich der ‘White-Rabbit’ eine neue Seriennummer gegeben. Dann viel mir der Alarm auf. Die Zentrale war alarmiert worden, dass es von diesem Terminal einen unautorisierten Zugriff gab.
“Kjeld wir müssen weg!” rief ich als ich die Leiter im Eiltempo nach oben kletterte.

“Da kommen Wachen aus der Richtung aus der wir gekommen waren”, hörte ich Kjeld sagen als ich das obere Ende der Leiter erreicht hatte. “Lass uns in die andere Richtung verschwinden.” Mein Drang ganz schnell weg zukommen ließ meine Schritte immer schneller werden.
“Nicht zu schnell laufen. Ganz normal verhalten”, mahnte Kjeld, der ein Stück hinter mir war. Wir irrten über die Plattform und standen immer wieder vor verschlossenen Türen. Schließlich erreichten wir einen Lagerbereich in dem große Container standen. Kjeld überprüfte die andere Seite des Lagers. “Da ist ein Schild auf dem steht ‘Transit’.” Wir folgten einigen Treppen und erreichten endlich das Skyway Shuttle. Die Erleichterung platzte aus mir heraus. “Auf zum Spaceport und nichts wie weg.” 

Wir waren gerade in das Shuttle gestiegen als jemand angerannt kam und zu uns in das  Shuttle stürzte. Mir blieb das Herz stehen. War das jemand von der Security? Der Typ sagte nichts und setzte sich auf den Platz direkt am Ausstieg. Am Spaceport angekommen folgte er uns in den Fahrstuhl und durch den Zoll. Wir trauten uns nicht zu sprechen. Wer war das? Warum folgte er uns? Bei den Schiffs-Terminals trennten wir uns. Kjeld holte sich einen Burger, ich ließ die Cutlass startklar machen. Als Kjeld mit seinem Burger in der Hand zu mir kam flüsterte ich ihm zu. “Hangar 7”.

Wir sahen den Typ an den Schiffs-Terminals stehen als der Fahrstuhl zum Hangar seine Türen schloss. Kjeld klopfte mir auf die Schulter. “Geschafft. Und der Typ wollte wahrscheinlich gar nichts von uns. Der hatte es bestimmt nur eilig. Mit seinem Raumanzug sah er nicht nach Security aus.” An Bord der Cutlass fuhr er fort. “Ah eines hatte ich Dir noch gar nicht erzählt. An Bord Deiner ‘White-Rabbit’ war ein Datenträger versteckt. Einer meiner Leute konnte ihn wiederherstellen. Er ist allerdings verschlüsselt.”

Für einen Augenblick war ich sprachlos. “Was war bei mir an Bord? Warum weis ich davon nichts. Wie lange ist der schon dort versteckt gewesen? Und was ist da drauf?”
Kjeld zucke mit den Schultern. “Keine Ahnung. Um die Daten lesen zu können müssen wir sie entschlüsseln. Können wir dafür die Bordcomputer nutzen?”
“Die Computer der Cutlass können das nicht. Dazu brauchen wir die Systeme von der Star Runner. Lass uns zusammen nach Hurston fliegen. Dort habe ich die ‘White-Rabbit’  eingelagert.”
Die schwebenden Plattformen der Wolkenstadt Orison verschwanden hinter uns in der Dunkelheit der Nacht.