Log #151 – Gefährliche Kreuzfahrt

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Nach einer dubiosen Einladung nahm ich an einer gefährlichen Kreuzfahrt teil. Die Ereignisse an Bord spitzten sich dramatisch zu.


Irritiert schaute ich auf die Nachricht in meinem Mobiglas.

from {Gate} to {Zero-Sense} 

FWD:Branaugh-Elysium mit Zwischenstopp in Stanton (ZS)

Es wäre mir eine Ehre Sie als mein Gast bei einer kleinen Tour durch Stanton zu begrüßen. Ihre Unterhaltung, Verpflegung und Sicherheit ist sichergestellt.

Es erwartet sie ein audiovisuell beeindruckender Kurztrip mit ausgewählten Gesprächspartnern von höchstem Anstand und Benehmen.

Wenn wir Zeit finden würden uns an der Bar über den Genuß von und Handel mit Spirituosen zu unterhalten würde mich das sehr freuen

SOL-CET | 20:30 – 22:30 || Green Imperial Housing Exchange | Yela | Crusader | Stanton

In Kooperation mit 

Nordlicht Aviation [NORAV]

Banu Trading Corporation [BANUTC] 

Alte Wölfe [OLDWOLVES] 

präsentiert

@Gate Catering

.:☆* Star Frontier ✧˖°a step beyond

Wer war der Typ und woher kannte der mich. Und was sollte das für eine Tour sein die in GrimHex starten würde. Das kam mir alles sehr dubios vor. War das eine Falle mit der sich jemand für unserer Aktion auf der Renaissance rächen wollte? Nordlicht Aviation kannte ich. Dem CEO Friedrich Winters war ich einmal begegnet. Er war ein Freund von Brubacker. Ich schickte Brubacker eine Nachricht.

*****

Einige Tage später war ich in GrimHex um bei der Tour teilzunehmen. Meine Bedenken waren nicht ausgeräumt. Brubacker war auch eingeladen und ganz entspannt. Er glaubte nicht, dass sich Friedrich Winters auf krumme Sachen einlassen würde. Trotzdem hatte ich Vorkehrungen getroffen. In meinem Raumanzug versteckte ich Waffen, Medpens und Oxypens. Und ich hatte mit Kjeld vereinbart dass er auf stand by sein würde um im Notfall mit einer Rettungsaktion zur Stelle zu sein. Der Start der Tour war auch keine vertrauensbildende Maßnahme. Wir wurden darüber informiert dass die Tour an Bord der Nordlicht Eins stattfinden würde, der 890 Jump Luxusjacht von Nordlicht Aviation. Ein Shuttle sollte uns an Bord bringen. Allerdings wurden wir nicht auf ein Landepad oder in einen Hangar gebracht. Stattdessen schwebten wir im EVA durch den alten zerstörten Fracht Hangar auf der unteren Ebene in GrimHex. Als ich auf das alte Landepad schwebte traute ich meinen Augen nicht. Über dem zerstörten Pad parkten zwischen den Trümmern zwei Argo MPUV Personentransporter. Die anderen Gäste drängten sich hinter dem einen Shuttle. Einer nach dem anderen versuchte einzusteigen. Es war mehr ein rein stolpern als einsteigen und dauerte ewig. 

“Beim zweiten Shuttle ist niemand. Lass uns da einsteigen”, funkte ich zu Brubacker.

Elegant versuchte ich in das Shuttle rein zu schweben. Es sah so aus als ob ich es meistern würde. Doch dann blieb ich mit den Füßen außen an der Kante hängen. Mein Oberkörper war bereits im Shuttle und wurde von der künstlichen Schwerkraft erfasst. Ich kippte nach vorne und schlug hart auf dem Boden auf. Für einen kurzen Augenblick blieb mir die Luft weg. Hustend stand ich auf um im selben Augenblick mit dem Helm gegen die Decke zu stoßen.

“Scheiße, was ist dass denn für eine Karre. Das ist doch kein Shuttle, das ist ein Gefangenentransporter” ,entfuhr es mir in einem Anflug von Wut. 

Geduckt lief ich durch den beengten Raum zwischen zwei Sitzreihen ans andere Ende des Shuttles. Als ich mich umdrehte sah ich Brubacker. Er schwebte viel zu schnell kopfüber mit den Füßen zuerst durch die Luke. Krachend schlug er auf dem Boden auf. Das Shuttle bewegte sich durch die Wucht des Aufpralls. Die Metallwände quittierten Brubackers Ankunft mit einem mehrfachen Echo seines Einschlags.

Auf dem Flug zur 890 waren wir die einzigen Gäste an Bord. Durch die offene Luke schaute ich hinaus in den Weltraum auf den Asteroidengürtel vom Mond Yela. Im Hintergrund war der Gasriese Crusader zu sehen. Eigentlich war es ein schöner Ausblick, wenn dieses bedrückende Shuttle nicht gewesen wäre. Zwei Reihen mit jeweils vier Sitzen standen sich eng gegenüber. Es gab kaum Platz, aufrecht stehen war nicht möglich. Dieses Gefährt würde gut nach Lorville passen um die Arbeiter schon auf dem Flug zur Arbeit zu unterdrücken. 

Nach einem unruhigen Flug landeten wir im Hangar der 890 Jump. Beim Aufstehen stieß ich mit dem Helm wieder gegen die Decke. Als ich endlich aus dem Shuttle raus war streckte ich mich mit einem lauten Stöhnen in alle Richtungen. Das andere Shuttle war bereits da und stand neben unserem MPUV. Die Ankunft in dem großen Hangar weckte Erinnerungen an unsere Aktion auf der Renaissance. Brubacker riss mich aus meinen Gedanken.

“Los komm. Wir sollen uns in der Medbay registrieren. Weisst Du wo die ist?”

“Ich glaube ja. Bin mir aber nicht mehr sicher ob es die rechte oder linke Tür war.”

Im Gang vor der Medbay standen in einer langen Reihe Kartons mit Klamotten. Wir wurden eingeladen den Raumanzug gegen bequeme Kleidung zu tauschen. Skeptisch betrachtete ich das Angebot. Nachdem ich mich umgezogen hatte schaute ich an mir runter. Es war furchtbar, die Hose glänzte und war viel zu eng. Ich sah aus wie ein UEE Schnösel. Angewidert riss ich mir die Klamotten vom Leib und zog den Raumanzug wieder an.

Auf dem Oberdeck trafen wir die anderen Gäste. Brubacker war plötzlich ganz aus dem Häuschen.

“Schau mal. Da ist Oliver Zark von Zark Media. Er ist ein berühmter Reporter.”

Auf meiner Stirn bildeten sich Falten. Etwas abschätzig schaute ich Brubacker an.

“Aha. Noch ein Schreiberling. Da bist Du ja in guter Gesellschaft. Ich will aber nicht, dass mein Gesicht oder mein Name wieder irgendwo in der Presse auftauchen.”

Brubacker stürzte sich in ein Gespräch mit Zark. Ich schaute mir etwas abseits von den anderen mit einer Flasche Bier in der Hand das Treiben auf dem Schiff an. Es ging zu wie im Ameisenhaufen. Die Gäste liefen zwischen Bar und Atrium hin und her. Es wurde getrunken und geredet. Das alles im Angesicht der wunderschönen Aussicht durch die großen Panoramafenster.

Draussen war der Mond Yela mit seinem majestätischen Asteroidengürtel zu sehen. Trotz der beeindruckenden Szenerie gefiel mir das Ganze nicht. Ich kannte niemanden. Ich wusste nicht einmal welcher von den Typen Gate war. Gerüchte machten die Runde, dass er gar nicht an Bord war. Es war dubios und schürte meine Befürchtungen, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging. Zu sehr erinnerte mich die ganze Situation an die Party der Thiago Lobby auf der Renaissance. Alles war auf hochglanz poliert. Das Schiff, die Leute. Es wurde über Geschäfte geredet. Wir hatten damals die Party infiltriert und während einer fingierten Notfallsituation Eris entführt. Stand jetzt auch eine Entführung oder ein Attentat bevor? Das ungute Gefühl in meinem Bauch wollte nicht weg gehen.

In Gedanken versunken schaute ich hinaus auf den Mond Yela als plötzlich laute Schreie zu hören waren. Dann Schüsse.

Jemand in einem  langen Ledermantel hatte einen Revolver in der Hand. Aus dem Mündungslauf stieg Rauch. Es war Zark. An der Wand stand jemand in einer Kampf-Rüstung. Direkt neben ihm waren Einschusslöcher in der Wand. In Bruchteilen von Sekunden hatte die Security den Typ in der Rüstung gesichert und abgeführt. Zark hatte anscheinend nur reagiert. Von ihm ging keine Bedrohung aus. Langsam nahm ich meine Hand von der Waffe die ich in meinem Raumanzug versteckt hatte. Grinsend nahm ich zur Kenntnis, dass ich nicht der einzige war der Waffen an Bord geschmuggelt hatte. Schnell beruhigte sich die Situation und die Gespräche gingen weiter als wenn nichts gewesen wäre. Es war verrückt. Über Dethilion erfuhr ich, dass die Situation unter Kontrolle war. Er war einer von Kjelds Leuten und Teil der Bord Security. 

Von dem Trubel hatte ich allerding genug. Mit ein paar Bierflaschen unter dem Arm ging ich in den Spa. Kaum hatte ich den Raumanzug ausgezogen und lag in Unterhose auf einer Liege fühlte ich mich wie in einer anderen Welt. Die warme Luft streichelte meine Haut, das Plätschern des Pool-Wassers klang wie ein sanftes Schlaflied. Meine Augenlieder wurden immer schwerer. Mein Körper immer leichter. 

Plötzlich schreckte ich aus einem tranceähnlichen Zustand hoch. Ich war wohl eingeschlafen. Schüsse und Explosionen hallten durch den Spa. Sie klangen anders als die Schüsse vorher. Lauter, kräftiger. Das waren Schiffswaffen. In Windeseile zog ich mich an und stürmte nach oben ins Atrium. Die Stimmung war angespannt. Security Personal verteilte sich auf strategische Positionen. Durch das Glasdach konnte ich das Abwehrfeuer der Geschütztürme der 890 sehen. Rote Blitze zuckten durch das Schwarz des Weltalls. Täuschkörper wurden ausgestoßen. Die hellen Leuchtkugeln flogen wie ein Feuerwerk davon, vermischten sich mit dem Leuchten der Sterne. Ein Torpedo folgte ihnen. In dem Augenblick wurde mir klar, dass der für uns bestimmt war. 

“Ein Eclipse Tarnkappenjäger greift uns an”, brüllte jemand durch das Atrium. 

Mit zittrigen Fingern schrieb ich eine Nachricht an Kjeld. Mein ungutes Gefühl hatte sich bestätigt. Manchmal hasste ich es recht zu haben. Die Antwort von Kjeld kam prompt.

“Wir sind hinter Euch. Kein Grund beunruhigt zu sein.” 

Kjeld hatte gut Reden. Er saß ja nicht in einem schwerfälligen Pot auf den Torpedos abgefeuert wurden. Dann sprang die 890 aus der Gefahrenzone. Als wir wieder aus dem Quantumtunnel kamen war durch das Glasdach nicht der Asteroidengürtel von Yela zu sehen, sondern grün-braune Gaswolken. Über die Schiffslautsprecher ertönte eine Durchsage. Uns wurde mitgeteilt, dass wir aus Sicherheitsgründen nicht nach GrimHex sondern zur Raumstation am Lagrange Point CRU-L1 gesprungen waren. Die 890 dockte allerdings nicht an. Stattdessen bekamen wir die Anweisung so schnell wie möglich die Raumanzüge anzuziehen und in den Hangar zu gehen.  

Mit den MPUVs wurden wir von Bord gebracht. Neben mir drängten sich Brubacker, Zark und zwei weitere Personen in das enge Shuttle. Nervös schaute ich die anderen an und plötzlich wurde mir klar, dass ich besser nicht in das Shuttle gestiegen wäre. Es war genau wie auf der Renaissance. Genau so hatten wir Eris entführt. Ich schaute Brubacker an. Doch der wirkte immer noch entspannt. Was zum Teufel war hier los? Wohin brachten die uns?

Nach der Landung stieg ich vorsichtig aus dem Shuttle. Wir standen tatsächlich auf dem Landepad der Raumstation. Hier war die Kreuzfahrt unplanmäßig zu Ende. Niemand wollte uns entführen. Als ich zur Luftschleuse lief drehte ich mich noch einmal um und schaute auf das Shuttle. Das industriel aussehende MPUV war ein krasser Gegensatz zum Luxus der 890. In einer Stadt wie Lorville würde es allerdings nicht auffallen. Ein Gedanke pflanzte sich in meinem Gehirn ein. Wie ein Samen begann er zu keimen.