Unerklärliche Dinge passierten auf unserer Expedition.
Mein Magen grummelte immer noch. Es sah so aus, als ob ich mich tatsächlich bei Brubacker angesteckt hatte. Schlaftrunken und mit Bauchschmerzen wankte ich durch den Gang der Starlancer von den Quartieren zur Messe. Es war gespenstig ruhig. Nur die Lüftung surrte leise. Die anderen schienen noch zu schlafen. In der Messe nahm ich mir eine Blue Bilva und ein Rust. Vitamine und Desinfektion von innen, das würde bestimmt helfen. Ich stellte beides auf den Tisch, setzte mich auf die Bank und schlief direkt wieder ein.

“Zero. Zero!”
Die Stimme von Pike riss mich aus meinem Schlaf. Er saß mir gegenüber, die Blue Bilva und das Rust standen immer noch vor mir auf dem Tisch.
“Guten Morgen. Ich glaube, ich bin eingeschlafen.”
Plötzlich schwang das Rumpeln des Fahrstuhls durch das Schiff. Dann ging zischend die Tür auf. Hermieoth, Friedrich und Alaska kamen herein. Alle drei trugen einen Raumanzug und Helme.
“Wir lassen besser die Helme auf”, sagte Friedrich. “Wer weiß welche Krankheitserreger noch durch die Luft schwirren. Und mein Magen ist auch etwas angeschlagen.”
“Ich bin auch nicht ganz fit. Brubacker liegt noch auf der Medic Piscis. Ihn hat es ganz schön erwischt. Er hat behauptet, Krabbeltiere gesehen zu haben. Im Moment schläft er”, ergänzte Alaska.
“Ich schein der einzige zu sein, der keine Probleme hat”, antwortete Pike.
“Monate in Pyro und sich von Ratten und Maden ernähren härtet ab”, erklärte Hermieoth und nahm die Dose Rust vom Tisch.
“He, das ist mein Frühstück”, fuhr ich ihn an.
“Entschuldigung, ich wollte nur aufräumen.”
Hermieoth stellte die Dose wieder auf den Tisch und ich spülte die Blue Bilva mit dem starken Alkohol hinunter.
Währenddessen teilte uns Friedrich in zwei Teams auf. Er und Alaska kümmerten sich um Brubacker. Hermieoth und Pike zogen los, um Steine zu finden, die wir abbauen konnten. Ich holte den GEO Bergbau Mech aus dem Raumschiff von Alaska, lud ihn in die Starlancer und flog Hermieoth und Pike hinterher, die mit dem Hoverbike und dem ROC Bergbaufahrzeug schon einige Kilometer entfernt waren.

Als ich sie eingeholt hatte, schaltete ich auf ihre Funkfrequenz.
“Zero hier. Bin hier um Euch zu unterstützen. Friedrich und Alaska verarzten Bru.”
“Alles klar Zero”, antwortete Hermieoth. “Ich hab hier kleine Steine gefunden, die ich mit dem Handlaser abbauen kann. 500 Meter weiter ist ein Feld mit größeren. Das baut Pike mit dem ROC ab.”
“OK. Ich lande die Starlancer ein Stück entfernt um außerhalb des Explosionsradiuses zu sein. Nur für den Fall, dass wieder etwas schief geht.”
Nach der Landung stapfte ich mit dem GEO zum Feld mit den Steinen. Pike und ich hielten einen möglichst großen Abstand zueinander. Dann aktivierten wir beide die Bergbaulaser, jeder auf einen eigenen Stein.
Die gelben Laserstrahlen penetrierten die Steine. Das Summen der Laser lag wie ein Vibrieren in der Luft. Ich war bis unter die Haarspitzen angespannt und konnte den atemberaubenden Anblick des Grabens und der hohen Berge nicht genießen. Zu viel war bisher auf unserer Expedition passiert. Zu oft schien der Prophet von Pyro etwas gegen den Bergbau zu haben. Das Schicksal war uns bisher nicht hold gewesen.
Der Stein, der von meinem Laser bearbeitet wurde, fing an orange zu glühen. Die Energie im Stein stieg. Vorsichtig reduzierte ich die Leistung des Lasers. Ein Grollen wie von einem Vulkan ging vom Stein aus. Es rumorte und brummte, dann hörte ich links von mir einen Knall.

Erschrocken schaute ich über meine Schulter. Der Stein von Pike war ohne Explosion und ohne Schäden anzurichten, zerbrochen. Dann krachte es vor mir. Auch mein Stein zerbrach in kleine Teile und legte die Mineralien frei. Wir sammelten die Bodenschätze mit dem Traktorstrahl ein und machten uns an die nächsten Steine.
Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Es lief. Endlich schien das Glück auf unserer Seite zu sein. Einen Stein nach dem anderen bauten wir ab. Es dauerte nicht lange, bis die Frachtkiste in meinem GEO voll war.
“Pike, Du hast den größeren Frachtcontainer. Ich zerleg die Steine und Du sammelst das Zeug auf. So sind wir effizienter”, schlug ich voller Motivation vor.
Inzwischen war auch Hermieoth zu uns gekommen und untersuchte die Mineralien.
“Das ist Glacosit. Ist laut Datenbank ein sehr leichter Isolator.”
Dann meldete sich Pike etwas verzweifelt.
“Zero, ich hab eingesammelt was geht. Der ganze Rest, der hier noch liegt, wird vom Traktorstrahl nicht aufgesaugt. Keine Ahnung was da los ist.”
Ich schaute mich um. Überall lagen die bernsteinfarbenen Mineralien-Klumpen herum. Der Boden war davon übersät. Es war verrückt, auch der Traktorstrahl des GEO konnte sie nicht greifen.
“Dann halt von Hand”, sagte Pike und fing an, die Klumpen einzusammeln.
Ich stieg aus dem GEO aus und machte mich auch an die händische Arbeit.

In dem Augenblick war das Brummen von Raumschiffen zu hören. Friedrich und Brubacker kamen mit der Zeus, Alaska mit seiner Golem. Sie landeten und wir berichteten von unserem Erfolg und dem Problem mit den Traktorstrahlen. Alaska versuchte noch, mit dem Traktorstrahl der Golem die Mineralien einzusammeln, doch auch er war erfolglos.
Plötzlich rief Friedrich.
“Verdammt! Was war das? Ein Klumpen ist gerade an mir vorbei geflogen und gegen das Triebwerk der Starlancer geknallt.”
“Wow, auch an meinem Kopf ist gerade so ein Ding vorbeigeflogen”, sagte Brubacker, der wieder auf den Beinen war.
Ganz plötzlich spielte die Welt verrückt. Immer wieder flogen einzelne Kristalle wie Geschosse durch die Luft. Ich ging hinter dem GEO in Deckung. Es machte Peng! Peng! als Klumpen gegen den Arm des GEO krachten und kleben blieben. Wie Trauben hingen sie dort.
“Das ist ja irre”, hörte ich Pike rufen. “Das Zeug fliegt an den Arm des ROC und verharrt dort.”
Was zum Teufel war hier los? Was für ein Spuk war das? Gerade waren wir noch auf der Erfolgsspur und jetzt? Unsere Mission war wirklich verflucht.
“Achtung!”, rief Friedrich plötzlich. “Da kommt ein Lichtbogen aus dem Boden. Haltet Abstand!”
Es war irre. Ein roter Strahl kam 1,5 Meter aus dem Boden, bog und wand sich und tanzte wie ein Blitz auf der Stelle. Ich hatte ja schon viel erlebt, aber das war nicht normal.

“Also wenn ihr jetzt immer noch nicht an sowas wie die Prophezeiung glaubt, was muss noch passieren….”, konstatierte ich.
Alaska hatte allerdings irgendwelche wissenschaftlichen Erklärungen, die ich nicht verstand. Ich hielt es für einen Spuk, für etwas Unnatürliches. In einem waren wir uns jedoch einig. Wir alle wollten nur noch eines. Weg von hier.
Nachdem wir die Fahrzeuge in die Starlancer verladen hatten, standen Brubacker und ich vor dem ROC und schauten ungläubig auf den großen Klumpen Kristalle, der am Arm des ROCs hing. Der Klumpen bewegte sich, er waberte hin und her.

“Das sieht organisch aus”, stellte Brubacker fest.
“Ja, als wenn es leben würde”, ergänzte ich.
“Los zurück zum Basislager”, befahl Friedrich.
“Lass mich erst aus diesem Schiff raus. Mit dem Ding am ROC fliege ich nicht mit”, sagte Brubacker.
“Na toll. Jetzt darf ich alleine mit dieser Anomalie fliegen”, grummelte ich genervt.
“Ich bleib an Bord und fliege mit Dir”, sagte Pike.
“Wenigstens einer, auf den man sich verlassen kann”, antwortete ich.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Wir flogen durch die Dunkelheit zurück zum Basislager. Die Freude über unseren Bergbau-Erfolg war durch die Anomalien etwas getrübt.
“Schon auffällig”, stellten Pike und ich fest. “Es lief alles glatt, bis die anderen aufgetaucht sind.”
Dann hörten wir die panische Stimme von Alaska im Funk.
“Verdammt. Nein. Ahh. Ich verliere die Kontrolle. Ich stürze ab…..”
Dann riss die Verbindung ab. Das Unglück hatte uns wieder eingeholt.