Log #111 – Auf der Flucht

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Aus einer Drohung wurde Realität. Ich musste verschwinden um meine Haut zu retten.


Fassungslos stand ich vor meinem gemieteten HAB auf Grim Hex. Die Tür war aus den Angeln gerissen und lag auf dem Boden. Spuren einer Explosion und Einschusslöcher waren darauf zu sehen. Das HAB war völlig verwüstet. Ein Absperrband flatterte am Eingang. Zum Glück war ich zum Zeitpunkte des Anschlags nicht im HAB. War das Glück oder Kalkül? Wollte mich jemand umbringen oder nur einschüchtern? Die Drohung, die ich nach dem Treffen mit Kjield erhalten hatte, war auf jeden Fall ernst zu nehmen. Es war Zeit aus Grim Hex zu verschwinden, oder besser, zu flüchten. Mal wieder. Ich hatte wohl zu tief gegraben bei den Nachforschungen zum Project ENOS. Im Moment wollte ich nicht noch tiefer graben und herausfinden, wer hinter dem Anschlag steckte. Vielleicht konnte Kjeld etwas heraus finden. Ich schickte ihm eine Nachricht.

Ohne Umwege ging ich zum Hangar um meine Star Runner startklar zu machen. Je schneller ich weg war um so besser. Mein Finger lag auf dem Schalter zum Starten der Systeme, ich zögerte kurz. Es war totenstill im Cockpit. Dann legte ich den Schalter um. Die Monitore erwachten zum Leben, das Licht ging an und das Brummen der Triebwerke war zu hören. Mit lautem Knarzen und Knirschen öffneten sich die gigantischen Hangartore. Der Blick auf den majestätischen Asteroidengürtel vom Mond Yela wurde frei. Was wartete da draußen auf mich? Versteckte sich ein Killerkommando hinter einem der Asteroiden? Mein Radar zeigte nichts an. 

Zur Sicherheit wollte ich die Schilde übertakten. Auf dem Monitor öffnete ich das Komponenten Menü. Ich traute meinen Augen nicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Egal wie oft ich hoch und runter scrollte, es blieb die gleiche Anzeige. Die hochwertigen Komponenten, die ich in den White Rabbit gebaut hatte, waren weg. Powerplant, Schilde, Kühler, Quantum Antrieb. Alles waren einfache Standard-Komponenten. Jemand hatte die Komponenten getauscht und mein Schiff geschwächt. War das die Vorbereitung für einen Angriff? Erneut überprüfte ich das Radar. Nichts. Sicher konnte ich mir aber nicht sein. Die Asteroiden boten genug Möglichkeiten sich zu verstecken. Direkt nachdem der White Rabbit den Hangar verlassen hatte, setzte ich Kurs auf Port Olisar und startete den Quantum Antrieb.

Der Quantum Flug nach Port Olisar war kurz. Kaum war ich aus dem Quantum Tunnel raus, leuchtete ein rotes Warnlicht auf. “Radar lock” stand auf der Konsole. Jemand hatte mich mit seinem Feuerleitradar aufgeschaltet. Dann sah ich sie. Drei Jäger, vom Typ Reliant Tana, flogen auf mich zu. Ich gab vollen Schub. Die Triebwerke brüllten auf, katapultieren die Star Runner nach vorne und drückten mich in den Sitz. Von der Beschleunigung wurde mir langsam schwarz vor Augen. Die Jäger kamen näher. Port Olisar war nicht mehr weit entfernt. Der sichere Hafen zum greifen nahe. Dann hatte ich sie erreicht, die waffenfreie Zone von Port Olisar. Nach meiner Landung donnerte einer der Jäger direkt über meinen Kopf, einer positionierte sich über meinem Landeplatz, der dritte landete auf einem Pad in der Nähe.

Die Lage war brenzlig. Ich musste einen Weg finden, ungeschoren aus der Sache raus zu kommen. In der Terminal Halle von Port Olisar schaute ich mich nervös um. Wenige Menschen liefen umher. Ein Typ, in schwerer Rüstung, stand an einem Terminal. Er tat so, als hätte er etwas an dem Terminal zu erledigen. Es war offensichtlich, das er mich beobachtete. War das der Pilot aus dem gelandeten Jäger? Er ließ mich nicht aus den Augen, während ich einen Flug zum Mond Yela vorbereitete. Ich musste damit rechnen, das er mit bekam, wohin ich wollte. 
Zurück im White Rabbit vollzog ich einen Blitzstart. Noch in der waffenfreien Zone startete ich den Quantum Antrieb. Der Quantum Tunnel verschluckte mich. Was würde mich erwarten, wenn er mich wieder ausspuckte? 

Das verzerrte Bild des Quantum Tunnels flog am Cockpit vorbei. Die Sterne zogen sich zu langen Streifen auseinander. Die Zeit schien still zu stehen. Dann war es soweit. Der Quantum Flug war beendet. Ich schaute aus dem Cockpit Fenster. Asteroiden waren zu sehen. Und ein grünlich schimmernder Nebel. Kein Mond, keine Raumstation, keine Raumschiffe waren in der Nähe. Im Umkreis von Millionen Kilometern war nichts. Ich war nicht zum Mond Yela gesprungen, sondern zu ARC-L3. Einem Lagrange Point am Rande des Stanton Systems. Hier draußen war niemand. Meine Verfolger waren auf meine Finte reingefallen. 


In der Küche holte ich aus dem Kühlschrank ein Getränk und machte es mir auf dem roten Sofa gemütlich. Der Plan war, einige Tage hier draußen zu bleiben. Ich hoffte damit meine Verfolger endgültig abschütteln zu können. Die Vorräte im White Rabbit waren aufgefüllt. Ich hatte eine Dusche, ein Klo und ein Bett. Mit einem Zischen öffnete ich die Getränkedose. Genussvoll nahm ich einen Schluck Whiskey-Cola. Es hätte schlimmer kommen können.