Log #134 – Befreiung

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Wir versuchten unseren Informanten aus einem Gefangenentransport zu befreien.


Das ganze Schiff bebte. Ein ohrenbetäubender Lärm war zu hören. Die Wände zitterten als die mächtigen Geschütze der Hammerhead das Feuer eröffneten. Nachdem wir den Comm Array deaktiviert hatten, sind wir zur Position des Gefangenentransports geflogen. Kjeld und seine Männer griffen die Begleitjäger mit der Hammerhead an. Brubacker,Carthago und ich konnten nur warten. Wir wussten nicht was draußen im Weltall passierte. Wir wussten nicht wie viele Jäger es waren. Wir wussten nicht wie unsere Chancen standen. Ich hasste es wenn ich die Sterne nicht sehen konnte. Mir blieb nichts anderes übrig als weiter die kalten Wände des Kriegsschiffes an zu schauen und zu warteten.

Dann wurde es still. Das Dröhnen in meinen Ohren verschwand. Plötzlich stand Kjeld neben uns.
“Brubacker, Carthago. Ihr bleibt an Bord und besetzt den oberen und unteren Geschützturm. Zero Du gehst mit dem Außenteam rüber zur Caterpillar und befreist die Gefangenen. Halte Dich immer hinter Root. Er ist für Deine Sicherheit verantwortlich.”

Wir positionierten uns an der Luftschleuse und warteten auf das Kommando die Caterpillar zu entern. Unsere Waffen waren auf das geschlossene Schott der Luftschleuse gerichtet. Auf der linken Seite waren zwei Mann. Ich lag auf der rechten Seite, das Scharfschützengewehr im Anschlag. Root stand vor mir. Es konnte jeden Augenblick losgehen. 

“Wir werden beschossen”, sagte einer der Männer. “Von den Wachen an Bord der Caterpillar. Sie schießen durch die geöffnete Frachtluke auf uns.”
“Öffnet die Luftschleuse, dann schalte ich sie mit dem Scharfschützengewehr aus”, eine ungeahnte Euphorie lag in meiner Stimme.
“Und die Kugeln der Wachen kommen zu uns rein”, erwiderte einer der Männer.
Ich schluckte und rutschte weiter nach rechts in die sichere Position hinter Root.

Die Geschütze der Hammerhead waren kurz zu hören. Dann kam das Kommando zum entern. Durch die Luftschleuse verließen wir das Schiff und schwebten im EVA zur Caterpillar. Die vordere Frachtluke stand offen. Zwischen Frachtkisten lagen mehrere tote Wachen. Wir gingen an Bord. Durch eine Tür bewegten wir uns in das nächste Frachtmodul. Root war direkt vor mir. Ich war an letzter Position. Vorne hörte ich die Söldner kurze knappe Kommandos geben. Immer wieder fielen Schüsse. Ich war froh nicht vorne zu sein. Hinter dem breiten Rücken von Root fühlte ich mich sicher. 

Und dann sah ich die Cryo Kapseln. Die Frachtmodule standen voll damit. Es waren dutzende. In jeder Kapsel war ein Mensch. Durch eine Scheibe konnte man das Gesicht der schlafenden Person sehen. Wie sollte ich nur unsere Zielpersonen finden. Ich kannte die Gesichter nicht. Eine Liste mit Namen, das war alles was Twitch mir mitgegeben hatte. Dummerweise standen auf den Cryo Kapseln keine Namen, nur Nummern. Und Twitch hatte mich gewarnt. Ich durfte auf keinen Fall die falschen Kapseln deaktivieren. Wie ein Nebel breitete sich Verzweiflung in mir aus.

Schließlich hatten wir die Frachtmodule durchquert und waren im Gemeinschaftsraum angekommen.
“OK Zero, Du bist dran. Welche Kisten sollen deaktiviert werden?”
“Ich habe keine Ahnung.”
Mehrere Augen waren auf mich gerichtet. Die Blicke durchdrangen mich wie Messer. Ich spürte was die Männer dachten. Das war nicht die Antwort die sie hören wollten. Spontan schoß mir ein Gedanke in den Kopf. 
“Wir brauchen das Ladeverzeichnis. Dort steht wer in welcher Kiste ist.”
“Und wo finden wir das?”
“Wahrscheinlich im Cockpit auf dem Bordcomputer.”
“Na toll. Los Jungs, weiter vorrücken.”

Bisher hatten wir Glück und keine Verluste. Doch je tiefer wir in das Schiff vor drangen, desto größer wurde das Risiko. Die Bereiche in die wir jetzt mussten waren unübersichtlicher, gefährlicher. Nach dem Maschinenraum gingen wir über die schmale Treppe auf die obere Ebene. Ich blieb hinter Root und zog meinen Kopf ein. Dann standen wir vor dem Schott zum Cockpit. Wir hatten keine Ahnung was oder wer auf der anderen Seite war. Deckung hatten wir keine. Hätte jemand eine Granate aus dem Cockpit zu uns in den Gang geworfen, wäre es mit uns vorbei gewesen. Meine Waffe fest in der Hand fixierte ich den geschlossenen Durchgang zum Cockpit. Der rote Punkt meines Laserpointers tanzte auf dem Schott. Rauchschwaden zogen durch den Gang. Die Luft war zum zerreißen gespannt. Dann ging das Schott auf. Die vorderen beiden Männer stürmten vor. 

“Links frei.”
“Rechts frei.”
Hörte ich sie schreien. Dann…
“Granate!”
Ein Knall war zu hören, ein Lichtblitz. Die Sekunden fühlten sich wie Stunden an. Alles um mich herum kam mir vor wie ein Film in Zeitlupe.
Root packte mich an der Schulter.
“Alles klar. Das Cockpit ist sauber. Du kannst reingehen.”
“Und die Granate”, fragte ich irritiert.
“Die war von uns. Wir hatten sie in die untere Ebene des Cockpit Moduls geworfen.”

Im Cockpit fand ich einen Computer. Darauf eine Liste mit Nummern und Namen. Ich schaute Root an der hinter mir Stand.
“Root lese mir bitte die Namen auf der Liste von Twitch vor.”
“Der erste ist Daniel August.”
“Moment. Hier ist er. Nummer 3467849. Kann einer von den anderen bitte nach einer Cryo Kapsel mit dieser Nummer suchen.”
“Gefunden”, war nach einer Weile über den Funk zu hören. “Soll ich die Kapsel deaktivieren?”
“Ja deaktivieren. Root, der nächste Name.”

Wir gingen Namen für Namen durch und deaktivierten die Kapseln. Als wir fertig waren machten wir uns über die Gallery der Frachtmodule auf den Rückweg. Ich blickte nach unten in den Frachtbereich. Wie in Trance schaute ich auf die Szenerie. Überall standen die Cryo Kapseln, dazwischen lagen tote Wachen. Unser Auftrag war erledigt. Twitch wollte ein zweites Team schicken das die Personen aus den deaktivierten Cryo Kapseln holen und medizinisch versorgen würde. Auch unseren Informanten. Ich wusste immer noch nicht wer es war. Würde sich Twitch an die Vereinbarung halten? Würde sie uns den Informanten aushändigen? Oder mit jemand anderem ein besseres Geschäft machen?
Die Stimme von Root riß mich aus meinen Gedanken. “Schau mal. Der Planet ArcCorp. Was für ein schöner Ausblick.”
Für eine Weile schaute ich hinaus in den Weltall auf den Planeten. Schließlich riß ich mich los. Es war Zeit zu

Die Sicht von Brubacker…..

Die Sicht von Kjeld…