Log #109 – Angriff der Xenothreat

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Sollte der Angriffsplan aufgehen? Gab es Verbindungen zum Komplott im Stanton System.


Diese Stimme, diese Durchsage, ich hatte sie schon vorher gehört. “People of Stanton……”. Ich hatte mir gerade einen Apfel bei Garcia’s Greens geholt, als ich es auf dem Monitor sah. Xenothreat, sie kündigten den Angriff auf das Stanton System an. Ich fragte mich warum, warum wollten sie Port Olisar zerstören. Die Konzerne hatten doch schon eine Lösung um den Erz Export an die freien Völker zu unterbinden. Warum noch dieser Angriff. In dem Augenblick kam die Nachricht der Civilian Defense Force auf das Mobiglass. Xenothreat hatte einen Konvoi der UEE Navy angegriffen. Die Navy benötigte zivile Kräfte zur Unterstützung. Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. Der Angriff der Xenothreat hatte nichts mit den Konzernen zu tun, nichts mit dem Export an die freien Völker. Es war ein Feldzug von Terroristen, gegen alles was nicht menschlich war und gegen jede Zusammenarbeit mit Aliens. Stanton sollte nur der erste Schritt sein. Die freien Völker waren auch nicht sicher. Ich beschloss zu helfen und machte mich auf den Weg. 

Ziel von Xenothreat war der Javelin Zerstörer,  der im Dock der Jericho Station lag. Ohne den Nachschub war die Javelin nicht einsatzbereit und dem Angriff schutzlos ausgeliefert. Nachdem der Konvoi zerstört war, blieb der Nachschub aus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Xenothreat Kräfte den Angriff auf die Javelin starteten. Neben Kampfpiloten wurden Frachter gesucht, um die Ladung aus den Wracks des Konvois zu bergen und zur Jericho Station zu bringen. Fracht bergen konnte ich, allerdings musste ich das noch nie in einem Kampfgebiet. Das Risiko war groß, die Zeit knapp. Ich war gerade im Nebel bei MIC-L1 angekommen, als eine Vanguard längsseits kam und mich kontaktierte. “Flieg Du zum Wrack und hole das Zeug raus. Ich gebe Dir Deckung”. Er hatte gerade ausgesprochen, als mehrere Feindkontakte auf dem Radar auftauschten. Die Vanguard drehte ab, flog direkt auf die roten Punkte auf dem Radar zu und verschwand im Nebel.

Ich flog das erste Wrack an und positionierte die Star Runner so, dass die Ladung direkt umgeladen werden konnte. Mit Sorge sah ich, wie die Laserblitze des Gefechtes näher kamen. Hoffentlich konnte die Vanguard die feindlichen Kräfte lange genug von meiner Position fern halten. Sobald ich in das Wrack ging, war mein Raumschiff ein leichtes und wehrloses Ziel. Ich hätte besser noch jemanden mitgebracht. Ich übertaktete die Schilde, in der Hoffnung, mir so etwas Zeit zu verschaffen, sollte ich angegriffen werden. Eine eher symbolische Aktion. Mit einem letzten sorgenvollen Blick auf das Gefecht, verließ ich das Cockpit und machte mich auf den Weg zum Wrack.

Das Tor zum Frachtraum der zerstörten Starfarer war offen. Mit gezogener Waffe schwebte ich von der Star Runner hinüber. Glühende Wrackteile waren weit verstreut. Vorsichtig betrat ich den Frachtraum. Es war dunkel. Ich konnte kaum etwas erkennen. Frachtgestelle standen überall rum. Die Szenerie war unübersichtlich, ich hatte keine Ahnung ob noch Piraten an Bord waren. Als ich vor dem ersten Frachtgestell stand traf mich der Schlag. Das konnte doch nicht wahr sein. Es war leer, das zweite auch. Ich durchsuchte den ganzen Frachtraum. Nichts, die Ladung war weg. Verzweiflung machte sich in mir breit. Hatten wir schon versagt? War die Javelin bereits verloren?

Als ich wieder in der Star Runner war, entdeckte ich ein weiteres Wrack Es war näher an dem anhaltenden Raumkampf. Weitere Kampfschiffe waren zur Unterstützung eingetroffen. Laserblitze tanzten wild umher. Explosionen erhellten den Nebel. Eine Freelancer Max war bereits bei dem zweiten Wrack. Ich parkte die Star Runner daneben und ging in das Wrack. Mehrere Personen waren damit beschäftigt die Fracht umzuladen. Dann kam die Nachricht, dass Xenothreat Kräfte bei Jericho eingetroffen waren. Der Angriff begann, die Javelin war noch nicht einsatzbereit. Uns lief die Zeit davon.

Der Großteil der Ladung war bereits in der Freelancer. Es war nur ein kurzer Sprung nach Jericho. Eigentlich würde sie noch rechtzeitig ankommen. Das Problem war, die Freelancer konnte nicht springen. Ein Teil der Ladung reagierte explosiv auf einen Quantum Sprung. Sie musste im konventionellen Flug transportiert werden. Das kostete Zeit, Zeit die wir nicht hatten. “Ladet das Quantum sensitive Zeug in die Star Runner. Springt mit dem anderen Zeug nach Jericho. Ich komme mit dem Rest so schnell wie möglich nach.” rief ich hektisch. Wie vom Teufel besessen verteilten wir die Fracht auf die beiden Raumschiffe. Der Traktorstrahl vom Multitool lief heiß. Die Uhr tickte. Kämpfe tobten in der Nähe des Wracks. Eine Idris Fregatte der Xenothreat nahm die wehrlose Javelin mit einer Railgun unter Beschuss. Die Lage schien aussichtslos.

Endlich hatten wir alles umgeladen. Die Freelancer sprang direkt zur Jericho Station. Für mich begann der lange Weg mit dem konventionellen Antrieb. Ich hielt kurz inne. Hatte ich eine Chance rechtzeitig anzukommen? Würde ich überhaupt ankommen? Oder würden mich Jäger der Xenothreat unterwegs abfangen? Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. “Ich komme mir Dir. Ich gehe in den Geschützturm der Star Runner und halte Dir den Rücken frei.” Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Hilfe kommt manchmal unverhofft und ein gemeinsamer Feind schweißt zusammen. Der Nebel wurde langsam hinter uns kleiner, als der “White Rabbit” mit maximaler Geschwindigkeit durch das All schoss. Ein Funke Hoffnung, auf dem Weg zwischen den Sternen.

Noch bevor wir die Raumstation Jericho sahen, sahen wir die Explosionen. Hell wie eine Nova, überstrahlten sie die Sterne. So hell, dass der Funke verblasste, der Jericho fast erreicht hatte. War es vorbei? Hatte Xenothreat den Kampf gewonnen? “Die Idris hat schwere Treffer eingesteckt. Sie wurde von mehreren Torpedos getroffen.” Euphorische Schreie waren über Funk zu hören. Der Funke Hoffnung glühte wieder.

Nachdem ich meine Ladung auf Jericho abgeliefert hatte, flog ich zurück zur MIC-L1 Shallow Frontier Station . Den weiteren Kampf gegen Xenothreat wollte ich anderen überlassen. Ich war kein Soldat, meine Stärken lagen woanders. Zum Abschied flog ich über die Javelin. Was ein Biest. Wir hatten es geschafft. Sie war bereit für den finalen Schlag gegen die Xenothreat Bedrohung im Stanton System. 

Ich stand auf der Empore der Gallery und ließ meinen Blick umher schweifen. Mir wurde eine Sache klar. Wir lagen falsch. Die Aktivisten, Brubacker und ich, wir lagen so falsch. Unsere Vermutung, dass die Konzerne, mit der Hilfe von Xenothreat, Port Olisar zerstören wollten, war falsch. Wir hatten Hinweise, dass die Konzerne den Export von Erzen, an die freien Völker verhindern wollten. Und wir hatten Hinweise, dass Xenothreat etwas im Stanton System vor hatte. Aber die beiden Dinge hatten nichts miteinander zu tun. Das war nicht der Komplott im Stanton System. Der Export war inzwischen über neue Sicherheitsvorschriften und Handelsbestimmungen unterbunden. Xenothreat verfolgte ganz eigenen Ziele, die nichts mit den Konzernen zu tun hatten. Da war aber eine andere Sache. Gefährlicher, düsterer, mit vielen offen Fragen – Was hatte es mit dem Killer-Satelliten und den MTX1 Chips auf sich? Und hatte das etwas mit dem Projekt ENOS und der Biowaffe zu tun? Fragen, auf die ich noch eine Antwort finden wollte.