Log #135 – Eine ungewöhnliche Lieferung

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Root wollte Torpedos vom Schwarzmarkt und diese manipulieren. Ich half ihm bei der Beschaffung.


Ich hatte gehofft der Kelch würde an mir vorüber gehen. Doch Root hatte es nicht vergessen. Er wollte immer noch die size 9 Torpedos und hatte nachgefragt ob ich einen Kontakt gefunden hatte der verkaufen wollte. Und das nicht genug. Er wollte auch wissen, ob ich die Torpedos umprogrammieren konnte. Sie sollten explodieren sobald sie gestartet wurden. Einen Kontakt hatte ich der in der Lage war zu liefern. Allerdings wollte ich selber nichts mit dem Waffendeal zu tun haben. Ich war kein Waffenhändler. Auf der anderen Seite wollte ich Root nicht hängen lassen. Ich hatte eine Idee. 

In der old 38 Bar auf Grim Hex traf ich den Waffenhändler. Er war bereit die Torpedos zu verkaufen und zu liefern. Meine Idee amüsierte ihn. Bei einem Whiskey besprachen wir die Details der Übergabe. Die Lieferung sollte nach Port Tressler im Orbit des Planeten Microtech erfolgen. Falls Überwachungssatelliten vor Ort sein sollten mussten wir diese zerstören. Um die Torpedos umzuprogrammieren brauchte ich die Schaltpläne. Die waren top secret und in einem Data Center auf Microtech gespeichert. Na toll, mal wieder in einen bewachten Bunker einbrechen. 

Zwei Tage später holte mich Root ab. Wir flogen mit seiner Vanguard nach Microtech. Zu unserer Überraschung blieben die Geschütze beim Data Center ruhig. Sollte die Beschaffung der Schaltpläne doch einfacher werden als ich dachte? Root setzte zur Landung an. Das Fahrwerk berührte den Boden. Und plötzlich brach die Hölle über uns herein. Die Abwehrtürme des Data Center feuerten aus allen Rohren. Die Schilde der Vanguard leuchteten wie ein Weihnachtsbaum. Root startete durch. Die Vanguard flog im Tiefflug knapp über den Boden. Wütende rote Blitze verfolgten uns. Gerade noch rechtzeitig zog Root das Schiff hoch und streifte fast den Rand eines Kraters. Im Schatten des Kraterrandes hatten wir Deckung und landeten.

Als ich die Heckrampe öffnete wehte mir ein eisiger Wind entgegen. Es war Nacht und hatte -100 Grad Celsius. Wir mussten ein ganzes Stück bis zum Data Center laufen. Ich schaute auf die Anzeige meines Anzuges. 33 Minuten bis zum Kältetod. In der Zeit sollten wir es bis zum Gebäude schaffen. Angenehm würde es trotzdem nicht werden. Ich wollte gerade die Rampe runter laufen als Root hinter mir rief.
“Zero warte. Ich möchte keine Wachen oder UEE Soldaten töten. Ich habe nicht tödliche Waffen dabei. Die machen nur Kopfweh und schalten unsere Gegner für eine Weile aus. Nehm Dir auch eine aus dem Waffenschrank.”
Ich nahm mir eine Atzkav Sniper Rifle. Eine beeindruckende Elektronen-Schusswaffe. Dann machten wir uns auf den Weg.

Wir rannten durch die kalte Nacht. Es war weiter als ich dachte. Root musste immer wieder stehen bleiben um zu verschnaufen. “Beruhigend.” dachte ich mir. “Sollte ich mal Ärger mit UEE Navy Offizieren haben, kann ich einfach weg laufen.” Als wir am Data Center ankamen waren unsere Rüstungen komplett mit Eis bedeckt.

Ein Lastenaufzug brachte uns tief unter die Erde. Das Data Center war ähnlich aufgebaut wie die Security Bunker auf Hurston. Das Licht war schummrig. Nebel waberte durch die Räume. Rohre, Kisten, nicht einsehbare Ecken. Es war ein Labyrinth voller Verstecke und Deckungen. Ich haderte noch damit immer wieder in einem Bunker zu landen als ich Root hörte. 
“Einen schlafen gelegt.” 
Ich war beeindruckt. Root wollte wirklich niemanden töten. Was auch immer er mit den size 9 Torpedos vor hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es Unschuldige treffen würde. Zumal es nach der Umprogrammierung diejenigen treffen würde, die den Torpedo abfeuerten.

Wir hatten schnell den Serverraum erreicht. Am ersten Terminal gab es keinen Zugang für meinen Hacking-Chip. Ich schaute mich im ganzen Operator-Raum um. Nichts, nirgends konnte ich meinen Chip benutzen. Mir wurde heiß und kalt. Schweiß rann meine Stirn herunter. Waren wir im falschen Data Center? Oder waren die Sicherheitsmaßnahmen besonders hoch? Überraschend wäre es nicht, da hier Baupläne für Militärwaffen gespeichert wurden. In meiner Verzweiflung ging ich in den hinteren Raum in dem die Server-Racks standen. Ganz hinten war noch ein Terminal bei dem ich mein Glück versuchte. Einen Zugang für meinen Hacking-Chip gab es auch hier keinen. Aber ich konnte ohne Probleme auf die Dateien zugreifen. Schnell fand ich die Schaltpläne für die Torpedos. Meine Euphorie verflog so schnell wie sie gekommen war. Die Dateien waren mit einem militärischen Supercode verschlüsselt. Selbst mit den optimierten Computern meiner Star Runner hätte ich sie nicht entschlüsseln können. 

Enttäuscht machten wir uns auf den Rückweg zur Vanguard. Die verschlüsselten Schaltpläne hatte ich trotzdem kopiert. Ob ich jemals damit etwas anfangen konnte wusste ich nicht. Als wir wieder im Schiff waren öffnete ich mein Mobiglas und schaute ob es eine Nachricht vom Waffenhändler gab. Wie von Geisterhand gesteuert öffnete ich die Starmap. Dann fiel mir etwas auf.“Root. Auf dem Mond Calliope gibt es einen Hochsicherheitsbunker. Mit etwas Glück finden wir dort die Codes zum Entschlüsseln der Schaltpläne. Und wir können auch gleich unseren Crimestat los werden.”
“Na dann los. Ohne Crimestat kommen wir auch einfacher nach Port Tressler.”

Auf Calliope war es noch dunkler und kälter als auf Microtech. Beim Anflug war absolut nichts zu sehen. Es war pechschwarze Nacht. Irgendwann konnten wir schemenhaft die Lichter des Bunkers erkennen. Root landete in der Deckung eines Hügels. Nach einem kurzen Fussmarsch erreichten wir das Gebäude. Wieder ging es mit dem Fahrstuhl nach unten. Root ging vor und schaltete die erste Wache aus. Als er weiterging legte ich das Gewehr an und schaute durch das Zielfernrohr. Weit hinten, in der Richtung in die Root ging, konnte ich durch die Dampfwolken eine weitere Wache erkennen. Ich zielte und drückte ab. Der Schuss löste sich, ein Blitz schoss von meinem Gewehr zur Wache. Dann brach der Wachmann zusammen. Ich war beeindruckt. Ein Schuss reichte und niemand musste sterben. Kurz danach schaltete ich eine weitere Wache aus. Ich schaute auf die Munitions-Anzeige. 
“Root, ich hab nur noch 3 Schuss und kein weiteres Magazin.”
“Meine Munition ist auch leer. Ich habe mir die Waffe von einer Wache genommen.”

Auf dem Weg zum Serverraum begegneten wir keinen weiteren Wachen. Ich hoffte dass der Rückweg auch frei war. Während Root aufpasste häckte ich den Sicherheitscomputer des UEE. Es war angenehm Rückendeckung zu haben und sich nur auf den Computer konzentrieren zu können. Ich fand die Codes und löschte meinen Crimestat.

Dann löschte Root seinen Crimestat und ich passte auf. Es kam mir ewig vor. Hatte das bei mir auch so lange gedauert?
“Root wie lange brauchst Du noch? Ich höre Geräusche.”
“Was für Geräusche?”
“Keine Ahnung. Schritte, oder Klopfgeräusche. Bist Du sicher dass die Wachen alle schlafen?”
“Ja die sollten noch im Tiefschlaf liegen. Halt die Augen offen. Ich bin gleich fertig.”
Mit bangem Blick fixierte ich den einzigen Zugang zum Serverraum.
Als Root endlich fertig war traten wir den Rückzug an. Vorsichtig gingen wir zurück zum Ausgang. Immer darauf gefasst auf Widerstand zu stoßen.

Dann fanden wir die Quelle der Klopfgeräusche. Eine Wache lag auf dem Boden und zuckte. Die Rüstung klopfte immer wieder auf dem Metallboden.
“Wahrscheinlich eine Überlastung des Nervensystems durch den Elektroschock. Der Typ wird starke Kopfschmerzen haben wenn er aufwacht. Aber sonst wird er in Ordnung sein”, erklärte Root.
“Ich bin wirklich beeindruckt von der Waffe.”
“Kannst sie behalten wenn Du willst.”

Als wir wieder bei der Vanguard waren flogen wir direkt zur Orbitalstation Port Tressler. Ich bekam die Information dass keine Überwachungssatelliten in der Gegend waren. Wir mussten also in keinen weiteren Kampf ziehen.
“Wie wird die Übergabe ablaufen?” wollte Root wissen.
“Ich zeig Dir noch wo und wie. Dann werde ich verschwinden. Ich möchte nicht direkt in Waffengeschäfte verwickelt sein. Ich stelle nur den Kontakt her.”
“OK. Und die Umprogrammierung der Torpedos?”“Ich schicke Dir die Schaltpläne auf Dein Mobiglas. Und eine Anleitung wie Du die Dinger umprogrammieren kannst.”

Auf Port Tressler führte ich Root zum Cargo Deck. Es war aufgebaut wie das Cargo Deck auf Everus Harbor. Und wie auf Everus Harbor gab es auch hier einen speziellen Platz für spezielle Geschäfte. Durch einen schmalen Durchgang gingen wir hinter die gelagerten Container. In einem alten Container war ein Raum eingerichtet. Mit Sofa, Kühlschrank und einer Spielekonsole. Es war etwas unordentlich , aber sonst ganz gemütlich.
“Wow, an so einem Ort war ich noch nie. Machen hier die Lagerarbeiter Pause?” Root war sichtlich überrascht.
“Nicht die regulären Lagerarbeiter. Willkommen in der Zwischenwelt”, sagte ich lachend.

“OK die Sache läuft wie folgt”, fing ich an zu erklären. “Deine Torpedos werden hier her geliefert, in einem regulären Container. Sie werden in den nächsten zwei Stunden hier eintreffen. Du wirst auf dieser Spielekonsole einen Highscore von einem Spieler mit dem Namen Root finden. Der Highscore ist die Nummer des Containers mit Deinen Torpedos. Ich verschwinde jetzt. Alles weitere musst Du alleine hin bekommen.”
“Danke Zero. Du hast auf jeden Fall etwas gut bei mir. Wann immer Du Hilfe benötigst. Sag mir bescheid und ich bin da.”

Nachdem wir uns verabschiedet hatten verließ ich das Cargo Deck um die Aktivisten und die freien Völker zu kontaktieren. Ich glaubte zwar nicht das Root etwas gegen die freien Völker unternehmen wollte, aber er war bei einem UEE Navy Einsatz im Nul System. In meinem Heimatsystem in dem das Empire schon mal Jagd auf die freien Völker gemacht hatte. Und Root wollte nicht über den Einsatz reden, auch wollte er mir nicht sagen was er mit den Torpedos vor hatte. Also wollte ich auf Nummer sicher gehen. In den Schaltplänen und der Programmieranleitung hatte ich etwas versteckt. Die Umprogrammierung würde nicht nur den von Root gewünschten Effekt haben. Die Torpedos würden dann auch ein verstecktes Signal aussenden. Ein Signal das nur die Aktivisten und die freien Völker empfangen konnten. Darüber konnten sie die Torpedos verfolgen und über eine Rückkopplung deaktivieren. So konnte ich sicherstellen, dass die Torpedos nicht gegen mein Volk gerichtet wurden.