Wir wollten die Beweise sichern und den Skandal um den Killersatelliten öffentlich machen. Es wurde zum Himmelsfahrtskommando.
“Hoffentlich hat unser Informant die Wahrheit gesagt”, sorgenvoll schaute ich Brubacker an.
“Ich denke schon. Wir werden heute die Beweise bekommen und den Skandal mit dem Killersatelliten an die Öffentlichkeit bringen.” Brubacker klang zuversichtlich. “Ich habe mir extra Tarnfarbe ins Gesicht gemalt. Die Mission heute wird erfolgreich sein. Sie muss erfolgreich sein!”
Ich schaute von der Gallery hinunter auf die Sitzgruppe im Observation Deck der Orbitalstation Everus Harbor. Trotz der Zuversicht von Brubacker hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. “Da unten sind zwei Söldner. Könnte unsere Verstärkung von den Yellowhands sein. Lass uns runter gehen.”
Die beiden Söldner sahen düster aus. Die Rüstung die sie trugen verriet nicht auf welcher Seite des Gesetzes sie standen.
“Seid Ihr von den Yellowhands?” fragte ich vorsichtig.
“Ja sind wir”, erwiderte der eine und zeigte mir seine gelben Handflächen. “Ich bin Hermieoth. Und das hier ist DerKleinePuk. Wir waren beim letzten Einsatz auf dem Gefangenentransport mit dabei.”
Ein Gefühl der Erleichterung erfasste mich. “Das ist gut. Wenn die Sache heute genauso professionell abläuft wie auf der Caterpillar werden wir erfolgreich sein.” Ich schaute auf die riesige Waffe die Hermieoth auf dem Rücken trug. “Du bist mächtig bewaffnet. Brubacker hat nur einen Stift zum schreiben dabei.”
“Die Feder ist schärfer als die Klinge mein Freund.” Stolz und Anmut war aus der Stimme von Brubacker zu hören.Manchmal sprach der Schreiberling in Rätseln.
“Wie auch immer. Die Leute von TYR müssten auch gleich hier sein.”
Kurze Zeit später tauchte Root auf. “Hi Leute. Euer Abholservice ist da. Folgt mir zum Pad 6.”Eine Pisces stand auf dem Pad. Verwirrt schaute ich erst das kleine Shuttle und dann Root an. “Das letzte mal hattet Ihr eine Hammerhead dabei. Jetzt das kleine Ding da?”
“Ja. Sparmaßnahmen bei TYR.” Root lachte.
An Bord gab es nur zwei Sitzplätze die Brubacker und mir zugewiesen wurden. Root nahm auf dem Pilotensitz platz, die beiden Yellowhands hielten sich im Frachtbereich auf. Immer noch ungläubig schaute ich nach hinten in den Frachtbereich. Die Heckrampe schloß sich und wir hoben ab.
Nach einem kurzen Flug verstummten die Triebwerke. Erstaunt verließ ich das kleine Schiff. Wir standen in der Shuttlebucht einer Carrack.
“Willkommen an Bord der Aletheia. Dem neuen Flagschiff von TYR”, sagte Root nicht ohne Stolz.
Ich musste schlucken. Eine Mischung aus Frost und Wärme durchströmte meinen Körper als sich die Hangartore über uns schlossen. “Brubacker, kannst Du Dich erinnern. Vor ungefähr einem Jahr hatten wir den abgestürztenPrototyp des Killersatelliten auf Hurston gefunden. Damals waren wir mit Deiner Carrack unterwegs. Es war der letzte Flug mit Deiner Clarke.” es war deutlich zu hören das ich sentimental wurde. “Es begann und endet mit einer Carrack. Der Kreis schließt sich.”
Wir trafen die Crew der Carrack in der Messe. Ich war überrascht wie viele Leute anwesend waren. Fast alle standen im Kreis um den Eßtisch.
Kjeld ergriff das Wort. “OK Zero. Weise uns in die Lage ein.”
“Wir haben von unserem Informanten erfahren dass Baupläne für den Killersatelliten und Gesprächsprotokolle zwischen Shubin Interstellar und Hurston Dynamics in einem Sicherheitsbunker auf Hurston sind. Das sind die Beweise die wir benötigen um den Skandal aufzudecken”, fing ich an zu erklären.
“Bevor wir in den Bunker eindringen werden wir den Kommunikationssatelliten im Orbit von Hurston deaktivieren. Wir werden zwei Teams bilden. Ein Hacking-Team und ein Strike-Team. Das Strike-Team wird den Bunker sichern. Das Hacking-Team wird den Satelliten deaktivieren und dann zum Bunker nachrücken um die Daten mit den Beweise zu extrahieren.”
“Brubacker Du bildest mit den Yellowhands das Strike-Team”, ergänzte Kjeld. “Wir setzen Euch in der Nähe des Bunkers ab. Ihr wartet bis Ihr das Signal bekommt. Die Carrack fliegt dann zum Satelliten und bleibt außerhalb des Sperrgebietes. Zero Du wirst von Daos und Root in der Pisces zum Satelliten geflogen. Sobald Du ihn deaktiviert hast nehmen wir Euch auf und rücken alle zum Bunker nach.”
Ich schaute die Söldner an. Alle schienen motiviert und professionell zu sein. Meine Zuversicht stieg.
Nach dem Briefing gingen alle auf ihren Posten. Brubacker und ich schauten uns an. “Viel Erfolg mein Freund. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.” Es war ein seltsamer Abschied. Mein ungutes Gefühl kam zurück.Brubacker ging zum Shuttle, ich auf die Brücke. Die Aussicht war gigantisch. Rotbraun lag der Planet Hurston unter uns. Die Sonne stand tief und strahlte in einem warmen Licht. Das Strike-Team wurde mit der Pisces auf die Oberfläche gebracht. Kurze Zeit später war das Shuttle zurück, flog direkt vor der Brücke der Carrack vorbei und landete im Hangar. Wir machten uns auf den Weg zum Satelliten. Meine Anspannung wuchs wie der Druck in einem Vulkan der kurz vor dem Ausbruch stand.
Als wir uns dem Satelliten näherten war zunächst alles ruhig. Ich hörte noch die Meldung “Radarlock.” Und plötzlich brach die Hölle über uns herein. Schweres Laser Feuer und Raketen prasselten auf uns ein. Das Schiff zitterte unter den Einschlägen. Ein ohrenbetäubendes Donnern war zu hören. Entsetzt schaute ich zum Satelliten. Damit hatte ich nicht gerechnet. Die letzten Kommunikationssatelliten die ich deaktiviert hatte wurden nur mit leichten Laserwaffen verteidigt. Das hier war etwas ganz anderes. Wir mussten uns zurückziehen.
Root rief Kjeld auf die Brücke. “Wir brauchen einen neuen Plan. In der Pisces haben wir keine Chance gegen das Abwehrfeuer. Mit dem kleinen Shuttle werden wir den Satelliten nicht lebend erreichen.”
“Sollen wir auf die starken Schilde der Carrack setzen”, meinte Kjeld.
“Ihr könnt am Satelliten vorbeifliegen ohne anzuhalten. Wenn wir dicht dran sind springe ich im Flug aus dem Schiff”, sagte ich nach kurzer Überlegung.
“Du alleine?” Kjeld schaute mich fragend an.
“Ich melde mich freiwillig und gehe mit.”
Mit offenem Mund schaute ich Root an. “Ehre und Stärke, ein Navy Offizier wie aus dem Bilderbuch”, dachte ich mir.
Root und ich gingen in die Luftschleuse. Root stand vorne und öffnete das äußere Schott. Wir sahen Raketen die vorbei flogen und Laser Blitze. Root hielt sich mit beiden Händen am Türrahmen fest und schaute hinaus.
“Raketen!” war über den Funk zu hören. Dann krachte es laut. Die Carrack erschütterte in ihren Grundfesten. Root verlor das Gleichgewicht, fiel und war weg. Verschwunden in der Kälte des Weltalls. Das äußere Schott schloss sich und ich stand ganz alleine in der Luftschleuse. Ich schaute hinter mich. Das innere Schott war auch geschlossen. Es war eng. Über Funk hörte ich die Schreie der Crew.
“Wir stecken zu viel ein!”
“Raketentreffer am Heck!”
“Hintere Schilde bei 10%!”
Panik stieg in mir hoch. Dann das Kommando.
“Zero. Raus! Raus! Raus!”
Ich öffnete das äußere Schott und sprang.
Eine plötzliche Stille umgab mich. Die Sterne waren zum greifen nahe und umgaben mich wie eine Bettdecke. Ich fühlte mich leicht, unbeschwert. Die Schwerelosigkeit konnte seltsame Gefühlszustände verursachen.“Zero ist von Bord.” meldete ich über Funk.
Direkt vor mir war der Kommunikationssatellit. In einiger Entfernung konnte ich klein und schemenhaft die Carrack sehen. Sie entfernte sich. Eine Rakete verfolgte sie. Dann ein heller Blitz. Eine Explosion. Die Funkverbindung brach ab. Fassungslos schaute ich in die Leere des Weltalls. Wo eben noch die Carrack war, war ein Feuerball und dann nichts mehr. Ich konnte nicht glauben was ich sah. War das wirklich passiert? Die Crew der Carrack, Root, alle waren weg.
Während ich mit leerem Blick in das Weltall starrte fiel mir die Anzeige im HUD des Helmes auf. Ein kleines Symbol zeigte an dass man sich im überwachten Raum befand. Dieses Symbol verschwand wenn es keinen aktiven Kommunikationssatelliten zur Überwachung gab. Das Symbol würde auch verschwinden sobald ich den Satelliten deaktivieren würde. Mit etwas Glück würde das Strike-Team das bemerken und in den Bunker eindringen um die Beweise zu holen. Ich schwebte in den Satelliten und hackte das System.
Nachdem ich den Satelliten deaktiviert hatte durchsuchte ich die Systemdateien. Was ich fand erklärte warum der Satellit so stark verteidigt war. So viel stärker als alle anderen Kommunikationssatelliten. Ich fasste mir an den Kopf. Ein Lächeln zog sich über mein Gesicht. Das war was wir gesucht hatten. Das hier war kein normaler Kommunikationssatellit. Es war einer der Killersatelliten. Ich befand mich mitten im Beweis den wir gesucht hatten. Schnell kopierte ich die Dateien. Doch mein Siegesgefühl verflog schnell. Ich konnte mit den Beweisen nichts anfangen. Ich war gestrandet. Niemand würde die Information die ich in den Händen hielt erhalten.
Es gab nur einen Hoffnungsschimmer. Brubacker und das Strike-Team. Die Frage war, wie lange würde es dauern bis sie merkten dass der Satellit offline war. Und wie lange würden sie warten bis sie auch ohne Signal vom Hacking-Team in den Bunker eindringen würden. Irgendwann würde jemand kommen und den Satelliten wieder zu aktivieren. Das musste ich verhindern. Ich musste dem Strike-Team so viel Zeit wie möglich verschaffen. Ich versteckte mich im Satelliten, zog meine Waffe und wartete.
Die Zeit verging. Sie floß dahin wie der Sand in einer Sanduhr. So wie der Sand in der Sanduhr immer weniger wurde, so wurde auch mein Sauerstoffvorrat immer weniger. Ich hatte noch 45 Minuten. Ich fing an mit meinem Leben abzuschließen.
Dann hörte ich ein Knacken im Funk. “Root für Zero. Zero kannst Du mich hören.”
“Root! Das gibt’s doch nicht. Du lebst? Wo bist Du?”
“Ich bin 8 Klicks vom Satelliten entfernt. Ich bin im EVA und auf dem Weg zu Dir. Du warst außerhalb der Funkreichweite. Die Carrack ist schwer beschädigt. Sobald sie wieder flugfähig ist kommen sie uns holen.”
“Warte ich komme zu Dir. Wir müssen möglichst viel Abstand zwischen uns und dem Satelliten bringen. Sonst hat die Carrack keine Chance uns aufzunehmen.”
Der Satellit wurde langsam kleiner hinter mir. Er sah aus wie ein dunkler Schatten im Schwarz des Weltalls. Nur die roten Positionsleuchten waren deutlich zu erkennen. Nach einer Ewigkeit erreichte ich Root. Gemeinsam warteten wir auf die Rettung. Eine Rettung die hoffentlich rechtzeitig kommen würde. Unser Sauerstoff wurde immer knapper.
*****
“Wir werden Euch mit offenem Maul einsammeln wie ein Wal das Plankton.” Der Funkspruch von der Carrack war Musik in meinen Ohren. Endlich waren sie da. Über die geöffnete vordere Rampe wurden wir aufgelesen.
Kaum an Bord stürmte ich zu Kjeld. “War das Strike-Team erfolgreich?”
“Nein. Es hat sie erwischt.”
“Wie? Tot? Alle drei?”
“Zum Glück nicht. Nachdem sie die Wachen erledigt hatten wurden sie von Piraten mit Elektroschock-Waffen überwältigt und ausgeraubt. Die ganze Ausrüstung ist weg. Die Beweise haben sie leider nicht .”
“Aber ich habe die Beweise”, sagte ich erleichtert.
Kjeld schaute mich überrascht an.
Nachdem wir Everus Harbor erreicht hatten verabschiedete ich mich von Kjeld. Ich ging zur Frachtrampe der Carrack. Dort stand Root und wartete auf mich. Als ich ihn erreichte salutierte er. Mit einer Träne in den Augen schaute ich ihn an. Ich war überwältigt von einem Cocktail an Gefühlen. Erleichterung, Angst, Trauer. Wir hatten es geschafft. Irgendwie fühlte sich die Situation traurig nach Abschied an. Nun lag es an Brubacker die Beweise öffentlich zu machen. Ich hatte nur Angst das in letzter Sekunde noch etwas schief gehen könnte. Kurz legte ich meine Hand auf die Schulter von Root und ging die Frachtrampe hinunter. Ein letztes mal drehte ich mich um und schaute zurück auf die ramponierte Carrack.
Anmerkung:
Wenn Ihr alle Geschichten der Killersatelliten Storyline lesen wollt folgt dem Link mit dem Label killersatellit.