Log #91 – Der Geist der Tevarin

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Ein Bergungsauftrag der Geister aus einer anderen Welt hervor rief.


Manche Begegnungen sind mysteriös und diese war so eine. Der Typ der mir gegenüber saß hatte eine Feder im Gesicht tätowiert. Sein Blick war durchdringend und fokussierte mich, wie ein Raubvogel seine Beute. Er sagte er wäre ein unabhängiger Miner. Aber da war mehr, etwas das ich nicht greifen konnte. Greifen konnte ich sein Problem. Er exportierte Erze aus dem Stanton System und das UEE wollte dem Export ein Ende setzen. Zumindest war es das, was er mir sagte.

Da gab es eine Kiste die er dringend benötigte. Agenten vom UEE waren auch auf der Suche nach der Kiste. Und diese Kiste sollte ich bergen. Das kam mir alles sehr bekannt vor. Der Typ meinte, die Situation wäre sehr brenzlich und er könne das nicht selbst machen, da er beschattet wurde. Aber er hatte ein Raumschiff für mich, das mir helfen würde unentdeckt zu bleiben. Als ich zum Landepad kam blieb mir der Mund offen stehen. Es war eine Prowler. Der Nachbau des Stealth Dropship der Alienrasse Tevarin. 

Während des Quantum Flugs zu den angegebenen Koordinaten ließ mich der Gedanke nicht los, dass die Sache mit dem Export nicht die ganze Wahrheit war. Hatte es etwas mit den Aktivisten zu tun? Für das Aktivisten Netzwerk hatte ich schon Kisten mit Informationen geborgen. Aber warum sagte er das dann nicht? Es musste mehr dahinter stecken. Ich befürchtete mehr als mir lieb sein konnte.

Als ich an den Zielkoordinaten ankam wurde die Sache völlig mysteriös. Ich war beim Shipping Hub Gundo. Ein Déjà-vu.  Genau hier hatte ich die erste Kiste für die Aktivisten geborgen und Brubacker getroffen. In meinem Kopf knirschten die Gedanken wie ein alter Mühlstein. Ich versuchte einen Zusammenhang her zu stellen. Es gelang mir nicht. Die losen Enden der Informationen lagen vor mir wie ein Haufen Spaghetti. 

Ich manövrierte die Prowler zum Einstieg der zerstörten Raumstation. Und fasst hätte ich es übersehen und wäre in die Trümmer gekracht. Es waren keine Trümmer der Station, sondern die Reste von einem Raumschiff. Auf einen Schlag schoss Adrenalin in meine Adern und schärfte meine Sinne. Es hatte hier einen Kampf gegeben. Die Station war nicht sicher, ein Hinterhalt nicht ausgeschlossen.

Nachdem ich eine der seitlichen Türen geöffnet hatte prüfte ich aus der Deckung die Lage. Jetzt fühlte ich mich wie ein Raubvogel der nach Beute Ausschau hielt. Es war fast als sei der Geist der Tevarin auf mich übergegangen. 

Wie von Geisterhand gesteuert verließ ich das Raumschiff und schwebte fokussiert und zielstrebig in die Station. Ich war wie in Trance. Meine Waffe hielt ich vor mir, wie ein Adler der seine Krallen nach vorne streckte um seine Beute zu greifen.

Meine Beute hatte ich schnell gefunden. Ich schnappte die Kiste und schwebte zurück zum Raumschiff. Nur keine Zeit verlieren. Schnell rein und schnell raus, bevor jemand etwas bemerkte. Als ich wieder im Schiff war kamen mir Zweifel. War es das schon? Konnte es wirklich so einfach sein?

Einige Zeit später erreichte  ich den Emergency Shelter, in dem ich die Kiste an meinen Auftraggeber übergeben sollte. Eine Prospector stand vor dem Eingang. Der Typ war mit einem Bergbauschiff gekommen. War er etwa doch ein Miner? Ich war verwirrt und hatte Kopfweh von den vielen Gedanken die sich in meinem Kopf drehten.

In dem Außenposten konnte ich zunächst niemanden sehen. Dann kam der Typ plötzlich und lautlos aus einem Schatten. Er nahm die Kiste, bedankte sich und erzählte mir, dass er Erze an die Tevarin lieferte. Einige wichtige Leute hätten damit ein Problem. Aber es würde um viel mehr gehen als um den Export von Erzen. Was das war wollte er mir nicht sagen, nur dass es um die Tevarin ging. Er meinte ich würde den wahren Geist von Ehre in mir tragen und schenkte mir einen Helm. Es war der Nachbau eines Tevarin Helms.

Der Typ war längst gegangen und draußen wurde es hell. Ich saß immer noch in dem Shelter und grübelte. Die Tevarin waren eine zerstörte und unterdrückte Rasse. Nachdem sie vor 300 Jahren den Krieg gegen die Menschen verloren hatten wurden sie in das UEE assimiliert. Unterstützung bekamen sie vom UEE nicht, genauso wenig wie mein Volk. Der Gedanke von Ungerechtigkeit ließ mich nicht los. Es war wie ein Samen der eingepflanzt wurde und langsam zu sprießen begann.