Log #95 – Chhris und Skandal bei Microtech

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Ich strandete mit meiner Cutlass auf Clio. Chhris rettete mich und erzählte von einem Skandal bei Microtech.


Hektisch bewegte ich den Steuerknüppel hin und her. Die Cutlass reagierte nicht. Die Oberfläche des Mondes Clio kam immer näher. Ich befand mich im freien Fall und hatte keine Kontrolle über das Schiff. Der weiße Fleck, den ich durch das Cockpit Fenster sehen konnte, formte sich immer schneller zu einem Eisberg. Ich stemmte mich in den Sitz und schloss die Augen. Das Krachen und Knirschen von berstendem Eis war zu hören. Dann war es still. Die Cutlass war auf Eis gelegt. Sie hing flugunfähig auf einem Eisbrocken. Wie durch ein Wunder war mir nichts passiert und auch die Cutlass war noch in einem Stück. Ich war weit weg von einem Außenposten und fragte mich, wie ich von diesem frostigen Ort wegkommen sollte.

Erfolglos versuchte ich das Schiff wieder flott zu kriegen, als ich den Sound von Triebwerken hörte. Verflucht, dachte ich. Ich saß hier wie auf dem Präsentierteller. Kam da Rettung oder Gefahr? Ich konnte nur hoffen. Das fremde Raumschiff war immer lauter zu hören. Es kam definitiv näher. Dann donnerte über mich ….. eine Prospector.

Die Prospector landete. Erleichterung umfasste mich wie ein warmer Windhauch. Ich ging zur Heckrampe und übersah die Eisplatte. Die Welt drehte sich, ich schlug hart mit dem Helm auf. Dunkelheit. Als ich wieder zu mir kam lag ich neben der Heckrampe im Eis. Ein Typ in gelber Kälteschutz Rüstung beugte sich über mich. 

Er stellte sich als Chhris vor und fragte ob alles ok sei und er mir helfen könne. Nachdem ich ihm erzählt hatte, was passiert war, schaute Chhris sich die Schiffssysteme an. Gezielt verlegte er ein paar Kabel und überbrückte Subsysteme. Beeindruckt schaute ich seinen geübten Handgriffen zu. Immerhin schaffte er es, die Steuerdüsen zum Leben zu erwecken und die Cutlass ein paar Meter in die Luft zu bekommen. Mehr war aber nicht drin. So konnten wir die Cutlass nicht von dieser Eiskugel weg bringen.

“Ich hab eine Idee, wie wir Deine Cutlass zur Reparatur bringen können, ohne dass Du einen teuren Abschleppservice holen musst.” sagte Chhris. “Wir müssen aber erst nach New Babbage fliegen.” Ich war neugierig, was er vorhatte. Nachdem wir die Cutlass gesichert hatten, stiegen wir in die Prospector von Chhris und flogen los. Schneeflocken flogen an der großen Cockpitscheibe wie kleine funkelnde Sterne vorbei. Die Eisberge von Clio wurde langsam kleiner. Ich stand hinter dem Pilotensitz und hatte etwas Mühe das Gleichgewicht zu halten. Chhris flog einen ziemlich wilden Stiefel.

Nach einem kurzen Flug landeten wir in New Babbage. Wir gingen direkt in einen anderen Hangar. Einen großen Hangar. Ich traute meinen Augen nicht. Da stand eine 890 Jump. Die große Luxusjacht von Origin Jumpworks. Chhris entriegelte das Schiff und wir gingen an Bord. Er musste das Schiff nicht hacken, er hatte die Zugangscodes. War das sein Schiff? Wer war er? Mit einer Prospector konnte man beim Bergbau nicht so viel Geld verdienen um sich eine 890 leisten zu können. Alleine die Unterhaltskosten mussten gigantisch sein. 

Die Sonne ging gerade über New Babbage auf als wir starteten. Das warme orange Licht der Morgensonne stand im Kontrast zur kalten Eisfläche von Microtech. Der Raumhafen von New Babbage verschwand langsam hinter uns im Morgennebel. Chhris flog das große Luxusschiff, ich hatte in einem Co-Pilotensitz platz genommen. Auf dem Flug nach Clio erzählte Chhris, dass er Entwicklungschef bei Microtech war. Die 890 gehörte dem Vorstandsvorsitzenden von Microtech, der ein guter Freund von ihm sei. Chhris hatte bei Micotech gekündigt, da es in der Firma einen Skandal gab. Das war ja klar, dachte ich mir. Die Großkonzerne hatten alle Dreck am Stecken. Ich erzählte Chhris von meinen Erkenntnissen über den Komplott der Großkonzerne im Stanton System, den Aktivisten und den freien Völkern. 

Und dann kam die Überraschung. Wir kannten beide Brubacker. Bei dem Schreiberling liefen wohl alle Fäden zusammen. Das Eis zwischen Chhris und mir war gebrochen. Chhris erzählte die ganze Geschichte von dem Skandal bei Microtech. Der Entwicklungsvorstand von Microtech verkaufte heimlich waffenfähige Chips an illegale und kriminelle Organisationen. Ohne offiziellen Auftrag, ohne Wissen des Vorstandsvorsitzenden. Chhris war als Entwicklungsleiter der Sache auf die Schliche gekommen. Er wusste aber nicht, wer noch alles in den Skandal verwickelt war. Chhris vermutete, dass es Hintermänner gab. Um den Skandal unauffälliger aufklären zu können, hatte er offiziell gekündigt. Chhris und ich hatten ein gemeinsames Ziel, die Aufklärung von Machenschaften bei den Großkonzernen im Stanton System. Die Frage war nur, gab es Zusammenhänge und wie konnten wir zusammenarbeiten.

Inzwischen waren wir auf Clio bei meiner gestrandeten Cutlass angekommen. Es war dunkel, die Eisberge leuchteten im Scheinwerferlicht der 890 wie Leuchtbojen. Ein Meer aus weißen Eisbrocken war aus dem Cockpit zu sehen. Chhris suchte nach einem geeigneten Landeplatz. Ich fragte mich, wie wir die Cutlass mit der 890 abschleppen sollten.

Nach der Landung brachte mich der Fahrstuhl der 890 auf die Oberfläche von Clio. Es war eisig kalt. Mein Raumanzug zeigte an, dass ich nur 20 Minuten in der Kälte überleben könne. Ich suchte durch die Eisbrocken einen Weg zu meiner Cutlass. Als ich ankam, startete ich die Systeme. Das alte und verbeulte Schiff war ganz schön widerspenstig. Ich hatte fast den Eindruck die Cutlass hatte genug von mir und wollte nicht mitkommen.

Wir brauchten mehrere Anläufe, aber schließlich schafften wir es mein Schiff auf dem Hangar der 890 zu parken. In den Hangar bekamen wir die Cutlass nicht, dafür war sie zu breit. Nachdem wir die Cutlass gut gesichert hatten flogen wir nach Port Tressler und brachten mein flug lahmes Schiff zur Reparatur.

Chhris schob sich einen Hotdog in den Mund. “Wir sollten unsere Informationen zusammen tragen. Und wir müssen mit Brubacker reden.” sagte er kauend. Chhris hatte recht. Wir wollten beide die heimlichen Machenschaften der Großkonzerne aufdecken. Gemeinsam hatten wir mehr Möglichkeiten. Und die Hilfe der investigativen Spürnase von Brubacker war wertvoll.

Die Geschichten von Chhris: https://www.blackfunnycrows.de/