Log #141 – Project Enos – Durchatmen

with Keine Kommentare

Ich zog mich zurück zum durchatmen und analysierte die Informationen von Projekt Enos.


Ich versuchte mir den Schlaf aus den Augen zu reiben. Es war eine lange und unruhige Nacht. Die vergangenen Ereignisse ließen mich nicht los. Mein Körper fühlte sich an als wenn ein Ursa Rover über mich gefahren wäre. Es war Zeit richtig durchzuatmen, neue Kraft zu tanken, eine Pause zu machen. Langsam richtete ich mich von meiner Schlafkoje auf, setze ein Fuß nach dem anderen auf den Boden des Schlafbereichs meiner Star Runner. Mühsam stand ich auf und ging schweren Schrittes in die Küche. Im Kühlschrank fand ich eine große Auswahl an Getränken und Lebensmitteln. Nicht nur Whiskey-Cola, auch Smoothies und andere gesunde Sachen. Ich hatte es mir an Bord der White-Rabbit für einen längeren Aufenthalt gemütlich gemacht. Etwas ziellos flog ich durch das Stanton System, mied die großen Landezonen und schlief an Bord.

Nachdem ich mich gestärkt hatte ging ich ins Cockpit und schaute hinaus in das Weltall. Ein grünlicher Nebel verdeckte die Sterne. Die Nacht hatte ich in einer der Gaswolken der Lagrange Points verbracht. Ich musste an Enos denken. Der Schleier um das Projekt hatte sich gelüftet. Durch die Informationen aus der Höhle auf Daymar, wussten wir inzwischen was Enos war. Die verschiedenen Varianten von Enos waren Entwicklungsstufen. Von einem Heilmittel über einen Kampfstoff gegen den Vanduul Organismus waren sie inzwischen bei der Züchtung von Supersoldaten angekommen. Es war die Rede von Gestaltenwandlern, von einer neuen Spezies Mensch die den Vanduul überlegen sei. Organismen die gezüchtet und programmierbar seien. Ich verstand kein Wort von dem was in den Informationen stand. Nur das es verrückt und bedrohlich war. Es war unmenschlich.

Am Schreibtisch schaute ich mir die Informationen nochmal am Bildschirm an. Entgeistert starrte ich auf die Einträge des geborgenen Forschungsprotokolls. Der letzte Eintrag erregte meine Aufmerksamkeit:

Wir haben es geschafft drei Imprints von Xedan Thormento mit Ena_03 zu designen.

Sollte das heißen, dass künstlich ein Imprint eines Menschen erstellt wurde? Oder ein bestehender Imprint verändert wurde? Konnten sogar mehrere Imprints eines Menschen parallel existieren? Wie war das möglich? Bisher hieß es, es könne immer nur eine digitale Kopie eines Menschen existieren. Waren die Wahnsinnigen auf dem Weg Klone zu erschaffen?

Wütend sprang ich vom Schreibtischstuhl auf und lief nachdenklich auf und ab. Dann fiel mir eine weitere Nachricht ein die wir abgefangen hatten: 

U:Was ist mit Emhyr Thormento?
M: Sollte in seinem Sohn implantiert sein. Wir haben zudem eine DNA Codierung gespeichert. Ein Klon wäre durchaus möglich. Der reale Körper ist wichtiger!
U:  Bringt mir den Sohn! Ich führe das Experiment selbst durch!

Emhyr war der Vater von Xedan. Es sah so aus als ob es einen speziell geschaffenen Imprint von Xedan gab und sein realer Körper für ein Experiment benötigt wurde. War das der Grund warum Xedan entführt werden sollte? Sollte ein Klon von Xedan erschaffen werden? Oder von seinem Vater? Aber warum wurde Xedan dann auf der Hydra Thalis zurückgelassen als Eris ihn dort in Gewahrsam hatte? Wurde Xedan auf der Hydra Thalis gar nicht verhört sondern ein Experiment mit ihm durchgeführt und deshalb lag er jetzt im Koma?

Inzwischen stand ich wieder im Aufenthaltsbereich der Star Runner und verschob Figuren auf dem Schachbrett. Es gab noch so viele Fragen und offene Enden in der Enos Geschichte. So viele Player waren in die Sache verwickelt. Ich hatte die Befürchtung es war noch nicht vorbei. Wie ein nasser Sack fiel ich auf das rote Sofa das neben dem Schachbrett stand. Langsam wurde mir klar, dass ich mich nicht rausziehen konnte. Zu tief war ich in den Fall verwickelt. In der letzten Nachricht von Ignotus war sogar explizit meine White-Rabbit erwähnt und dass wir Ignotus finden sollen. Ich steckte tiefer drin als mir lieb sein konnte. 

Aber erstmal musste ich durchatmen und etwas Abstand gewinnen. Es gab noch einen weiteren Grund unter dem Radar zu bleiben. Im CommRelay hatte ich einen Suchauftrag gefunden. Er war vom Leibwächter von Eris den wir auf der Cutlass Red zurückgelassen hatten. Er schien ziemlich verärgert zu sein und suchte uns wegen der Aktion auf der Renaissance und auf der Cutlass Red. Der Suchauftrag enthielt unter anderem eine Personenbeschreibung von mir. Immerhin ging er davon aus, dass ich ein Techniker sei. Meine echte Identität war ihm nicht bekannt. Trotzdem musste ich vorsichtig sein.
Ich startete den Quantum Antrieb und flog zu meinem nächsten Ziel.

Die Tragweite von Enos war noch nicht absehbar. Es gab Gruppierungen die Enos nicht nur gegen die Vanduul einsetzen wollten, sondern gegen Kriminelle und Feinde des UEE. Wir mussten uns auf gefährliche Zeiten vorbereiten. Insbesondere diejenigen die als Feinde des UEE angesehen wurden. Dazu gehörten auch die Aktivisten und die freien Völker. Niemand war sicher, nirgendwo. Im Stanton System gab es keinen sicheren Rückzugsort. Deshalb fing ich an versteckte Lager mit Ausrüstung anzulegen. So hatte ich im Notfall verschiedene Möglichkeiten mich neu auszurüsten ohne beim Einkaufen Spuren zu hinterlassen.
Inzwischen war ich auf einem der abgelegenen R&R Stationen angekommen. Hier gab es ein dunkles verstecktes Materiallager. Wer es noch nutze und warum es hier war wusste ich nicht. Aber es war ideal für mich. Ich deponierte Waffen, Munition, Raumanzüge und Rüstungen. Hoffentlich musste ich nie auf das Lager zurückgreifen.

######################


Schöne Weihnachten und bleibt gesund. Die Geschichten gehen bald weiter…