Die folgende Geschichte basiert auf der offiziellen Geschichte “The Payout” von Dave Haddock (Original-Link zu “The Payout”). Die Geschichte greift die Ereignisse und Figuren aus “The Payout” auf, erzählt aber einen weiterführenden und parallelen Handlungsstrang. Mit diesem Handlungsstrang wird die Brücke geschlagen zu den Geschichten von Zero Sense. Die Storyline ‘zahltag’ von Zero Sense wird darauf aufsetzen.
Um den Gesamtzusammenhang besser zu verstehen lohnt es sich zuerst die offizielle Geschichte “The Payout” zu lesen.
In Lorville lässt Hurston Security einen Schmuggel auffliegen. Es gibt Tote. Die Hintermänner des Schmuggels sind abgetaucht und suchen einen neuen Weg dringend benötigte Waren nach Lorville zu schmuggeln.
Dave versuchte seine Panik zu bändigen. Nachdem was passiert war hatte er allen Grund panisch zu sein. Im Strom der Massen schwomm er mit. Wie alle anderen ging er mit gesenktem Kopf vorbei an rostigen Rohren und dreckig braunen Leitungen. Er hatte das Verlangen schneller zu gehen sich an all den anderen vorbei zu drängen. Doch Hurston Security war überall. Wie Jäger standen die Wachen an jeder Ecke. Kameras überwachten jeden Winkel, registrierten jede ungewöhnliche Bewegung. Dave gab sich alle Mühe nicht auf zu fallen, ein Teil des schmutzigen Menschen Stroms zu sein. Inzwischen hatte er die Metro Station hinter sich gelassen. Er musste nur noch die Treppen runter und dann rechts in das Produktionsviertel FD19. Ungeduldig nahm er eine Stufe nach der anderen. Schritt für Schritt näherte er sich der Abzweigung.
Am unteren Ende der Treppe stand eine Wache in schwarz gelber Rüstung. Dave fixierte mit seinem Blick den Boden. Scheinbar unbeteiligt lief er an der Wache vorbei, nahm die Abzweigung und ging die Stufen in das Produktionsviertel hinunter. Der monotone Klang der Lautsprecherdurchsagen wurde leiser und vom Krach der Maschinen übertönt. Nebelschwaden waberten durch die Gänge. Zusammen mit dem gelben Kunstlicht erzeugten sie eine seltsam anmutende Atmosphäre. Unnatürlich, aber nicht so giftig wirkend wie das durch Staub und Dreck durchsetzte Tageslicht an der Oberfläche. Dave ging den Gang entlang vorbei an Gastanks. Am Ende des Wegs erreichte er eine rostige Tür. Mit einem langen Quietschen öffnete er sie und trat in einen dunklen Raum. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte lehnte er sich mit dem Rücken dagegen. Erst jetzt löste sich seine ganze Anspannung. Schwer atmete er tief ein und aus.
Nach einer Weile beruhigte sich Dave. Er setzte sich auf einen Stuhl, überlegte was schief gelaufen war und was er jetzt tun sollte. Plötzlich flog die Tür mit einem lauten Krach auf. Zwei Gestalten stürmten in den Raum. Durch das Gegenlicht konnte Dave nicht erkennen wer es war. Er sprang auf und wich zurück.
“Dave! Gut dass Du hier bist.”
“Hast Du das von Jens gehört?”
Dave kniff die Augen zusammen. Erst jetzt erkannte er Mike und Tina.
“Scheiße habt Ihr mich erschreckt. Müsst Ihr so durch die Tür stürmen. Ich dachte erst es wäre Hurston Security.”
Dave setzte sich wieder auf den Stuhl und fuhr fort.
“Ja ich habe das von Jens gehört. Schöne Scheiße. Sully, den Schmuggler haben sie auch erwischt.”
“Seine Ex, Kala hat ihn verpfiffen.” Die Stimme von Mike bebte vor Wut.
“Nein, Kala bestreitet das”, erwiderte Tina.
Dave überlegte kurz. “Wie auch immer. Das erklärt aber nicht warum der ganze Schmuggel aufgeflogen ist. Warum ist Hurston Security bei der Übergabe der Ware aufgetaucht? Und warum wurde plötzlich rum geballert?”
Traurig und leise sagte Tina. “Hurston greift immer härter durch. Schmuggeln ist zu gefährlich geworden. Außer dem Tod erreichen wir damit nichts.”
“Was ist los mit Dir Tina? Wirst Du jetzt zu einem Weichei? Geh doch zu Kagan und seinen Leuten. Kannst ihm ja bei seiner Petition helfen”, schnaubte Mike.
Dave versuchte zu beschwichtigen. “Sachte Leute. Es hilft niemanden wenn wir uns gegenseitig anfeinden. Unser Gegner heißt Hurston Dynamics. Huston muss bezahlen.”
“Ja aber mit einer Petition erreichen wir nichts. Wir sind alle verfault bis sich etwas ändert. Wenn sich überhaupt etwas ändert.” Mike konnte sich kaum beruhigen.
Tina schüttelte den Kopf. “Und Schmuggeln ist besser? Wie viele Tote willst Du in kauf nehmen Mike? Wir müssen einen anderen Weg gehen.”
Dave versuchte immer noch die Wogen zu glätten. “Langfristig müssen wir es mit der Petition versuchen. Kurzfristig müssen wir den Menschen in Lorville aber das beschaffen was sie im Alltag benötigen und ihr Leben etwas verbessert. Da hilft erstmal nur der Schmuggel.”
“Und wie? Irgendjemand hat uns verpfiffen. Wir können niemanden mehr vertrauen. Selbst Tina kippt um.”
“Ich kippe nicht um. Ihr wollt nur nicht einsehen das Ihr in einer Sackgasse seit.”
Dave hob die Hand. “Beruhigt Euch. Wir sind wirklich in einer Sackgasse. Wir haben keine Ahnung wen Hurston alles auf der Fahndungsliste hat. Wir brauchen einen neuen Weg. Ein neues Gesicht. Jemand von außerhalb der uns das Zeug rein schmuggelt.”
“Und wer soll das sein?”
“Keine Ahnung. Ich muss mit Sam reden. Er hat sehr gute Kontakte. Allerdings ist er auf Everus Harbor. Ich muss auf die Orbitalstation und mit ihm persönlich sprechen.”
“Na toll. Und Du glaubst Du kannst einfach durch den Zoll und da hoch fliegen? Hurston wird Dich erwischen”, mahnte Mike.
“Ich werde einen Weg finden, ich bin Wartungstechniker mit erweiterten Befugnissen.”
“Das gefällt mir nicht. Das ist nicht richtig”, sagte Tina mit leiser Stimme.
*****
Die Situation war wirklich verzwickt. Ohne Grund konnte Dave nicht einfach zur Orbitalstation Everus Harbor fliegen. Das würde Fragen am Zoll aufwerfen. Die Security würde wissen wollen was der Grund seiner Reise sei und ihn beobachten. Normalerweise würde Dave zu Michael Shaw gehen. Für Shaw war es kein Problem jemanden unbemerkt nach Everus Harbor zu bringen. Doch irgendjemand hatte Hurston Security einen Tipp gegeben und den Schmuggel auffliegen lassen. Dave war sich nicht sicher ob er Shaw noch vertrauen konnte, wem er überhaupt vertrauen konnte. Er musste einen alternativen Weg finden. Ein neues Risiko eingehen. Einen Kollegen um einen seltsamen Gefallen bitten.
Wartungstechniker flogen regelmäßig mit einem Arbeitsauftrag von Lorville nach Everus Harbor. Dave bat einen Kollegen, der einen Auftrag auf der Orbitalstation hatte, mit ihm die Schicht zu tauschen. Es war eine ungewöhnlich Bitte. Hurston Dynamics sah es nicht gerne wenn die Zahnräder, die perfekt ineinander griffen, vertauscht wurden. Doch Dave sah keinen anderen Weg, er musste das Risiko eingehen. Der Kollege war überrascht, willigte gegen eine Gefälligkeit jedoch ein.
Der Plan war nicht perfekt doch der beste den Dave hatte. Würde sein Kollege dicht halten? Und was war mit Tina? Sie hatte sich seltsam verhalten und hatte den Schmuggel verurteilt. War sie auch ein Risiko? Mit einem unguten Gefühl ging Dave zum Spaceport. Die Schleuse des Zolls war direkt vor ihm. Mehrere Wachleute standen am Durchgang. Dave zögerte und blieb stehen. Zwei Geschäftsleute kamen von den Terminals. Sie gingen durch die Schleuse. Die Wachen beachteten sie nicht. Eine Gruppe Arbeiter drückten sich von hinten an Dave vorbei. Ohne ein Wort zu sprechen marschierte die Gruppe durch die Sicherheitsschleuse. Die Wachen rührten sich nicht und standen teilnahmslos da. Dave gab sich einen Ruck und lief auf die Schleuse zu. Er war fast durch als er eine laute metallische Stimme hörte.
“Halt! Stehen bleiben!”
Dave erstarrte. Eine Wache versperrte ihm den Weg. Eine weitere stellte sich hinter ihn.
“Ausweisen”, befahl die Wache.
Dave zeigte seinen Arbeitsauftrag. Skeptisch betrachtete die Wache den Auftrag. Dann sah sie Dave eindringlich ins Gesicht.
Dave bekam weiche Knie. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Die Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe.
Dann machte die Wache einen Schritt zur Seite.
“Weiter gehen!”
Ohne Verzögerung marschierte Dave los. Nach der Sicherheitsschleuse bog er rechts ab zur Tür die nur für das Personal war. Er legte seinen Ausweis auf den Scanner. Die Tür quittierte den Versuch mit einem dumpfen Ton der klar signalisierte das der Ausweis nicht akzeptiert wurde. Die Wachen schauten zu Dave. Er legte erneut seinen Ausweis auf den Scanner. Wieder der dumpfe Ton. Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn von Dave. Die Wachen gingen einige Schritte auf Dave zu. Hektisch legte er wieder seinen Ausweis auf den Scanner. Ein grünes Licht leuchtete auf und die Tür öffnete sich.
Dave musste einige Metalltreppen nach oben laufen. Schließlich erreichte er das Landepad auf dem das Shuttle stand. Die Gruppe Arbeiter die am Zoll an ihm vorbei gelaufen war stieg gerade ein. Eine Wache stand neben dem Shuttle und beobachtete das Boarding. Immer noch mit weichen Knien ging Dave auf die Luke des Shuttles zu. Nachdem die Wache seinen Arbeitsauftrag gescannt hatte durfte er an Bord. Kaum war er angeschnallt hob das Shuttle ab und flog in den Orbit. Erst als die Schwerkraft nach ließ wurde auch die Anspannung von Dave geringer. Er hatte es geschafft, er war raus aus der Stadt.
Nach der Landung auf der Orbitalstation machte sich Dave direkt auf die Suche nach Sam.
*****
Dave traf Sam auf dem Food Court. Sam kaute auf einer Pizza, Dave stocherte in seinen Nudeln rum. Sie saßen etwas abseits gut geschützt vor fremden Ohren. Die Geräuschkulisse der großen Halle drang nur gedämpft zu ihnen. Dave berichtete Sam von dem schief gelaufenen Schmuggel.
“Du willst also jemanden von Außerhalb. Jemand der ganz neue Wege geht. Jemand der eine neue Schmuggelroute in die Stadt aufbaut”, fasste Sam zusammen.
“Ja genau. Die bisherigen Wege sind wahrscheinlich kompromittiert. Wir brauchen jemanden mit kreativen Ideen.”
Sam biß ein Stück von der Pizza ab und überlegte wer in frage kommen könnte. Dann fiel ihm Zero Sense ein. Zero war ein erfahrener Schmuggler und arbeitete schon länger mit den Aktivisten zusammen. Er hatte ein eigenes Netzwerk und nichts mit den Tölpeln in Lorville zu tun. Sam konnte ihm vertrauen. Zudem hatte Zero ein Herz für die Unterdrückten und Schwachen. Der Auftrag könnte ihm gefallen.
“Ich habe da jemanden im Sinn. Je weniger Du weißt, desto besser. Ich gebe Dir bescheid sobald die Sache anläuft.”
Sam schob sich das letzte Stück Pizza in den Mund, stand auf und ging.
Dave schaute ihm nach. Jetzt konnte er nur noch warten und hoffen. Hoffen dass Sam jemanden hatte der es schaffen würde Waren in die streng überwachte Stadt zu schmuggeln.