Log #107 – Project ENOS – Der Auftrag

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Ich wurde von der Sicherheitsfirma TYR angeheuert eine Geheimoperation zu unterstützen. Ich wurde konfrontiert mit Chaos und neuen Indizien auf den Komplott in Stanton.


Die Anspannung war groß als wir Port Tressler in einer Star Runner verließen. Neben Kjeld waren noch drei Söldner von seiner Sicherheitsfirma TYR an Bord. Ungewollt war ich in die Sache rein geschlittert – und der Ausgang der anstehenden Geheimoperation war ungewiss. Ich wusste nur, das wir eine Person von Microtech nach Grim Hex schmuggeln sollten. Mehr Informationen bekam ich nicht.  Das vereinfachte meinen Job nicht gerade. Ich sollte sicherstellen, dass wir unentdeckt blieben. Dass uns auch noch die Helldiver Rückendeckung gaben, beruhigte mich ebenfalls nicht. Die Typen fand ich furchteinflössend. 

An Bord stellte ich als erstes mehrere Dosen Whiskey-Cola in die Küche. Der Sieger-Drink, sollten wir die Sache überleben. Dann nahm ich meinen Platz im Scanner Raum ein. Kurze Zeit später kam einer der TYR-Söldner zu mir. “Ich bin ArcTyp. Ich wurde zu Deiner persönlichen Betreuung abkommandiert. Kann ich Dir etwas bringen? Oder eine Fußmassage?” Wollte der Typ mich verarschen? Ich bekam nicht nur keine Informationen. Kjeld stellte auch noch einen Aufpasser ab. Soviel zum Thema Vertrauen. “Nein, ich brauche nichts. Den Whiskey-Cola gibt es erst, wenn wir die Sache überstanden haben”, antwortete ich knapp. “Ich trinke lieber Apfelsaft-Schorle”, säuselte ArcTyp.

Wir flogen zum Mond Euterpe und landeten in einem Tal. Irgendwo im Nirgendwo. Die umliegenden Berge schirmten den Scanner ab. Ich war faktisch blind. Ich wusste nichts und konnte jetzt auch nichts mehr sehen. Da ArcTyp nicht von meiner Seite wich, versuchte ich über ihn an Informationen zu kommen. “Der Kommandant holt die Zielperson mit einer Dragonfly ab. Wir warten bis er zurück ist. Mehr weiß ich auch nicht. Ich bin erst seit zwei Wochen bei der Truppe”, erklärte er. Etwas in seiner Stimme war anders als bei den anderen Söldnern. Weniger Härte, weicher, freundlicher. War er ein guter Schauspieler und führte mich an der Nase herum?

Wir warteten und warteten. Warum dauerte das so lange? ArcTyp hatte keine Informationen, oder rückte damit nicht raus. Konnte ich ihm vertrauen? Wir kamen ins Gespräch. Er kam vom Planeten Hurston aus einem kleinen Dorf. Auf der Suche nach einem besseren Leben, hatte er den Planeten verlassen. Das kam mir irgendwie bekannt vor. Erinnerte es mich doch an meine eigene Vergangenheit. Irgendwann begannen wir, uns die Zeit mit Dosenwerfen zu vertreiben. Mein Misstrauen ihm gegenüber schmolz wie Eis in der Sonne. Hoffentlich war ich nicht zu naiv.

Plötzlich wurde es hektisch. “Ich muss in den Geschützturm. Wir fliegen zum Zielort. Irgendetwas ist schief gelaufen”, sagte ArcTyp unvermittelt. Er rannte aus dem Scanner-Raum und ließ mich alleine. Wenn ich nur wüsste, was er über Funk hörte. Mit dem Scanner konnte ich erkennen, dass wir einen Außenposten anflogen. Eine Constellation Phoenix stand in der Nähe des Gebäudes. Direkt nach der Landung kam Amoebe zu mir. Er war der Befehlshaber an Bord. “ArcTyp sagt Du bist vertrauenswürdig. Setz Du Dich ans Steuer der Star Runner. Wir gehen raus und checken die Lage.” 

Da saß ich nun. Alleine in der Star Runner. Sollte ich einfach los fliegen und verschwinden? Die Triebwerke liefen. Ich musste nur Schub geben. Weg – und unter dem Radar verschwinden. Das konnte ich gut. Ich würde keine Freunde zurück lassen. Aber wäre es auch eine gute Idee? Die Söldner würden mir ewig im Nacken hängen. Und wer wusste schon, was sich hieraus noch entwickeln konnte. Kjeld wollte mit mir einen Whiskey in der old 38 Bar in Grim Hex trinken. Und ArcTyp schien ein netter Typ zu sein. Und dann war da noch eine Ahnung. Ein undefinierbares Gefühl, das mir sagte: Bleib da. Ich blieb. Ich ahnte nicht, wie richtig die Entscheidung war. Das Leben von zwei Freunden sollte noch davon abhängen.

Es dauerte eine ganze Weile bis die anderen zurück waren. Cerun, der Pilot von TYR, kam ins Cockpit. “Ich übernehme das Steuer. Wir haben zwei Gefangene mitgebracht. Der Kommandant ist verschwunden. Die Zielperson ist nicht da. Geh und tue was immer Du tun musst.” Er klang fast panisch. Irgendwas musste mächtig schief gelaufen sein. Die Triebwerke brüllten unter der Last, als Cerun die Star Runner mit einem Blitzstart in die Luft brachte. Die hohe G-Belastung drückte mich fast auf den Boden. Nur mit Mühe gelangte ich in den Frachtraum. Ich wollte die Gefangenen sehen. Dort wurde gerade laut diskutiert.

“Wir können auch anders. Sagt uns wer ihr seid. Was habt ihr in dem Außenposten gemacht? Was ist hier passiert? Welche Informationen habt ihr? Redet oder wir knallen Euch ab!” Amoebe brüllte die beiden Personen im Frachtraum an und fuchtelte wild mit seiner Waffe rum. ArcTyp stand daneben und hatte die beiden Gefangenen im Visir. “Wir wissen nichts. Wir waren nur wegen eines Interviews hier. Und plötzlich wurden Waffen auf uns gerichtet.” stotterten die beiden ganz aufgeregt. Die Stimmen – sie kamen mir bekannt vor. “Brubacker, Chhris. Seid ihr das?” fragte ich verwirrt. “Was zum Teufel macht ihr hier?” “Zero, Du? Was hast Du hier verloren? Was machst Du bei diesen Kidnappern?”, fragte Brubacker zurück mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Erleichterung. Ich versicherte den TYR-Söldnern, dass ich die beiden kannte und dass sie harmlos waren. Die Söldner senkten die Waffen. Brubacker und Chhris waren vorerst außer Gefahr.

Brubacker berichtete von einem Interview mit Thane McMarshall in dem Außenposten. Plötzlich sei das Gebäude von Unbekannten – eben den TYR-Leuten- gestürmt worden. Thane McMarshall hingegen war verschwunden. Amoebe sprach unterdessen mit der TYR-Zentrale. Es schien das reinste Chaos zu herrschen. Ich erfuhr wieder nichts Genaues. Schließlich sagte Amoebe: “Wir müssen zum Crusader Mond Yela. Abflug!”Ich wusste weder was los war, noch wo Kjeld und die Zielperson waren. Aber ich wusste, die Überwachungssysteme Yelas würden uns bemerken. Die EM-Signatur der Star Runner war zu hoch. Wir hatten nur eine Chance, wenn wir unter dem Radar bleiben wollten. Es war gewagt, aber nicht unmöglich. Ich hatte es schon einmal gemacht. Amoebe musste ich nicht überzeugen. Er willigte sofort ein. Der Plan: Den Comm Array im Orbit von Yela zu deaktivieren.

*****

“Ich habe keine Orientierung. Wo ist denn oben und unten?” ArcTyp hatte mit mir die Star Runner verlassen, um mir im Comm Array Rückendeckung zu geben. “Ist das Dein erster EVA? Folge mir einfach. Ich kenne den Weg”, antwortete ich ihm so ruhig wie möglich. Ich war in meinem Element. Nicht alleine zu sein gab mir außerdem Sicherheit. Im Comm Array angekommen startete ich geübt den Hack. ArcTyp schwebte neben mir und schaute interessiert zu. “Das geht ja fast von alleine. Musst Du überhaupt etwas machen?” Ich blickt ihn kurz an. “Mit dem richtigen Equipment ist das in der Tat nicht so schwer. Es wäre mir aber recht, wenn du mit Deiner Waffe nicht ständig auf meinen Kopf zielen würdest.” “Oh Entschuldigung. Ich behalte den Eingang im Auge.” Nachdem ich Zugriff auf das System hatte, schaltete ich den Comm Array ab. Dann fiel mir eine Nachricht im Puffer des Systems auf. Ich kopierte die Nachricht auf mein Mobiglas.

Zurück in der Star Runner flogen wir zum Nakamura Valley Aid Shelter auf dem Mond Yela. Ich las die abgefangene Nachricht und war verblüfft und erschrocken. “Warum steht hier dass TYR die größte Bedrohung ist? Was habt Ihr angestellt?”. Beunruhigt zeigte ich Amoebe und den anderen die Nachricht aus dem Comm Array. “Wahrscheinlich stammt die Nachricht von den Leuten, die hinter unserer Zielperson her sind. Die sehen uns als Bedrohung an, weil wir die Zielperson schützen”,  antwortete ArcTyp seelenruhig. Das klang schlüssig. Ich beschloss ArcTyp auch weiterhin zu vertrauen. Was hier los war, verstand ich allerdings nicht. Wer war diese Zielperson überhaupt? Und wer war hinter ihr her?

Als wir im Emergency Shelter ankamen, befahl Amoebe “Wir bleiben zunächst hier. Sichert den Eingang. Ich bleibe in Kontakt mit der Zentrale.” Ich hörte nur Wortfetzen. Yellowhands, Helldiver, Feuergefecht, Security Post Kareah, Rückzug. Brubacker schaute mich fragend an. Wir hatten keine Ahnung was los war. Es schien aber nichts nach Plan zu laufen. Plötzlich sprang Amoebe auf. “Der Kommandant ist auf Port Olisar. Wir treffen ihn dort.

In der Terminal-Halle von Port Olisar waren jede Menge schwer bewaffneter Leute. Yellowhands, Helldiver, German Business Club und mitten drin Kjeld Stormarnson und Thane McMarshall. Die Stimmung war gereizt. “Wieso habt Ihr in Kareah auf alles geballert und nicht auf unsere Kommunikationsversuche reagiert?”, empörte sich der Anführer der Yellowhands. “Wir hatten einen Auftrag. Und den erfüllen wir”, keifte der Anführer der Helldiver zurück. “Die Zielperson ist weg. Irgendjemand hat uns alle verarscht.” Stormarnson versuchte sich einen Reim zu machen und auch  Brubacker versuchte die Ereignisse zu analysieren, wurde aber niedergebrüllt. “Sollen die Alphatiere ihren Hahnenkampf ausfechten” sagte ich leise zu Brubacker. “Lass uns verschwinden und in aller Ruhe die Informationen analysieren, die wir haben.” Irgendwas Großes war hier im Gange. Der Komplott im Stanton-System schien noch viel umfangreicher zu sein, als wir bisher vermutet hatten. Die waffenfähigen MTX1 Chips von Microtech schienen nur die Spitze des Eisbergs zu sein. In den Informationen die wir hatten , war die Rede von einer Biowaffe. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter.

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